Bildung Schlüssel zur Resozialisierung

Über die Hälfte der jungen Männer, die in der Jugendanstalt Raßnitz eine Haftstrafe verbüßen, wurde wegen eines Gewaltdelikts verurteilt. Viele haben Suchtprobleme und kommen aus einem schwierigen sozialen Umfeld, 70 Prozent haben keinen Schulabschluss. Das geht aus dem „Zweijahresbericht zu Lage des Jugendstrafvollzugs in Sachsen-Anhalt 2010/2011“ hervor, den Justizministerin Prof. Angela Kolb heute im Kabinett vorgelegt hat und der jetzt dem Landtag zugeleitet wird.

Kolb sagte, Bildung sei ein wichtiger Schlüssel auf dem Weg in ein Leben ohne neue Straftaten. In Raßnitz würden Hauptschul- und Realschulkurse sowie Berufsvorbereitungskurse angeboten, und es gebe Ausbildungsplätze zum Gärtner, Teilzurichter, Bauten- und Objektbeschichter, zum Hochbaufacharbeiter und zum Tischler. 2010 wurden 80, 2011 insgesamt 70 Lehrstellen angeboten. Für den Sozialen Dienst liege der Schwerpunkt der Arbeit in der Vorbereitung der Wiedereingliederung der jungen Gefangenen in die Gesellschaft, so die Ministerin. Dabei könnten die Mitarbeiter auf ein gut funktionierendes regionales Netzwerk mit vielen Akteuren bauen, darunter die Arbeitsagenturen sowie die Vereine für Straffälligenhilfe.

 

Im Rahmen eines Projekts, das ein freier Träger in der Jugendanstalt seit 2008 durchführt, begleite die Jugendanstalt Raßnitz junge Männer beim Übergang von der Haft in die Freiheit. Bei „Moves“ sei vorrangiges Ziel, Hilfestellung beim Fuß fassen auf dem Arbeitsmarkt zu leisten. Dazu würden die Teilnehmer auch nach dem Haftende begleitet. „Die Erfahrungen sind außerordentlich gut.“ Der Anteil der „Moves“-Teilnehmer, die erneut inhaftiert würden, liege bei unter fünf Prozent. Die Jugendanstalt (JA) Raßnitz ist eine Anstalt des geschlossenen Vollzuges für männliche Jugendliche und Heranwachsende, in der Untersuchungshaft und Jugendstrafe vollzogen werden. Sie hat 382 Haftplätze. Die Durchschnittsbelegung im Berichtszeitraum lag bei 270 Gefangenen, von denen die große Mehrheit (231) erstmals inhaftiert war.

 

Im Jahr 2010 waren insgesamt 187 junge Gefangene entlassen worden, 2011 waren es 186. Die Mehrzahl kehrte in das Elternhaus zurück oder bezog eine eigene Wohnung. Acht junge Gefangene mussten ohne einen festen Wohnsitz entlassen werden. Kolb sagte, es sei zunehmend schwieriger, bezahlbare Wohnungen auf dem Wohnungsmarkt für straffällig gewordene junge Menschen zu finden.