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Serumwerk Bernburg - Geschichte mit Ehemaligen

1954, ein Jahr in dem der Arzt Joseph Edward Murray führt die erste erfolgreiche Nierentransplantation durch führte, die Einführung des Farbfernsehens mit der Fernsehnorm NTSC in den USA, die Bundesrepublik tritt der NATO bei und die Gründung des VEB Serum-Werk Bernburg.


Frank Kilian, Vorstandsvorsitzende des Serumwerk Bernburg AG begrüßte die ehemaligen Mitarbeiter und den Ehrengast und Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Helge Fänger. Mit Stolz sagte er, dass die Ehemaligen etwas Gutes hinterlassen haben und das die Serumwerk Bernburg AG weiterhin auf einem guten Weg sind. Das Gute, was die Mitarbeiter, die das Serumwerk aufgebaut haben, wird nach Möglichkeit auch weiterhin so betrieben, das Serumwerk sieht sich eher als Familienbetrieb und daher gehören Familienfeiern mit Kaffee und Kuchen sowie nette Gespräche dazu. Frank Kilian teilte mit, dass es dem Serumwerk gut geht, der Abschluss 2015 ist sehr positiv ausgefallen. Der Ausbau und die Erweiterung der Branchenmärkte Kanada und USA wirkten sich positiv aus.

 

Viele Mitarbeiter wurden hier intern ausgebildet und arbeiten bereits in der dritten Generation im Serumwerk Bernburg. Wichtig für das Unternehmen ist das generationsübergreifende miteinander. So feiern die mittlerweile Pensionierten Mitarbeiter genauso wie die neue Generation, oft die eigenen Töchter, Söhne und Enkeln, die hier auch ausgebildet wurden, eine schöne Tradition.

 

Angefangen hatte alles mit Schokolade, die in der Fabrik "Weigel" an der Halleschen Landstraße, im Volksmund auch "Süßer Winkel" genannt, bis 1948 produziert wurde. 1950 zog dann die Firma "VEB Eumarhal Werk Bernburg" hier ein, die bis Ende des Jahres 1953 vor allem Lecithin, Salbengrundstoffe und Zahnwachs herstellen durfte. Ausgerechnet am 17. Juni 1953, der heute noch als Gedenktag für den Volksaufstand der DDR-Bürger gegen die SED-Politstrategen unter Walter Ulbricht gefeiert wird, beschloss die Partei- und Staatsführung der DDR zur Entwicklung einer sozialistischen Landwirtschaft die Schaffung eines Institutes für Veterinär-Impfstoffe mit Sitz in Dessau und die damit verbundene Verlagerung des ehemaligen VEB-Serumwerk Dessau in einen neu zu gründenden VEB Serum-Werk Bernburg.

1961, als in Berlin die Grenzen zwischen Ost und West dicht gemacht wurden, kam als über Jahrzehnte wichtigstes Produkt des Werkes "Ursoferran" auf den Markt, das für seinen Namen eine Anleihe beim Bernburger Wappentier aufnahm.

 

1956/ 1957, als der erste Sputnik die Erde umkreist, der erste Atomreaktor der DDR seinen Betrieb aufnimmt, erfolgte im VEB Serum-Werk Bernburg die Erweiterung des großen Produktionsgebäudes. Gleichzeitig begann die Vorbereitung einer vom Staat gewünschten Vitamin C-Herstellung. Mit einer Pilotanlage, in der künftig Dexpanthenol hergestellt werden sollte, brachte man das Ganze zum Laufen, das Verfahren kam von Jenapharm. Mit dem Aufbau einer Dexpanthenol-Anlage wurde gleichzeitig auch eine Anlage zur Herstellung von Caciumpanthotenat gebaut. Für die DDR entwickelte man in Jena ein ähnliches, allerdings neu patentiertes Verfahren, das man zunächst nach Amerika verkaufte. Als es dort jedoch als nicht realisierbar erwies, erging der Auftrag an das Serumwerk, die Planung zur Produktionsreife zu bringen.

 

1960/ 1961, das Jahr der Erfindung der Antibabypille in Amerika, Juri Gagarin als erster Mensch im Weltall und das Jahr des Baus der Berliner Mauer wird im Serumwerk das Präparat Eisenextran 20 (Ursoferran) zur Prophylaxe gegen Saugferkelanämie eingeführt. Die Bedingungen, unter denen die Erzeugnisse entstanden, sind mit heutigen Standards auf keinen Fall zu vergleichen. DIe damals hergestellten Ampullen beispielsweise wurden mit dem Bunsenbrenner zugeschweißt. Für das Abfüllen der Flaschenpräparate stellte man einen Hocker auf einen Holztisch und hängte daran einen 50-Liter-Glasballon mit Gummischlauch. Auch bei der Herstellung von Produktverpackungen fehlte es oft an guter Pappe und an vernünftigen Druckfarben.                

 

In der internationalen Fachpresse diskutierte man zu jeder Zeit die Wirkung des Spinnengifts auf das Immunsystem und bei Erkrankungen wie zum Beispiel Artrose. Für das Serumwerk eine Chance, die Produktpalette um ein ganz neues, möglicherweise auch exportfähiges Medikament zu erweitern. Und so entstand auf dem Gelände an der Halleschen Landstraße eine Spinnenfarm.