Hugo-Junkers-Preis Sachsen-Anhalt 2013 an innovative Köpfe vergeben

Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Hartmut Möllring hat heute in Halle den Hugo-Junkers-Preis für Forschung und Innovation aus Sachsen-Anhalt 2013 verliehen. „Innovative Ideen sind unser Rohstoff der Zukunft“, sagte der Minister. „Als Schaufenster für zukunftsweisende Forschung, Technologien und Produkte würdigt der Wettbewerb kreative Köpfe und soll Andere zum Nachahmen anregen.“

58 Bewerber haben in diesem Jahr an dem Wettbewerb teilgenommen, darunter 17 aus den Universitätsstandorten Magdeburg und Halle. 16 Teilnehmer wurden ausgezeichnet. Der Preis ist mit insgesamt 90.000 Euro dotiert und wurde  bereits zum 23. Mal vom Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft Sachsen-Anhalts ausgelobt. Zum ersten Mal wurde der Hugo-Junkers Innovationspreis gemeinsam mit dem  Forschungspreis Sachsen-Anhalt vergeben. Ausgezeichnet wurden zukunftsweisende Unternehmen und Wissenschaftler des Landes  in den vier Kategorien innovativste Vorhaben der Grundlagenforschung, innovativste Projekte der angewandten Forschung, innovativste Produktentwicklung und innovativste Allianz. Diese Kategorien bilden den typischen Wertschöpfungs- und Entstehungsprozess einer Innovation ab. Zusätzlich wurde ein Sonderpreis in der Kategorie „Gesundheit und Medizin aus Sachsen-Anhalt“ vergeben. Die Auswahl der 16 Sieger erfolgte durch eine externe Jury.

 

„Das Augenmerk der Experten lag bei der Bewertung unter anderem auf der Unternehmensstrategie, dem Innovationsgrad sowie der Marktfähigkeit“, erklärte die Juryvorsitzende Professor Dr.-Ing. Sylvia Rohr, Geschäftsführerin der Stuttgarter Graduate School of Excellence advanced Manufacturing Engineering. “Innovative Ideen haben nur Sinn, wenn sie gebraucht werden und sich auf dem Markt behaupten.“

 

Kategorie: Innovativste Vorhaben der Grundlagenforschung

 

1. Platz (10.000 €) – Ultraempfindliche, zeitauflösende Forschungskamera für den Einsatz in Lebenswissenschaften und Medizintechnik Dr. rer. nat. Werner Zuschratter, Dr.-Ing. Yury Prokazov, Evgeny Turbin

 

Spezial Labor Elektronen- und Laserscanning Mikroskopie; Leibniz-Institut für Neurobiologie (LIN), Magdeburg

Bewegungen, die eine Millionen Mal schneller sind als eine Kugel aus einem Gewehr – mit Hilfe einer speziellen Kamera können die Wissenschaftler die Ausbreitung des Lichts verfolgen. Es ist die weltweit schnellste, nicht-scannende Kamera. Das Besondere: Einzelne Quanten des Lichts werden vom Bildsensor fortlaufend erfasst. Beleuchtet werden die Aufnahmen von wiederholt ausgesandten Lichtblitzen. Aus diesen Millionen von aufgenommenen Lichtquanten werden anschließend Bilder mit einer speziellen Software generiert. Entwickelt wurde sie von Dr.-Ing. Yury Prokazov, Dipl.-Ing.-Phys. Evgeny Turbin und Dr. Werner Zuschratter vom Leibniz-Institut für Neurobiologie Magdeburg. Bislang liefern Kameras lediglich pixelbasierte Bildinformationen. Die neue Kamera kann unter anderem bei der Untersuchung von Prozessen in lebenden Zellen oder von Industrieprodukten eingesetzt werden. www.ifn-magdeburg.de

 

2. Platz (7.000 €) – Wirkstoffe aus Algen zur Prävention gegen Alzheimer-Demenz

Prof. Dr. rer. nat. Carola Griehl, Stephanie Krause-Hielscher Hochschule Anhalt, Bereich Algenbiotechnologie Köthen (Biosolarzentrum Mitteldeutschland), Prof. Dr. Hans-Ulrich Demuth, Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie Halle, Prof. Dr. Ludger Wessjohann, Leibniz-Institut für Pflanzenbiochemie Halle.

 

Im Kampf gegen Alzheimer könnten Algen helfen. Weltweit sind ca. 24 Mio. ältere Menschen von der Alzheimer-Krankheit, die am häufigsten auftretende Form der Demenz, betroffen. Prognostiziert wird bis 2050 eine Vervierfachung der Zahl. Der Bedarf an Arzneimitteln zur Behandlung dieser Erkrankung wird also weiter steigen. Prof. Dr. Carola Griehl, leitende Forscherin an der Hochschule Anhalt in Köthen, hat gemeinsam mit ihrem Team in Algen neue Substanzen entdeckt, die nach ihrer Meinung für die Forschung im Kampf gegen Alzheimer wertvoll sein könnten und zur Entwicklung von Medikamenten geeignet sind. Die Idee: die neuen Wirkstoffe aus Algen könnten die mit den Ablagerungen im Hirn verbundene Prozesse beeinflussen und damit die Zerstörung von Nervenzellen verhindern. Die Hochschule Anhalt arbeitet auf dem Gebiet der Algenbiotechnologie mit der Probiodrug AG aus Halle zusammen.

www.hs-anhalt.de, www.izi.fraunhofer.de, www.ipb-halle.de

 

3. Platz (3.000 €) – Eine Methode zur Optimierung der Membranproteinrekonstitution

Jun.-Prof. Dr. Kirsten Bacia, Dr. Mikio Tanabe, Dr. Caroline Haupt, Stefan Werner, Peter Simeonov, Daniela Krüger, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Zentrum für Innovationskompetenz HALOmem Die in den Membranen biologischer Zellen verankerten Membranproteine stellen hervorragende Zielmoleküle (targets) für die pharmazeutische Wirkstoffforschung dar. Bei der Wirkstoffsuche werden Moleküle gesucht und optimiert, die an das Zielmolekül binden und seine Funktion beeinflussen. Die Rekonstitution (d.h. der Wiedereinbau) von gereinigten Membranproteinen in Fettzellen begünstigt deren natürliche Anordnung und Funktionsfähigkeit. Unter Einsatz der hochempfindlichen Zwei- Farben-Fluoreszenzkreuzkorrelationsspektroskopie wurde eine analytische Methode entwickelt, mit der der Einbau von Membranproteinen in Liposomen verfolgt und somit schneller, spezifischer und unter geringerem Materialeinsatz optimiert werden kann. Adressat der Methode ist in erster Linie die Pharmaindustrie. Weitere Anwendungen sind in der Diagnostik und Biotechnologie möglich.

www.halomem.de

 

Kategorie: Innovativste Projekte der angewandten Forschung

1. Platz (10.000 €) – Bewertungsmetriken zur Separation von überlagerten Fingerspuren

Dr.-Ing. Thomas Leich, M.Sc. Marco Filax, Dipl.-Inform. Andy Kenner, Kriminalrätin Simone Wabnitz, Kriminalrat Michael Ulrich, METOP GmbH, An-Institut der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg.

 

Die Metop GmbH aus Magdeburg könnte mit ihrer Grundlagenforschung die Erfolgsquote bei der Verbrecherjagd deutlich erhöhen. Das Team um Geschäftsführer Thomas Leich hat ein Verfahren entwickelt, mit dem Kriminalbeamte Fingerabdrücke an einem Tatort noch besser auswerten können. Bislang besteht das Problem darin, dass viele Fingerabdrücke aufgrund von anderen Spuren nicht verwertbar sind. Die Metop GmbH hat einen speziellen Algorithmus entwickelt, mit dem die gewünschten Fingerabdrücke von anderen, überlagerten Abdrücken unterschieden werden können. Andere, chemische Verfahren können zwar auch qualitativ hochwertige von minderwertigen Spuren unterscheiden, sind allerdings wesentlich teurer und werden daher nicht verwendet. Das Verfahren wurde beim Landeskriminalamt bereits gesetzt. Die Firma geht davon aus, dass es die Entwicklung einen hohen Bedarf bei Behörden sowohl in Deutschland als auch in anderen Ländern gibt.

 

2. Platz (7.000 €) – Virtuelle Smart Meter Infrastruktur nach BSI TR-03109

Prof. Dr. Uwe Heuert Hochschule Merseburg, Oliver Punk, Bernd Schulz, Mitteldeutsche Netzgesellschaft Strom mbH.

 

Die erneuerbaren Energien stellen die Netzbetreiber vor Herausforderungen bei der Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit. Eine Möglichkeit, die Netzstabilität hoch und den Netzausbau in Grenzen zu halten, stellt der flächendeckende Einsatz von Smart Metering (Intelligenten Zählern) in Verbindung mit der zentralen Steuerung dezentraler Einspeiser und Verbraucher dar. Das Konzept von Dr. Uwe Heuert von der Hochschule Merseburg ist nicht nur für Stadtwerke, sondern auch für Kraftwerke und Netzbetreiber interessant. Das Smart Meter bildet das Zählerwesen der Zukunft vollständig ab und unterstützt die Definition der neuen Prozesse im Energieunternehmen, wie Tests von Software und Schulungen der Mitarbeiter. Der Zähler kann erweitert und in vorhandene IT-Lösungen der Energiewirtschaft integriert werden. Er genügt den hohen Anforderungen des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik. Das Labor, in dem es entwickelt wurde, kann auch zur

Ausbildung genutzt werden.

www.hs-merseburg.de, www.mitnetz-strom.de

 

3. Platz (3.000 €) – Wirkungsgradoptimierung von tribologisch beanspruchten Fahrzeugaggregaten durch Anwendung innovativer, sensitiver Finishtechnologien.

 

M.Sc. Mirjam Bäse, Institut für Maschinenbau, Hochschule Magdeburg-Stendal. Energie- und Materialverluste in Maschinenelementen verursachen in Deutschland Kosten von ca. 35 Mrd. Euro im Jahr. Diese können durch die Triboforschung (Reibungslehre) um ca. 5 Mrd. Euro pro Jahr gesenkt werden. Die Interaktion zwischen den Zuständigkeitsbereichen der Fertigung und der Tribologie ist in der Optimierung der Maschinenelemente von enormer Bedeutung. In dem Forschungsprojekt der Magdeburger Wissenschaftlerin Mirjam Bäse wird in erster Linie die Wirkungsgradoptimierung von Fahrzeugkupplungen untersucht. Dabei geht es vor allem um die innovative Bearbeitung von Funktionsflächen durch ein sensitives Finish-Verfahren. Erste Ergebnisse zeigten einen positiven Einfluss im Reibungsverhalten der Kupplung. Die Verlängerung der Lebensdauer eines Bauteils ist nur ein Vorteil dieses Verfahrens. Außerdem kommt es zu einer Minimierung von Geräuschemissionen und der Verbesserung von Form- und Laufgenauigkeiten.

 

 

Näheres finden Sie unter dem folgenden Link: www.hugo-junkers-preis.de.