Jüdische Friedhof in Bernburg zum Volkstrauertag geöffnet

Am Sonntag war zum Volkstrauertag der Jüdische Friedhof in Bernburg (Am Rößeberg) für die Öffentlichkeit wieder zugänglich. Stündlich fanden Führungen statt, außerdem war eine kleine Ausstellung über den Friedhof zu sehen. Präsentiert wurden 20 Denksteine und Denkblätter für frühere jüdische Mitbürger Bernburgs, die als Schülerprojekte am Gymnasium Carolinum Bernburg entstanden. In der Martinskirche wurde zum Volkstrauertag den Opfern des Bombenangriffes auf Bernburg gedacht. Bereits im 15. Jahrhundert gab es den ersten jüdischen Friedhof im Bereich der mittelalterlichen jüdischen Ansiedlung ("Judendorf") in der Plötzkauer Gemarkung. Zu dieser Zeit lagen die Synagoge der jüdischen Gemeinde wie auch ein zweiter jüdischer Friedhof im Südwesten der Neustadt nahe der Saale. Dieser Friedhof wurde bis 1826 belegt. Das Gelände wurde von der jüdischen Gemeinde Anfang des 20. Jahrhunderts für den Bau des Kurhauses und der Anlage des Kurparks an die Stadt verkauft.

Er lag nach einer Beschreibung "hinter dem Zimmermann'schen Kaffeehause im Krumbholz". Unter Herzog Alexius Friedrich Christian wurde am 30. Mai 1826 ein neuer jüdischer Friedhof eingeweiht, darauf weist noch heute die Inschrift des Eingangstores hin. Bis zur NS-Zeit wurden hier über 500 Beisetzungen vorgenommen. Als einziger Überlebender seiner Familie aus dem KZ wurde auch Eugen Madelong 1954 bestattet.

 

Seit Ende 90er Jahre kümmert sich der Arbeitskreis "Jüdische Geschichte in Bernburg" um den Friedhof. Rund 250 Besucher nutzten den heutigen Volkstrauertag, um den jüdischen Friedhof in Bernburg zu besichtigen. Nur an diesem Tag ist dieser geöffnet. Joachim Grossert, Mitglied des Arbeitskreises "Jüdische Geschichte in Bernburg" führte die Besucher durch die Geschichte des jüdischen Friedhof in Bernburg. Die Geschichte, die Grossert erzählt, ist den meisten Bernburgern fremd, auch kennen viele den Friedhof nicht.

 

Den Besuchern erzählt er zahlreiche Details aus der Geschichte der Juden in Bernburg. 


So auch die der Entwicklung des ersten Bernburger Kaufhauses in der Wilhelmstraße, das von Nathan Gottschalk eröffnet und später von Willy Cohn übernommen wurde. Der verkaufte das Haus nach der Reichspogromnacht. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es von der DDR-Handelsgesellschaft Konsum genutzt. Aber auch die Geschichte des Bernburger Bankiers Ludwig Gumpel (1860 bis 1935) und seiner folgenreichen, nächtlichen Liaison mit einer Hamburgerin, aus der der Vater des fünften deutschen Bundeskanzlers hervorging, wurde mit Spannung verfolgt. Der leibliche Großvater von Altbundeskanzler Helmut Schmidt liegt beispielsweise auf dem jüdischen Friedhof in Bernburg begraben. Neben Geschichten und Vorträgen wurden Informationstafeln über die Geschichte des Friedhofs und der Juden in Bernburg aufgestellt. Viele der älteren Besucher kannten die Geschichten ganz genau und erzählten untereinander von den Geschäften und Geschäftsleuten im alten Bernburg.