Kultusminister stellt Schwerpunkte des Schuljahres 2015/2016 vor

Für Sachsen-Anhalts Kultusminister Stephan Dorgerloh wird neben den bekannten Themen Inklusion, Gemeinschaftsschule und einer verlässlichen Unterrichtsversorgung vor allem die Beschulung einer steigenden Zahl von Flüchtlingskindern die zentrale Herausforderung im neuen Schuljahr sein. „Diese Aufgaben haben uns bei der Vorbereitung des Schuljahres intensiv beschäftigt und werden uns im Verlauf auch weiterhin begleiten“, sagte der Minister bei der Vorstellung der Eckdaten zum Schuljahr 2015/2016 heute in Magdeburg. Im neuen Schuljahr werden 239.671 Schülerinnen und Schüler die öffentlichen allgemein bildenden Schulen und berufsbildenden Schulen besuchen. Davon lernen 189.471 Schülerinnen und Schüler an den allgemein bildenden und 50.200 an berufsbildenden Schulen. Damit steigt die Zahl der Schülerinnen und Schüler an den allgemein bildenden Schulen um über 4.000 Schülerinnen und Schüler gegenüber dem Schuljahr 2014/2015. Auch die Zahl der Erstklässler, die am kommenden Sonnabend eingeschult werden, nimmt im Vergleich zum Vorjahr leicht zu. Für 18.043 ABC-Schützen beginnt in Sachsen-Anhalt die Schule. Im Schuljahr 2014/15 waren es noch 17.622 Schülerinnen und Schüler, die eingeschult wurden.


Unterrichtsversorgung

 

Insgesamt sei es gelungen, so der Minister, Ressourcen für eine Unterrichtsversorgung von 103 Prozent für das Schuljahr bereitzustellen. Neben der Unterrichtsversorgung, die zum Schulbeginn in allen Schulformen mindestens 100 Prozent beträgt, verfügten Kultusministerium und Landesschulamt jetzt über ein „breites Instrumentarium“, um auch kurzfristig etwa auf Krankheitsfälle reagieren zu können. So würden in dieser Woche noch einmal 58 Lehrerstellen ausgeschrieben. Außerdem sollen für das beginnende Schuljahr Vertretungsmittel in Höhe von bis zu 1,5 Millionen Euro im Haushalt umgeschichtet werden, kündigte der Minister an.

 

Zum ersten Schultag erreichen alle Schulformen eine Unterrichtsversorgung von mindestens 100 Prozent. In den Grundschulen (102,11), Sekundarschulen (102,21) und Gemeinschaftsschulen (101,88) liegt sie bei knapp über bzw. knapp unter 102 Prozent. In den Gymnasien beträgt die Unterrichtsversorgung landesweit 100,55 und in den Gesamtschulen und Förderschulen jeweils 100 Prozent. Die Schulen des zweiten Bildungsweges verfügen über eine Unterrichtsversorgung von 103,8 und die berufsbildenden Schulen in Höhe von 101,46 Prozent.

 

Das ist aber noch nicht der Endpunkt. Das Landesschulamt arbeitet auch weiterhin mit Hochdruck an der Verbesserung der Unterrichtsversorgung. Sollten trotz verschiedener Personalmaßnahmen im neuen Schuljahr Schulen noch Bedarfe anzeigen, wird hier u.a. das Landesschulamt auf solche Fälle mit Abordnungen und Versetzungen bzw. mit befristeten Stellen reagieren. Ein besonderes Augenmerk liegt auf Regionen, für die sich auch auf mehrmalige Ausschreibungen hin keine Bewerberinnen und Bewerber fanden.

 

Sprachförderung für Flüchtlingskinder

 

Zugleich stellte der Minister das Konzept eines landesweiten Netzes von Sprachgruppen und Sprachklassen für Flüchtlingskinder vor, das in enger Zusammenarbeit mit den zuständigen Schulämtern der Landkreise und kreisfreien Städte sowie dem Landesschulamt erarbeitet worden war. Danach sind an allgemein- und berufsbildenden Schulen im kommenden Schuljahr Sprachgruppen bzw. Sprachklassen in rund 150 Schulen in ca. 50 Städten geplant. „Wir wollen die Flüchtlingskinder, die ein Recht auf Bildung haben, bei uns willkommen heißen und ihnen die Möglichkeit bieten, schnell die deutsche Sprache zu lernen“, so der Minister. Dazu werden bis zu 100 Lehrkräfte befristet eingestellt.

 

Nach den bisherigen Prognosen und dem geltenden Verteilungsschlüssel sollten die Sprachklassen oder Sprachgruppen im Hinblick auf das Schuljahr 2015/2016 für mindestens 3.000 Schülerinnen und Schüler eingerichtet werden. „Diese Zahl wird sich nach den jüngsten Prognosen aller Voraussicht nach  noch einmal deutlich nach oben verändern“, so Dorgerloh.

 

Darüber hinaus kündigte der Minister weitere Vorhaben in diesem Bereich an. So sind zwei zusätzliche Stellen für Schulpsychologen ausgeschrieben, die sich insbesondere um traumatisierte Kinder und Jugendliche kümmern. Neben Fortbildungen für Lehrkräfte im Bereich Deutsch als Fremdsprache sowie für Schulleiterinnen und Schulleiter zum Thema „Schule und Willkommenskultur“ soll das Projekt „Vielfalt nutzen“ zur einer Servicestelle für interkulturelles Lernen ausgebaut werden.

 

Die Arbeitsschwerpunkte würden hier in der Beratung von Schulen, Migrantenorganisationen und anderen Kooperationspartnern vor Ort sowie in der Entwicklung und Verbreitung von Unterrichtsprojekten und -materialien zum interkulturellen Lernen liegen. „Es ist ein ganzes Bündel an Maßnahmen, das wir vorbereitet haben, um entsprechend vorbereitet zu sein und die Schulen auf die kommenden Aufgaben einzustellen. Dazu zählen auch die Initiativen der Landeszentrale für politische Bildung."

 

Neueinstellungen von Lehrkräften

 

Als Erfolg wertete Dorgerloh zudem die Zahl der Neueinstellungen von Lehrkräften. „Innerhalb eines halben Jahres ist es uns gelungen, mehr als 500 Lehrerinnen und Lehrer neu für den Schuldienst zu gewinnen.“ Das betreffe sowohl die unbefristeten Neueinstellungen von Lehrkräften als auch die befristete Einstellung von Lehrerinnen und Lehrern für die Sprachförderung von Kindern mit Migrationshintergrund.

 

So konnten von den insgesamt 470 ausgeschriebenen unbefristeten Lehrerstellen bislang bereits 415 Stellen besetzt werden, in vier Fällen ist das Besetzungsverfahren noch nicht abgeschlossen. Im Falle der befristeten Stellen für die Beschulung von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund wurde 86 Lehrkräften eine Stelle angeboten. 40 Prozent dieser neuen Lehrkräfte verfügen über eine Qualifikation Deutsch als Fremdsprache. Außerdem laufen hier noch weitere Gespräche mit Bewerberinnen und Bewerbern, sodass sich die Zahl der Lehrkräfte für die Sprachförderung weiter erhöhen wird.

 

Zahl der Gemeinschaftsschulen wächst

 

Erneut gehen im Schuljahr 2015/2016 neun Gemeinschaftsschulen an den Start. Damit steigt ihre Gesamtzahl im Land Sachsen-Anhalt auf 30. „Die stetige Entwicklung zeigt, dass wir hier einen Nerv getroffen haben“, unterstrich der Minister. Zudem gebe es weitere Interessenbekundungen, „sodass wir davon ausgehen, dass diese neue Schulform Stück für Stück aufwächst“. Als erfolgreiches Modell hat es sich dabei erwiesen, dass die Initiative dafür vor Ort entstehen muss.

 

Programm gegen Schulversagen wird ausgebaut

 

Ferner kündigte der Kultusminister den Ausbau des ESF-Programms „Schulerfolg sichern!“ an. Es sei ein erklärtes bildungspolitisches Ziel der Landesregierung, die Quote der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss weiter zu senken. „Daran arbeiten wir seit Jahren konsequent und das auch ziemlich erfolgreich.“ So sei die Zahl der Schulabbrecher in den vergangenen Jahren von über 12 Prozent auf zuletzt 9,7 Prozent (Schuljahr 2013/2014) zurückgegangen. Dieser Ansatz, die Abbrecherquote durch Schulsozialarbeit zu senken, soll auch weiter verfolgt werden.

 

Mit der neuen Förderperiode sei es nun nicht nur gelungen, das ESF-Programm „Projekte zur Vermeidung von Schulversagen und zur Senkung des vorzeitigen Schulabbruchs“ (kurz: „Schulerfolg sichern!“) fortzusetzen, sondern sogar auszubauen. Künftig würde es hier rund 380 Stellen an 350 Schulen geben. In der vergangenen Förderperiode waren es an rund 200 Schulen rund 210 Schulsozialarbeitsstellen. Durch den Einsatz der Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter soll der vorzeitige Schulabbruch verhindert und zugleich vorgebeugt werden, dass Kinder und Jugendliche erst gar nicht in die Gefahr geraten.