Aeikens stellt Bericht zur Umsetzung des Erosionsschutzkonzeptes vor

Mit einem umfangreichen Paket an Maßnahmen soll die Gefahr von Bodenerosion im ländlichen Raum in Sachsen-Anhalt verringert werden. Darüber informierte Landwirtschafts- und Umweltminister Dr. Hermann Onko Aeikens am Dienstag das Kabinett. Der Bericht enthält ressortübergreifend abgestimmte Umsetzungsschritte zum Erosionsschutzkonzept, das im September 2012 von der Landesregierung beschlossen wurde. Eine interministerielle Arbeitsgruppe erarbeitet die Details der umzusetzenden Maßnahmen.

Aeikens sagte: „In Sachsen-Anhalt sind von fast 1,2 Millionen Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche potentiell rund 150.000 Hektar hoch erosionsgefährdet. Wir haben alle noch die Bilder aus dem Jahr 2011 vor Augen, als nach Starkregen ins Rutschen geratene Erdmassen Straßen unter sich begruben und Ortschaften bedrohten. Wir werden die Regengüsse nicht verhindern können. Aber wir können Maßnahmen ergreifen, die verhindern helfen, dass der Boden ins Rutschen gerät. Jetzt liegen konkrete Details zu solchen Maßnahmen vor, die wie Bausteine ineinander greifen, so dass die Akteure auf den unterschiedlichen Ebenen im Land ab dem kommenden Jahr aktiv werden können.“

 

Bei der Ausgestaltung der Umsetzungsschritte sind auch Erkenntnisse aus den Starkniederschlägen des Jahres 2011 von Riestedt (Landkreis Mansfeld-Südharz) und die Erfahrungen der daraufhin veranlassten pilothaften Untersuchungen und Vorschläge eingeflossen.

 

Einzelne Details der umzusetzenden Maßnahmen

 

Pilotprojekt Riestedt/Pölsfeld

Am  Pilotprojekt Riestedt zeigte sich, dass das Gefahrenpotential bereits kurzfristig durch geänderte Bewirtschaftungsmaßnahmen (Bodenbearbeitung, Schlagunterteilung, Verkürzung Hanglängen, Änderung Bewirtschaftungsrichtung, Fruchtfolgegestaltung) reduziert werden kann. Innerhalb des Pilotprojektes konnte so das Gefahrenpotential um etwa 50 Prozent gesenkt werden.  Mittel- und langfristig hilfreich sind ingenieurstechnische Maßnahmen wie Dezentralisierung der Wasserführung und Grabensysteme. Sie verhindern den Rückhalt des Oberflächenwassers, der  vor (Tal-)Ortslagen in Extremfällen die Gefahr der schnellen Überflutung innerhalb der Ortslagen erhöhen kann. Eine wichtige Rolle beim Bodenschutz spielen auch Landschaftselemente wie z.B. Grünstreifen, Hecken, Aufforstung und Retentionsflächen.

 

Die Erfahrungen aus dem Pilotprojekt werden gegenwärtig in einem Beratungsleitfaden aufbereitet und verallgemeinert. Die Publikation soll im ersten Halbjahr 2014 unter dem Titel "Lokale Kooperationsstrategien zwischen Landwirten und Gemeinden sowie weiteren Akteuren zur Vermeidung von Bodenerosion" erscheinen.

 

Risikoanalyse

Durch das Landesamt für Geologie und Bergwesen (LAGB), das Landesamt für Umweltschutz und die Landesanstalt für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (LLFG) wurden die Datengrundlagen für eine landesweite modellgestützte Risikoanalyse zum Erosionsschutz für den ländlichen Raum erstellt. Ausgangspunkt bilden dabei Karten zur potentiellen Wind- und Wassererosionsgefährdung, die durch weitere relevante Faktoren präzisiert werden. Den ersten Auswertungen der Analyse folgend sind vorsorgeorientierte landwirtschaftliche Bewirtschaftungsmaßnahmen nicht nur in den besonders hoch gefährdeten Gebieten, sondern auch in Gebieten mit hohen und mittleren Erosionsgefährdungsstufen geboten.

 

Ein Risikoanalysemodell für Betrachtungen von spezifisch abgegrenzten Gebieten, das vor allem die bewirtschaftungsbedingte Erosionsgefährdung ermittelt, wird ab 2014 durch die LLFG als Softwarelösung für Behörden und nichtkommerzielle Nutzer zur Verfügung gestellt. Es wurden Schwellenwerte für die Bewertung der Gefahrensituation auf der landwirtschaftlichen Fläche vorgeschlagen.

 

Das Softwareprogramm sollen z.B. die landwirtschaftlichen Fachstellen der Ämter für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten (ALFF) für ihre Aufgaben des Bodenschutzes nutzen. Hierzu wird die LLFG im kommenden Jahr die Mitarbeiter schulen und in der Anfangsphase fachlich begleiten.

 

Ausgehend von den neuen Datengrundlagen wird durch das LAGB eine GIS-gestützte Abschätzung der Gefährdungssituation für Wind- und Wassererosion entlang von Autobahnen und der B6n vorgenommen, die Anfang 2014 mit Ergebnissen zu gefährdeten Gebieten vorgestellt wird.

 

Darüber hinaus sollen die Ergebnisse der landesweiten Risikoanalyse zu den Gefährdungsstufen der Wasser- und Winderosion 2014 für die Ebene der Planungsregionen, der Landkreise und der Gemeinden im Geoinformationssystem-Portal (GIS) des Landesamtes für Vermessung und Geologie aufgenommen und zur öffentlichen Nutzung freigegeben werden.

 

Neugestaltung der Flurneuordnung

Im Rahmen des Pilotprojektes ist auch deutlich geworden, dass problemorientierte Voruntersuchungen für ein ggf. später einzuleitendes Flurbereinigungsverfahren ein geeignetes Mittel für örtliche und regionale Akteure zur Erarbeitung von Maßnahmenkonzepten sind. Die Erfahrungen aus dem Pilotvorhaben werden gegenwärtig aufgearbeitet unter der Maßgabe, Planungsaufwand zu reduzieren. Zukünftig soll eine Modellierung in der Fläche die Erarbeitung und Wichtung der Maßnahmevorschläge kostengünstiger unterstützen. Diese Arbeiten münden in eine Handlungs- und Entscheidungshilfe für Gemeinden, wenn diese Untersuchungen zur Erosions- und Überflutungsminderung beauftragen. Die Veröffentlichung ist für Anfang 2014 vorgesehen.

 

Flächenvorsorge

Das Konzept sieht auch vor, die Beteiligung der ÄLFF zu Belangen des Erosionsschutzes und einer gefahrlosen Wasserableitung aus ortsangrenzenden Flächen bei Regionalplanungen, Flächennutzungsplänen, Bebauungsplänen, Planfeststellungs- und Plangenehmigungsverfahren und Erlaubnissen nach Fachgesetz zukünftig zu gewährleisten.

 

Information der Akteure

 

Zur Information und Sensibilisierung der Akteure wird im Jahr 2014 neben den bereits genannten Schritten der Internetauftritt des Ministeriums und der LLFG in 2014 zum Erosionsschutz gestaltet. ln Vor-Ort-Veranstaltungen soll das Thema Bodenerosionsschutz vermittelt werden.