Podiumsdiskussion – Evangelische Schulen Bereicherung für Bildungslandschaft?

Anlässlich der Festwoche des zehnjährigen Bestehens der evangelischen Grundschule in Bernburg mit dem dazu gehörigen Hort finden vom 2. bis 8. September Vorträge, Diskussionen, Gottesdienste, Aktionen, Musik und vielen anderen Veranstaltungen im Martinszentrum Bernburg statt. Am gestrigen Abend wurde so über das Thema:  Evangelische Schulen – Bereicherung der oder Konkurrenz für unsere Bildungslandschaft, diskutiert. Eingeladen waren dazu Dr. Matthias Hahn, (Beauftragter der Kirchen bei der Landesregierung und Landtag Sachsen-Anhalts), Jan Korte, MdB (Die Linke), Jürgen Weigelt, MdL (CDU), Markus Bauer (SPD) und Holger Köhnke (ehemaliger Baudezernent der Stadt Bernburg). Holger Köhnke erinnerte sich an die Baupläne für den Schulkomplex Martinszentrum vor mehr als zehn Jahren und seine Reaktionen. Damals war seine erste Reaktion, ob es keine bessere Stelle dafür in Bernburg gibt, es wäre keine gute Idee an einer Hauptstraße zu bauen und schließlich sei der Platz an der Martinskirche auch ohne Schule gut genug.

 

Doch nach und nach veränderten Emotionen zu diesem Bauprojekt seine Sichtweise. Dabei spielte die Umnutzung der Kirche und die nachhaltige Sicherung durch den Kita Neubau und der damit verbundenen Aufwertung für die Stadt eine wesentliche Rolle. Heute sei er froh, dass sich die Schule um die Kirche rankt, ebenso wie der Campus Technicus um die Schlosskirche. Die Vielfalt steht für Wettbewerb zwischen freien und staatlichen Schulen.

 

Markus Bauer weiß, dass der Blick auf die nächsten 15 Jahre die Lebensqualität durch Schulen steigert. Erst durch Vielfalt lässt sich die Familienattraktivität eben auch für die Eltern und Großeltern, welche die Kinder von der Schule abholen, enorm steigern. Wichtig seien die frühzeitige Reaktion und das Ziel vor den Augen, so eröffnete in diesem Schuljahr eine freie Grundschule in Latdorf. Die Auslastung einer Schule ist der beste Beweis. Bauer stellte aber auch noch einmal klar, dass Freischulen keine Privatschulen sind, wie so oft angenommen.

 

Jürgen Weigelt konterte zunächst, wäre die LINKE 2003 stärker im Stadtrat vertreten gewesen, dann hätte es das Schulprojekt, welches sogar den

 


Architekturpreis gewann, niemals gegeben. Schon zur Eröffnung der Evangelischen Grundschule in Roschwitz und der Grundschule im Martinszentrum habe er sich immer Wohl gefühlt. Sachsen-Anhalt ist gut Aufgestellt, trotz demografischer Entwicklung und Lehrermangel. Jedoch tragen Schulen in freier Trägerschaft der maßgeblichen Bereicherung in der Schullandschaft bei.

 

Jan Korte, der am Vormittag noch eine Rede im Bundestag in Berlin hielt, stellte die Verankerung von Gemeinschaftsschulen im Grundgesetz klar, jedoch wie ein Berliner Beispiel zeigt, bestehen hier sehr lange Wartezeiten für die Aufnahme. Aber die Sicherung staatlicher Schulen und freie Trägerschaften stehen für eine öffentliche Vielfalt.

 

Dr. Matthias Hahn stellte Forschungsergebnisse von Erziehungswissenschaftlern vor. Auch Evangelische Schulen sind öffentliche Schulen, dass Genehmigungsverfahren ist ebenso Aufwendig wie für konfessionelle Schulen. Laut einer Studie des deutschen Jugendinstitutes werden an evangelischen Schulen meist Kinder von sozial besser gestellten Familien unterrichtet. Jedoch gibt es hier ein Alleinstellungsmerkmal, Eltern können eine Unterstützung für Schulgeld und Klassenfahrten erhalten, die evangelischen Schulen setzten hierbei auf Bildungsgerechtigkeit.

 

Weigelt bezog sich bei anerkannten Ersatzschulen auf das gesetzlich geregelte Sonderungsverbot. Bei der Schulanmeldung spielt es keine Rolle, ob Eltern das Schulgeld zahlen können. Bei 10 bis 15 Prozent der Schüler wird das Schulgeld erlassen. Oft sind es auch Unterstützer, die das Schulgeld der Eltern refinanzieren. In staatlichen Schulen ist die Finanzierung gesichert, dass liegt an den staatlichen Zuschüssen. Es darf keine soziale Selektion geben, die Zuwendungen für freie Grundschulen betragen jedoch nicht einmal die Hälfte von staatlichen Sekundarschulen. Weigelt stellte klar, je mehr Schüler in freien Trägerschaften unterrichtet werden, umso mehr spart der Staat. Deshalb sind freie Schulen vom Staat gezwungen, von den Eltern Schulgeld zu kassieren. Es müsse eine Angleichung der staatlichen Zuschüsse auch für freie Schulen geben.

 

Jan Korte sagte, es sei alles eine soziologische Frage, parteiübergreifend und mit den Kirchen müsse eine Korrektur der Schulreform erfolgen. Gemeinsam mit den Lobbyverbänden sollten auch Kindern aus sozialschwachen Strukturen die beste Schulbildung ermöglicht werden, und das unabhängig davon, in welchem Umfeld die Kinder aufgewachsen sind.

 

Dr. Hahn: Kinder haben ein Recht auf Religion, da ist in staatlichen Schulen noch viel Luft nach oben. Alle Evangelischen Schulen sind Ganztagsschulen und bieten Inklusiven Unterricht, so sind diese auch Impulsgeber für das staatliche Schulsystem.

 

Das Programm der Festwoche anlässlich des zehn jährigen Bestehen der Evangelischen Grundschule Bernburg finden Sie hier - Klick!