Willkommenskultur für Flüchtlinge im Salzlandkreis

Das Landesnetzwerk Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt (LAMSA) e.V. in Kooperation mit dem Salzlandkreis lud gestern zu einem Dialog nach Bernburg ein. Derzeit wird viel über die aktuell steigenden Zahlen von Zuwandernden und Flüchtlingen in Deutschland diskutiert. Auch im Salzlandkreis ist die neue Situation spürbar. Herausforderungen bestehen bei der Unterbringung und Betreuung von Flüchtlingen, doch liegen auch Chancen und Potenziale in der Zuwanderung. Während es zahlreiche engagierte Initiativen zur Unterstützung der neuen Nachbarn gibt, äußern einige Bürgerinnen und Bürger Ängste vor einer angeblichen „Überfremdung“ der Gesellschaft.


Welche Voraussetzungen müssen geschaffen werden, um Zugewanderte im Salzlandkreis „willkommen“ zu heißen? Wie kann unter den gegebenen Umständen Integration gelingen? Und wie können die Potenziale der Migranten und Migrantinnen genutzt werden – auch vor dem Hintergrund eines demografischen Wandels in der Region? Das waren die Themen des Dialogs in Bernburg.

Zum Dialogforum „Willkommen in der Region?! – Perspektiven einer Willkommenskultur im Salzlandkreis“ richtete  sich an Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, kommunalen Behörden, Sozialverbänden, Wirtschaft, Bildung & Wissenschaft, MigrantInneninitiativen und der Zivilgesellschaft. Nach der Bestandsaufnahme, um aktuelle Herausforderungen und Bedarfe zu erfassen und Lösungen zu entwickeln, gab es neben einem Grußwort des Landrates Impuls-Referate über die aktuelle Situation in der Region sowie über die Integrationspotenziale ländlicher Regionen. Ein Podiumsgespräch mit Migranten und Migrantinnen sowie Arbeitstische luden die Teilnehmenden zur Diskussion, zum Erfahrungsaustausch und zur Etablierung neuer Lösungswege, um die Akteure im Landkreis nachhaltig zu vernetzen.

 

An verschiedenen Arbeitstischen wurden die Themen wie Kita, Schule, Gesundheit & psychosoziale Betreuung, Unterbringung, Wohnen, Freizeit, Kultur, Sport, Arbeitsmarktintegration, Einbeziehung von Bürgerinnen und Bürgern, Sprache, Sprachförderung, Interkulturelle Kommunikation und die Willkommenskultur in Ämtern und Behörden erarbeitet.

 

Landrat Markus Bauer berichtete über die aktuelle Lage im Salzlandkreis. Erst am Abend wurde ein Milliardenpaket des Bundes geschnürt. Der Landrat wurde nach einer Besprechung mit dem Innenminister erwartet. Den Inhalt des Gespräches bezeichnete Bauer als Anbahnung. Die sich ständig verändernden Zahlen verlangten nach einer Unterbringung aller Personen. Das Konzept der möglichst dezentralen Unterbringung heiße Wohnungen zur Verfügung zu stellen, so Bauer. Dies werde nicht immer sofort möglich sein, wie es die Situation in Bernburg und den Notunterkünften zeige. Deshalb sei der Landkreis ständig im Gespräch mit Wohnungsbaugesellschaften und Wohnungsgenossenschaften -es werden dringend Wohnungen benötigt. Was die Finanzierung anbelange, so der Landrat, sei bisher weder eine Unter- noch eine Obergrenze für die auszugebenden Gelder festgelgt worden.

 

Landrat Markus Bauer forderte von der Öffentlichkeit, die Finanzierung der kommunalen Aufgaben nicht mit der Finanzierung der Flüchtlingsunterbringung zu vergleichen. Die Finanzierung der Flüchtlingsunterbringung sei über Bund und Land abgesichert. Das heißt, die Finanzen, die die regelmäßigen Ausgaben des Salzlandkreises und der Kommunen sicherstellen, werden zur Zeit nur für die Flüchtlingsunterbringung zur Überbrückung genutzt. Bund und Land zahlen diese Kosten später zurück. Daher könne kein Bürger argumentieren, es würden zum Beispiel keine Spielplätze mehr für die eigenen Kinder gebaut, da die Flüchtlinge finanziert werden müssten.

 

Die aktuelle Situation für Oktober beziffere sich auf zirka 450 aufzunehmende und unterzubringende Flüchtlinge im Salzlandkreis, auch in den nächsten Monaten wird die gleiche Anzahl zu bewältigen sein, so Markus Bauer. Jeden Montag kommen zirka 100 Menschen im Kreis an, diese müssen entsprechend untergebracht werden. Dazu gehört Verpflegung, gesundheitliche Versorgung sowie die Organisation von Wohnungen und von Notunterkünften.          

 

Die LAMSA bringt sich im Salzlandkreis über ihr aktuelles Projekt "Demografie mit Willkommenskultur begegnen" ein. Ziel des Projektes ist die Unterstützung der komunalen Verwaltungsstrukturen, Wirtschaft, Bildung und Wissenschaft beim Aufbau einer strukturierten Willkommenskultur. Diese soll alle gesellschaftlichen Bereiche - vom ehrenamtlichen Engagement über Öffnung der Behörden bis hin zur Einbindung der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt umfassen.

Hören Sie den Landrat des Salzlandkreises Markus Bauer zum Thema: "Willkommenskultur im Salzlandkreis"