Erdbeben in Sachsen-Anhalt?

Das Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt (LAGB) hat die dritte landeseigene Erdbebenstation in Betrieb genommen. Sie befindet sich im Hochbehälter der MIDEWA Wasserversorgungsgesellschaft in Mitteldeutschland mbH in Muldenstein bei Bitterfeld (Landkreis Anhalt-Bitterfeld). Das Seismometer ist im Untergeschoss über das Betonfundament an den Felsuntergrund angekoppelt. Datenleitungen führen in die oberen Stockwerke, wo die Rechentechnik untergebracht ist. Eine GPS-Antenne auf dem Dach liefert ein hochgenaues Zeitsignal, über eine Mobilfunkantenne erfolgt die Kommunikation mit der Stationstechnik von außen. Auf diesem Weg werden die Daten ständig abgefragt und stehen sofort zur Ortung und zur weiteren Auswertung zur Verfügung.

 

Gemeinsam mit den bestehenden seismologischen Stationen auf der Neuenburg bei Freyburg (Burgenlandkreis) und in Wimmelburg bei Eisleben (Mansfeld-Südharz) ist die neue Station Muldenstein in ein Netz aus vielen Messstellen im gesamten mitteldeutschen Raum integriert. In diesem „Seismologie-Verbund“ bündeln die Länder Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen gemeinsam mit den Universitäten in Leipzig, Freiberg und Jena ihre Aktivitäten zur Erdbebenüberwachung.

Zuverlässige Informationen über das seismische Geschehen in der Erdkruste sind bedeutsam für die Sicherheit der Bevölkerung und von Industrieanlagen. Dies gilt nicht nur für Gebiete mit hoher natürlicher Erdbebentätigkeit, sondern auch für hochindustrialisierte Regionen, in denen die Wahrscheinlichkeit von Beben zwar gering ist, in denen aber für technische Anlagen mit großem Gefährdungspotential ein hoher Sicherheitsstandard gefordert wird.

 

Das Land Sachsen-Anhalt gehört nicht zu den Gebieten, in denen verheerende Erdbeben auftreten können. Erdbebenkarten zeigen aber, dass vereinzelt im Südostteil des Landes entlang der Störungszone Leipzig-Regensburg jährlich mehrere schwächere Erdbeben auftreten. Mit der Einrichtung der neuen Station reagiert das LAGB auch auf das Erdbeben vom 16. April 2015 bei Gröbers (Saalekreis), das sich in der genannten Störungszone ereignete und die Menschen in der Region Halle/Leipzig aufschreckte.

 

Die detaillierte wissenschaftliche Erfassung aller seismischen Ereignisse ist die Grundlage für die Erarbeitung von Erdbebengefährdungskarten. Nutzer dieser Informationen sind neben der Bevölkerung auch Katastrophendienste, Versicherungen, Betreiber von technischen Großanlagen sowie Architekten und Bauingenieure.

 

Die ständig aktualisierten Daten der neuen Station Muldenstein sowie aller weiteren seismologischen Stationen im mitteldeutschen Raum können unter der folgenden Internetadresse eingesehen werden: http://linap6.geo.uni-leipzig.de/sxweb/.

 

Informationen zu seismischen Ereignissen einschließlich Ereignislisten und -karten bietet die Internetseite: http://antares.thueringen.de/cadenza/;jsessionid=E3EC5F56F5F81EAAB14A92A53DBCAB00.