Reformationsjubiläum 2017 - Bernburg auf Stationenweg

Heute fand im Alten Rathaus Wittenberg eine Pressekonferenz zum Europäischen Stationenweg zum Reformationsjubiläum 2017 statt. Am 18. Mai 2017 wird Bernburg die letzte Station auf dem Europäischen Stationenweg sein, der durch 66 Städte und schließlich nach Lutherstadt Wittenberg führt. Cambridge und Debrecen, Venedig und Malmö, Dublin und Riga, Bergen und Genf werden Stationen auf diesem Weg sein – und auch Bernburg. Das liegt daran, dass Anhalt und Bernburg eine lange Reformationsgeschichte aufzuweisen haben.

 

Im Zusammenspiel von Fürst Wolfgang von Anhalt, Mitunterzeichner der Protestation, und Bürgern der Stadt setzte sich hier schon um 1526 die Reformation durch. Bedeutende Reformationsstätten sind das Schloss und die Marienkirche. 


Bis heute wirkt die Reformation in vielfältiger Weise. Sie hat Tore in die Neuzeit aufgestoßen. Das bezieht sich besonders auf die von der Reformation ausgegangene und sich über Jahrhunderte entwickelnde Säkularisierung, die im heutigen Anhalt besonders ausgeprägte Konturen angenommen hat. Es gibt eine Arbeitsgruppe, die im Zusammenspiel mit der Stadt sowie weiteren Institutionen und Einrichtungen die Ausgestaltung der Bernburger Station vorbereitet.

 

Von Turku im Norden bis Rom im Süden, Dublin im Westen bis Riga im Osten: 68 Orte in 19 verschiedenen Ländern und 47 unterschiedlichen Kirchen prägen den Europäischen Stationenweg. Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, und einer der Geschäftsführer von „Reformationsjubiläum 2017 e.V.“ (r2017), Ulrich Schneider, haben am Donnerstag, 17. September, in Lutherstadt Wittenberg die Tour des Trucks vorgestellt. Der kommunikative Auftakt des Reformationsjubiläums sei international und ökumenisch geprägt, freute sich der Ratsvorsitzende. Die Vielstimmigkeit der Reformation sei an der Vielzahl der Stationen zu erkennen, die nicht nur Historisches darstellen, sondern auch die gegenwärtige Bedeutung der Reformation verdeutlichen.

 

„Leitend für die Identifizierung und Auswahl der Stationen sind die reformatorischen Impulse in ihrer Bedeutung für die gegenwärtige Zivilgesellschaft.“ Dies stand schon so in der Ausschreibung, die gemeinsam von der EKD, der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) und dem Schweizer Evangelischen Kirchenbund (SEK) ausging. Jede Station des Europäischen Stationenweges stehe für einen wesentlichen Aspekt der Reformation und ihrer Wirkungsgeschichte: aufgrund eines Ereignisses, einer Person oder eines in der Region signifikanten Themas. Dies habe die Ausschreibung für die beteiligten Orte gefordert. Die 68 Orte werden nach dem nun veröffentlichten Plan angefahren.

 

Vor Ort werden regionale (Reformations-)Geschichten von den gastgebenden Kirchengemeinden in Kooperation mit kommunalen und zivilgesellschaftlichen Partnern inszeniert und präsentiert. Diese Geschichten werden auf dem Weg durch Europa gesammelt und auf der Weltausstellung Reformation in Lutherstadt Wittenberg in einem anderen Rahmen gezeigt. Deshalb trage der Europäische Stationenweg den Titel „Geschichten auf Reisen“. Die jeweiligen Gastgeber sind für das Programm während der Präsenz des Trucks verantwortlich, 2017 organisiert die Tour und den jeweiligen Auf- und Abbau vor Ort.

 

Für den Vorsitzenden des Rates werden auf der gesamten Tour und an den einzelnen Stationen drei Aspekte deutlich: Zum einen werden die regionalen historischen Wurzeln der Reformation erkennbar, die in Wittenberg anders sind als etwa in Zürich, Genf oder auf den britischen Inseln. Zum anderen eröffne sich ein Blick auf die weitverzweigte Wirkungsgeschichte der Reformation, die Europa unterschiedlich geprägt habe. Als dritten Aspekt nannte Bedford-Strohm die gegenwärtige Bedeutung der Reformation, die beispielsweise an den drei Städten der Versammlungen des europäischen konziliaren Prozess für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung deutlich werde: Basel, Graz, Sibiu. Die gegenwärtige Bedeutung der Reformation sei auch an verschiedenen Stationen in Deutschland erkennbar, wie etwa in Wuppertal, wo 1934 die Barmer Theologische Erklärung entstand, oder auch in Wolfsburg, einem Ort ohne eigene Reformationsgeschichte, in dem aber das reformatorische Thema „Arbeit und Beruf“ gegenwärtig ist.

 

Auch die in diesen Tagen politisch diskutierte Thematik von Flucht und Migration gehöre in dieses Themenfeld und werde an verschiedenen Stationen ausdrücklich aufgenommen, etwa bei den Stationen in Nordwestdeutschland Bremen, Wilhelmshaven und Emden. Angefahren werden auch Regionen, aus denen in diesen Tagen Bilder von Menschen auf der Flucht beunruhigen. Start für die Tour durch Europa ist Genf, die „Hauptstadt der Ökumene“. Dieser erste Ort stellt gleich zu Beginn eine Doppelstation dar: Gastgeber ist zuerst der Ökumenische Rat der Kirchen und dann die reformierte Kirche des dortigen Kantons, erläuterte Ulrich Schneider. Charlotte Kuffer, Beauftragte für das Reformationsjubiläum 2017 der Reformierten Kirche in Genf und Koordinatorin der Projekte dieser Kirche, äußerte sich erfreut, dass die Tour dort am 3. November 2016 startet.

 

Die letzte Station wird am 18. Mai 2017 Bernburg in Sachsen-Anhalt sein, bevor der Truck am 20. Mai 2017 nach Lutherstadt Wittenberg kommt und dort in die Weltausstellung „Tore der Freiheit“ mündet.