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Die Geschichte der Spiegelchemie Bernburg

Die Spiegel-Chemie Bernburg wurde 1918 von Max Ermes in Bernburg gegründet, 1972 wurde der Betrieb verstaatlicht und hieß VEB Spiegelchemie Bernburg, 1990 wurde dieser stillgelegt und 2012 schließlich abgerissen.


Die Spiegel-Chemie Bernburg wurde 1918 von Max Ermes in Bernburg gegründet. Dieser entwickelte damals ein Verfahren, dass die Verspiegelung von Flachglas ungefährlicher machte. 1972 wurde der Betrieb verstaatlicht und hieß VEB Spiegelchemie Bernburg. Zunächst wurden Glasflächen verspiegelt, später kamen Beschichtungen von Hohlkörpern hinzu. 1990 wurde dann die ehemalige Spiegel-Chemie stillgelegt. 2010 erwarb die Stadt Bernburg das rund 1.200 Quadratmeter große Grundstück und ließ es durch ein Spezialunternehmen im Jahr 2012 abreißen.

 

Da die Bausubstanz zu diesem Zeitpunkt des Abrisses im April 2012 erheblich mit Schadstoffen kontaminiert war und neben gefährlichen Chemikalien auch Öle, Fette, Lösungsmittel sowie Schleifschlämme in allen Etagen bis in den Keller gefunden wurden, übernahm eine Spezialfirma die komplette Fachplanung für den Abriss und die Entsorgung. Das Unternehmen Wesseling hat hohe Kompetenzen bei dem Rückbau von Industriebrachen unnd der Schadstoffentsorgung. Bei der Tiefenentrümmerung wurden sämtliche Schadstoffe entfernt und ein kompletter Bodenaustausch vorgenommen. Außerdem wurden die kontaminierten Flächen durch das Unternehmen entsorgt, sodass seit dem Abriss 2012 von diesem Grundstück keinerlei Gefahr mehr ausgeht.

Vor dem Abbruch wurden die Umweltgifte beräumt, sodass im Mai 2012 mit dem eigentlichen Abriss begonnen werden konnte. Die Gesamtkosten betrugen 686.000 Euro, wovon das Umweltministerium mit 548.000 Euro den Großteil der Kosten trug. Die restlichen 138.000 Euro wurde aus Eigenmittel der Stadt Bernburg finanziert. Das Gelände zwischen der Hohen Straße und der Liebknechtstraße kaufte die Stadt hauptsächlich, um ein innerstädtischen Schandfleck verschwinden zu lassen. Da durch die Förderung das Grundstück für die kommenden zehn Jahre nicht veräußert werden darf, soll die Fläche als zusätzlicher Parkraum zu Verfügung stehen.

 

Bei der Begehung zu Beginn der Abrissarbeiten waren allerlei Kanister und Gläser mit verschiedenen Säuren zu sehen. Unglaublich, unter welchen Arbeitsbedingungen hier mit hochgefährlichen Chemiekalien gearbeitet wurde. Die Geruchsbelästigung bei der Verspiegelung durch Ammoniak-Dämpfe war extrem hoch. Lüfter im Keller und am Fenster sorgten für ein wenig Frischluft. In den Fußböden überall Abflüsse, durch die wohl auch erhebliche Mengen Gifte in das Abwasser gelangten. In der ehemaligen Produktionshalle stand  noch eine große Palette Spiegelglas, die nie abgeholt wurde.

 

Im ehemaligen Büro wies eine Tafel auf die Planerfüllung im Bereich Präparate hin. Zu Großaufträgen wurde damals die Hohe Straße gesperrt und Glastische aufgebaut, um die Spiegel zu schneiden. Ein Auftrag davon könnte auch die Herstellung der verspiegelten Glasscheiben für den Palast der Republik in Berlin gewesen sein, so Anwohner. 1990 wurde dann die ehemalige Spiegel-Chemie stillgelegt.

 

Artikel: April 2012 Quelle: Stadt Bernburg

Fotos: L. Altrock

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