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Arbeitsmarktbilanz 2019 für den Salzlandkreis

Im Jahresdurchschnitt 2019 waren knapp 800 Menschen weniger arbeitslos als ein Jahr zuvor, knapp 3.900 neue Arbeitsstellen gemeldet, dennoch mehr als 500 weniger als im Vorjahr.


Gesamtentwicklung

 

Den Arbeitsmarkt im Jahresrückblick 2019 bewertet die Agenturchefin, Anja Huth, im Agenturbezirk Bernburg durchwachsen: „Das vergangene Jahr stand unter dem Eindruck einer konjunkturellen Eintrübung. Dies spiegelte sich insbesondere in einer nachlassenden Dynamik am Arbeitsmarkt wider. Es kamen mehr Menschen aus der Erwerbstätigkeit in die Arbeitslosigkeit, und es verließen auch weniger Menschen ihre Arbeitslosigkeit in Richtung Beschäftigung. Der Rückgang bei der Zahl der Arbeitslosen ist also ein rein demografischer Effekt. Bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung haben wir sogar einen leichten Rückgang zu verzeichnen. Auch das ist der demografischen Entwicklung geschuldet. Mit Blick voraus ist dies aber nur die Ruhe vor dem Sturm. In den kommenden Jahren setzt in den Betrieben eine regelrechte Verrentungswelle ein. War im vergangenen Jahr die Herausforderung, zusätzliche Arbeitskräftebedarfe in den Unternehmen zu decken, wird in diesem Jahr der Schwerpunkt darin liegen, vorausschauend die Lücken durch alternde Belegschaften in den Betrieben zu schließen. “

 

Bei der Vorstellung der Arbeitsmarktbilanz konnte Anja Huth noch von weiteren Highlights berichten:

 

„In den letzten zehn Jahren sind im Jahresdurchschnitt erstmals weni- ger als 8.000 Männer und Frauen im Salzlandkreis arbeitslos gewesen. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote 2019 (8,3 Prozent) hat den niedrigsten Wert seit 2008 (damals 13,9 Prozent) erreicht. Was mich aber besonders freut, ist der erneute Rückgang der langzeitarbeitslosen Männer und Frauen. Vergleicht man 2018 mit dem Jahresdurch-schnitt 2019, so waren im vergangenen Jahr knapp 500 Menschen weniger langzeitarbeitslos.“ Arbeitslosigkeit in der Arbeitslosenversicherung (SGB III) und in der Grundsicherung (SGB II)

 

2019 wurde erstmals seit Bestehen der Agentur für Arbeit ein Zuwachs der Arbeitslosigkeit im Bereich der Arbeitslosenversicherung verzeichnet. 2.404 Personen waren zum Jahresende im Durchschnitt arbeitslos gemeldet. Gegenüber dem Vorjahresdurchschnitt stieg die Zahl um 54 Menschen oder 2,4 Prozent.

 

Im Bereich der Grundsicherung (Jobcenter Salzlandkreis zuständig) lag die Arbeits-losigkeit mit 854 Personen (-13,5 Prozent) unter dem Niveau des Vorjahresdurch-schnitts. 5.481 Personen waren 2019 durchschnittlich arbeitslos gemeldet.

 

Arbeitsmarktsituation in den Regionen

 

Region Bernburg:

 

Die durchschnittliche Arbeitslosenquote 2019 betrug in der Region Bernburg 7,5 Pro-zent. Das ist ein Rückgang von 0,8 Prozentpunkten gegenüber dem Jahresdurch-schnitt 2018.

Gegenüber dem Vorjahresvergleich sind 2.158 (- 266) weniger Personen im durchschnittlichen Jahresbestand an Arbeitslosen gemeldet. Das entspricht einem Rückgang um 11 Prozent.

 

Region Aschersleben:

 

Die durchschnittliche Arbeitslosenquote 2019 betrug in der Region Aschersleben 10,0 Prozent. Das ist ein Rückgang von 0,7 Prozentpunkten gegenüber dem Jahres-durchschnitt 2018. Gegenüber dem Vorjahresvergleich sind 1.715 (-140) weniger Personen im durchschnittlichen Jahresbestand an Arbeitslosen gemeldet. Das entspricht einem Rückgang um 7,5 Prozent.

 

Eine anhaltende Dynamik des Arbeitsmarktes belegen die hohen Zu- und Abgangszahlen deutlich. Von Januar bis Dezember 2019 meldeten sich mehr als 25.500 Personen in der Jahressumme neu oder erneut arbeitslos. Gleichzeitig konnten im Laufe des Jahres ca. 24.192 Frauen und Männer ihre Arbeitslosigkeit in der Jahressumme beenden.

 

Arbeitslosigkeit

 

Gegenüber dem Vorjahr setzte sich der kontinuierliche Rückgang fort und die Arbeitslosigkeit sank um 799 Personen im Jahresdurchschnitt (7.885 Personen im Bestand). Die Arbeitslosenquote des Salzlandkreises sank im Vergleich zum Vorjahr um 0,7 Prozentpunkte auf 8,3 Prozent.

 

Die Arbeitslosenquote der Männer betrug im Jahresdurchschnitt 8,6 Prozent (-0,7 Prozentpunkte zum Vorjahr), auf niedrigeren Niveau ist die Arbeitslosenquote der Frauen im Jahresdurchschnitt 7,9 Prozent (-0,8 Prozentpunkte zum Vorjahr). Die Arbeitslosenquote der jüngeren Menschen von 15 bis 25 Jahren betrug 8,2 Pro-zent, ein Rückgang um 0.3 Prozentpunkte gegenüber 2018.

 

Langzeitarbeitslosigkeit

 

Im Jahresdurchschnitt 2019 waren 2.607 Männer und Frauen im Salzlandkreis länger als ein Jahr ohne Job, davon 289 (24 mehr gegenüber dem Jahresdurchschnitt (JD) 2018) im Bestand der Agentur für Arbeit und 2.318(-498 gegenüber dem JD 2018) im Bestand des Jobcenters des Salzlandkreises.

 

Unterbeschäftigung

 

In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den registrierten Arbeitslosen auch die Personen abgebildet, die nicht als arbeitslos gelten, weil sie Teilnehmer an einer Maßnahme der Arbeitsmarktpolitik oder in einem arbeitsmarktbedingten Sonderstatus sind. Diese Personen werden zur Unterbeschäftigung gerechnet, weil sie für Menschen stehen, denen ein reguläres Beschäftigungsverhältnis fehlt. Die Unterbeschäftigung sank im Jahresdurchschnitt 2019 um 6,4 Prozent auf 11.986.

 

Einstellungen und Entlassungen

 

Im Vergleich zum Vorjahr 2018 ist die Zahl der Entlassungen am 1. Arbeitsmarkt 2019 mit 7.748 um 1.096 (-12,3 Prozent) spürbar gesunken. Eine neue Beschäftigung aufgenommen haben 6.795 Arbeitslose. Das sind 1.085 (-13,8 Prozent) weniger als im Jahresdurchschnitt 2018.

 

Arbeitskräftenachfrage

 

Die Zahl der gemeldeten Arbeitsstellen ist im Jahresvergleich 2018 zu 2019 im Jahresdurchschnitt im Bestand um 350 auf 993 gesunken. Einen nennenswerten Aufwuchs an Stellenmeldungen hat es in dem Wirtschaftsbereich Produktion und Fertigung gegeben, fast 50 Prozent aller Arbeitsstellen wurden in diesem Bereich gemeldet.

 

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte

 

Im Juni 2019 waren 62.749 Frauen und Männer sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das waren 447 Männer und Frauen, 0,7 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

 

Arbeitsmarktprognose vom November 2019

 

Mit der Presseinformation vom November hat die Agentur für Arbeit Bernburg die Arbeitsmarktprognose der Wissenschaftler des Instituts für Arbeitsmarkt-und Berufs-forschung (IAB) veröffentlicht. Nr. 77/2019 – Arbeitsmarktprognose 5.11.2019

 

Arbeitsmarktprognose für den Salzlandkreis neu gefasst Kein Beschäftigungszuwachs 2020 erwartet

 

• Höhe der Arbeitslosigkeit - gleiches Niveau wie in diesem Jahr

• Nachfrage nach Fachkräften - vorhanden

 

Das geringste Jobwachstum aller Bundesländer und ein Anstieg der Arbeitslosigkeit in Sachsen-Anhalt – Wissenschaftler des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) rechnen für 2020 mit einer Abkühlung auf dem Arbeitsmarkt. Die Experten haben sich auch für den Salzlandkreis positioniert und erwarten durchschnittlich 62.900 sozialversicherungspflichtige Jobs – im Mittelwert ist das eine schwarze Null. Demnach wird das Beschäftigungswachstum auch im Salzlandkreis nur sehr gering verlaufen.

 

Die IAB-Experten prognostizierten in ihrer aktuellen Mittelwert-Rechnung für 2019 bereits durchschnittlich die gleiche Anzahl sozialversicherungpflichtige Beschäftigte im Landkreis. Das Wachstum läge damit bei null Prozent. Im Vergleich zu den anderen Landkreisen in Sachsen-Anhalt nimmt der Bernburger Agenturbezirk damit denn drittletzten Platz ein.

 

Als Gründe für den gebremsten Beschäftigungsaufbau werden die konjunkturelle Eintrübung und die demografische Entwicklung genannt.

 

Ausblick 2020

 

Die Abkühlung der Konjunktur ist langsam zu spüren, dennoch ist die Auslastung der Betriebe weiterhin hoch und die Nachfrage nach Arbeits- und insbesondere Fachkräften wird sich voraussichtlich auch in 2020 fortsetzen.

 

Daher ist die Agenturchefin, Anja Huth zuversichtlich, dass sich der Arbeitsmarkt auch in 2020 positiv weiterentwickelt.

 

Sie sieht jedoch auch die Herausforderungen:

 

1. Alternde Belegschaften

 

„Die Babyboomer gehen in den wohlverdienten Ruhestand. Mit ihnen verlassen gut qualifizierte Fachkräfte den Arbeitsmarkt. Es zeigt sich, dass der Nachwuchs fehlt und es zunehmend schwieriger wird, diese Lücke zu schließen. Selbst Produktivitätsgewinne, die durch Digitalisierung und Automatisierung entstehen, werden den Bedarf an Arbeitskräften nicht lösen.“

 

2. Fehlende Arbeitskräfte

 

„Abwanderung, wenig Zuzug und nach wie vor ein hohes Pendlerverhalten sind weitere Herausforderungen des Arbeitsmarktes im Salzlandkreis. Andererseits haben verschiedene Branchen, wie unsere Automobilzulieferer oder Maschinenbauer mit der zunehmenden Abkühlung der Konjunktur zu kämpfen“, erklärt die Agenturchefin, Anja Huth. „Unterstützung können wir den Unternehmen mit individuellen, zugeschnittenen Qualifizierungsförderungen und Beratungsangeboten, wie zum Beispiel die Demografieanalyse anbieten.“

 

3. Mit den Pfunden wuchern

 

„Gegenwärtig sind wieder Ergebnisse von Studien im Umlauf, zum Beispiel „Focus Money“, hier hat der Salzlandkreis Rang 347 von hier nur 378 betrachteten Landkreisen oder die ZDF –Studie zur Familienfreundlichkeit (Gesamtergebnis Rang 361 von 401) und seniorengerechtes Leben (Gesamtergebnis Rang 234). Die Ergebnisse sind nicht vergleichbar und es fällt schwer weiche Faktoren in Fakten zu setzen. Ich wünsche mir für 2020, dass die Menschen und Unternehmen im Salzlandkreis sich Ihrer gewachsenen Kompetenzen und weiterentwickelten Infrastruktur bewusst sind. Wir haben einen lebenswerten Landkreis, den es sich lohnt gemeinsam weiterzuentwickeln.“





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