Biosphärenreservat Südharz - Aeikens bedauert Nein von Gemeindevertretern zum UNESCO-Antrag

Sachsens-Anhalts Umweltminister Dr. Hermann Onko Aeikens zeigt sich enttäuscht über die Entscheidung der Gemeinde Südharz gegen die Einrichtung eines UNESCO-Biosphärenreservates Südharz. Aeikens sagte heute in Magdeburg, dass der Antrag an das deutsche MAB-Komitee ohne Unterschrift des Vertreters der Gemeinde Südharz von der UNESCO nicht akzeptiert wird. Aeikens: „Es ist fraglich, ob angesichts dieser Entscheidung das Biosphärenreservat in nationaler Anerkennung weiter existieren kann. Mit dem Nein von Mittwochabend hat die Gemeinde gezeigt, dass sie ein Biosphärenreservat nicht will. Die Entscheider vor Ort wissen, dass dies nicht ohne Konsequenzen bleiben kann. Über diese Konsequenzen werden wir im Kabinett reden.“

Aeikens sagte, es sei ihm unverständlich, warum die Gemeinde sich diese Chance der Aufwertung der Region entgehen lasse. Der Minister: „Wir haben deutlich gesagt: Ein UNESCO-Biosphärenreservat bringt die Region voran. Wer behauptet, die UNESCO-Anerkennung würde die Wirtschaft ausbremsen, liegt falsch und raubt den Menschen ein Stück Zukunftsperspektive. Wir haben die Kernzonen in der Hauptsache extra in den Landeswald gelegt, um Privatwaldbesitzer zu schonen. Es gibt keine Einschränkungen für Bürger und Wirtschaft, die mit dem Biosphärenreservat zu tun haben. Alle Erfahrungen mit anderen Biosphärenreservaten zeigen, dass die Menschen sie als Gewinn ansehen.“

 

Aeikens verwies darauf, dass das Land seit Jahrzehnten in die Region viel investiert habe. Aeikens weiter: „Ohne die nötige Akzeptanz in der Gemeinde Südharz und damit für einen Großteil der Gesamtfläche des Biosphärenreservates ist das Engagement des Landes nicht weiter aufrecht zu erhalten. Unter dem Mantel eines Biosphärenreservates konnte eine nachhaltige Regionalentwicklung des Südharzes implementiert werden, ist ein Rahmenkonzept zur Entwicklung der Region für die nächste Dekade erarbeitet worden und wurden zahlreiche Projekte initiiert, begleitet und umgesetzt. Das hat Kraft, Personal und Finanzen gebunden. Die Chance, die jahrzehntelange, erfolgreiche Entwicklung des Biosphärenreservates mit der UNESCO-Anerkennung zu krönen, ist durch die Gemeindevertreter um Bürgermeister Rettig vertan.“

 

Aeikens machte deutlich, dass das Umweltministerium bis über die Schmerzgrenze hinaus zu Kompromissen mit der Gemeinde Südharz bereit war. Nach der Klage der Gemeinde Südharz (damals Rottleberode) vor dem Landesverwaltungsgericht in Halle (Saale) wurde einem außergerichtlichen Vergleich zugestimmt. Auf immer neue Forderungen des Bürgermeisters der Gemeinde Südharz, Ralf Rettig, wurde entgegenkommend reagiert. Bis zuletzt wurde um eine einvernehmliche Einigung zum Entwurf einer separaten Vereinbarung mit der Gemeinde gerungen. Aeikens: „Rettig blockierte am Ende jeden Kompromiss.“ Selbst die Vermittlungsaktivitäten der Landtagsabgeordneten André Schröder und Nadine Hampel, die Schützenhilfe von Wirtschaftsministerin Prof. Wolff und zuletzt von regionalen Wirtschaftsakteuren wurde seitens des Gemeindebürgermeisters ausgeschlagen.

 

135 Bündnispartner fanden sich zum Aktionsbündnis Pro BioRes zusammen, darunter 96 Unternehmen, insbesondere Hotels und Gaststätten. Über 5000 Unterschriften wurden zur Unterstützung des UNESCO-Antrages gesammelt.

 

Hintergrund: Das Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz erstreckt sich über ca. 30.000 Hektar im südlichen Harz (Landkreis Mansfeld- Südharz). Im Gebiet leben ca. 18.950 Einwohner. Das dem Harz gürtelartig vorgelagerte Zechsteingebiet wird bestimmt durch das Auftreten löslicher Gesteine wie Gips, Salz, Kalk und Dolomit und deren durch Lösungsverwitterung entstandene Oberflächenformen.

 

Erste Bemühungen, ein Biosphärenreservat einzurichten, bestanden bereits seit 1980. Nach 1990 entstand die Idee, ein länderübergreifendes Biosphärenreservat zu gründen. Nachdem die Länder Thüringen und Niedersachsen 2007 von dieser Idee Abstand nahmen, wurde die Ausweisung in Sachsen-Anhalt allein weiter betrieben. Im April 2009 erklärte die Landesregierung die Karstlandschaft Südharz zum Bio-sphärenreservat in nationaler Anerkennung.

 

Im Gebiet befinden sich 6 Naturschutzgebiete mit einer Größe von 5.075 ha. Unter Berücksichtigung der Gebietsüberlagerungen ergibt sich ein europäischer Schutzstatus im Rahmen des Natura 2000-Gebietsnetzes für 10.678 ha (6 FFH-Gebiete und 1 EU SPA-Gebiet), d. h. für 35,6 % der Fläche.