5 Jahre Denkmalbörse in Sachsen-Anhalt

Rund 38.000 denkmalgeschützte Gebäude stehen in Sachsen-Anhalt. Sie sind häufig bereits mehrere 100 Jahre alt und von enormer kulturhistorischer Bedeutung. Doch viele dieser Schlösser, Kirchen, technischen Denkmale, Herrenhäuser oder Villen sind baulich in einem sehr schlechten Zustand. Sie verfallen, weil Gelder für eine Instandhaltung fehlen, ungeklärte Eigentumsverhältnisse vorliegen oder einfach weil aufgrund fehlender Nutzungsmöglichkeiten kein Interesse an einer Sanierung seitens der Eigentümer besteht.

„Jeder Abriss ist ein Verlust – aus dem Salzlandkreis haben in den letzten 5 Jahren 62 Besitzer von Baudenkmalen bei uns einen Abrissantrag gestellt. 24 davon mussten wir genehmigen, da beispielsweise die Bausubstanz nicht mehr zu erhalten war.“, erklärt der Präsident des Landesverwaltungsamtes Thomas Pleye im Rahmen einer Beratung der Denkmalschützer des LVwA. „Die Baudenkmale sind Erinnerung und Inspiration zugleich und wirken als Identifikationsstifter. Bei jedem der Objekte sollten wir nichts unversucht lassen, es als gemeinsames Erbe zu erhalten und wieder nutzbar zu machen.“, so der Präsident weiter.

 

Das Landesverwaltungsamt als Obere Denkmalschutzbehörde des Landes sucht immer wieder nach Möglichkeiten, Besitzer von Denkmalen zu unterstützen – durch fachliche Beratung, Förderung oder Schaffung von Möglichkeiten, sie mit potentiellen Sanierern zusammen zu bringen. So nahm das Amt das diesjährige Motto des Denkmaltages im September „Unbequeme Denkmale“ zum Anlass, um auf einige dieser gefährdeten Gebäude aufmerksam zu machen. Dabei gab der Präsident des Landesverwaltungsamtes Thomas Pleye den Startschuss für die neue Initiative „In liebevolle Hände abzugeben“ zur Rettung historischer Bausubstanz.

 

„Ich möchte Besitzern von Denkmalen, die sich, aus welchen Gründen auch immer, nicht mehr in der Lage sehen, ihr Objekt zu erhalten, das Angebot unterbreiten, sich bei uns zu melden. In den nächsten Monaten werden wir in allen Regionen diese schutzbedürftigen  Gebäude öffentlich vorstellen, um so potentielle neue Interessenten zu finden.“, so Thomas Pleye zum weiteren Verlauf der Initiative.

 

„Mit Plakaten, Exkursionen und natürlich der Veröffentlichung im Internet werden wir zudem verstärkt dafür werben, alten Häusern mit wertvoller Bausubstanz eine zweite oder dritte Chance zu geben. Dazu konnten wir in den Landkreisen, Städten und Gemeinden schon viele Partner gewinnen.“

 

Besitzer von Denkmalen, die ihr historisches Gebäude „in liebevolle Hände“ abgeben möchten, um so seinen Erhalt sicher zu stellen, können sich an das Referat Denkmalschutz des Landesverwaltungsamtes wenden (0391 / 567 2545 oder per E-Mail: harald.behne@lvwa.sachsen-anhalt.de). Hier werden sie alle notwendige Unterstützung erhalten.

 

Dass sich das Landesverwaltungsamt auch über seine behördliche Tätigkeit hinaus für den Erhalt von Denkmalen engagiert, zeigt auch die seit 2008 existierende Denkmalbörse des Landes.

 

 

Sie ist ein kostenloses Online-Portal des Landesverwaltungsamtes. Hier können Eigentümer ihre denkmalgeschützten Gebäude zum Verkauf anbieten und potenzielle Käufer nach geeigneten Objekten suchen. Verkäufer eines Baudenkmals können online eine kurze Beschreibung sowie Bilder des Objektes und Preisvorstellungen (einige Denkmäler werden für den symbolischen Preis von 1€ angeboten) einstellen. Nach Prüfung der Angebote durch das zuständige Referat des Landesverwaltungsamtes, werden die Verkaufsangebote online gestellt. Potenzielle Käufer können dann in den nach Landkreisen geordneten Angeboten interessante Objekte suchen und mit dem Anbieter direkt Kontakt aufnehmen.

 

Seit dem Startschuss im November 2008 durch den damaligen Präsidenten des Landesverwaltungsamtes - mit 11 Objekten - wurden in der Denkmalbörse inzwischen insgesamt 97 Angebote eingestellt. Davon werden aktuell noch 53 Objekte zum Verkauf  angeboten. Die Angebote spiegeln die Denkmalvielfalt in Sachsen-Anhalt wider. So finden sich neben einfachen Bauernhäusern auch herrschaftliche Villen, Industriegebäude, ein Hallenbad oder eine Mühle in der Denkmalbörse.

 

Von den 44 nicht mehr in der Denkmalbörse angebotenen Objekten haben 24 Denkmale einen neuen Eigentümer durch Verkauf gefunden und wurden bzw. werden saniert und wieder genutzt. Für 6 Objekte kam der Entschluss, das nicht genutzte Kulturdenkmal zum Verkauf anzubieten, wohl leider zu spät. Diese mussten aufgrund bauordnungsrechtlicher Verfügungen abgebrochen werden, da der Erhaltungszustand zusehends schlechter geworden war.

 

 

Trotzdem sprechen die Fakten für sich – das Ziel, die Zahl der Abrissanträge (über die Sachsen-Anhalt-weit das Landesverwaltungsamt zu entscheiden hat) zu senken, konnte erreicht werden. Während 2007 noch 150 Abrissanträge beim Landesverwaltungsamt eingingen, waren es 2012 nur noch 90.