· 

Bundesweiter Warntag: Verbesserungen nötig

Erstmals seit der Wiedervereinigung gab es am 10. September einen bundesweiten Warntag, Innenstaatssekretärin Poggemann löste in der Leitstelle des Salzlandkreises den Probealarm aus, Landrat Bauer: Bevölkerungsschutz geht nicht ohne Eigenverantwortung.


Die bundesweite Probewarnung über das Modulare Warnsystem MoWaS konnte auch in Sachsen-Anhalt nach den aktuell vorliegenden Informationen nur verspätet z. B. in der Warn-App NINA erfolgen. Grund dafür ist nach Angaben des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), welches für den Warntag die Organisationshoheit hat, eine nicht vorgesehene zeitgleiche Auslösung einer Vielzahl von Warnmeldungen über MoWaS gewesen, die die bundesweite Auslösung über die Warnzentrale des BBK unterbrach. Aktuell werden die Abläufe auf allen Ebenen geprüft und im Anschluss bewertet. Der Warntag soll ausdrücklich zum Erkennen und in der Folge zum Optimieren von Abläufen dienen. Deshalb werden die Erfahrungen des heutigen Tages bei der weiteren Entwicklung von MoWaS berücksichtigt. Der Warntag und die Ereignisse liefern wichtige Erkenntnisse für den Ausbau von MoWaS und die notwendigen weiteren Abstimmungen zwischen den beteiligten Stellen in Bund und Ländern.

 

Elf Uhr heulten wie angekündigt die Sirenen am Donnerstag über den Salzlandkreis, in ganz Sachsen-Anhalt und sogar bundesweit. Staatssekretärin Anne Poggemann aus dem für Sachsen-Anhalt organisatorisch zuständigen Ministerium für Inneres und Sport war nach Staßfurt in die Leitstelle des Salzlandkreises gekommen und löste mit Landrat Markus Bauer symbolisch per Mouse-Klick die Sirenen-Proberufe für die Feuerwehren aus. Landrat Markus Bauer und seine verantwortlichen Mitarbeiter im Brand-, Katastrophenschutz und Rettungsdienst der Kreisverwaltung nutzten den Warntag auch, um ihrem Besuch die Leitstelle, Räumlichkeit und Technik, vorzustellen.

Staatssekretärin Poggemann hatte im Vorfeld den Sinn des bundesweiten Probealarms zusammengefasst: „Der Warntag hat zum Ziel, Bürgerinnen und Bürger zu sensibilisieren. Er soll transparent machen, wie die Behörden bei Gefahren warnen und verfügbare Warnmittel wie zum Beispiel Sirenen und Warn-Apps ins Bewusstsein rücken. Zugleich wird Wissen zum Umgang mit Warnungen vermittelt, damit die Menschen die Kenntnis haben, was im Ernstfall zu tun ist.“

 

Wissen, was zu tun ist, im Fall der Fälle - das gehört zum beruflichen Alltag in der Leitstelle und bei den professionellen Rettungskräften. Landrat Markus Bauer betont aber auch, wie entscheidend ehrenamtliches Engagement und Selbsthilfefähigkeit sind: „Ohne Feuerwehrleute und Katastrophenhelfer wäre der Bevölkerungsschutz bei uns nicht vorstellbar.“ Das Ehrenamt sei überhaupt die Basis für einen attraktiven Wohn- und Wirtschaftsstandort. „Es funktioniert nur, wenn wir genügend engagierte Leute halten und gewinnen. Wir brauchen einander.“ Er dankt in diesem Wissen für den aufopferungsvollen Einsatz und die Arbeit beziehungsweise das Verständnis aller Beteiligten in jedem Ort seines Salzlandkreises.

 

Über das System dieser Zusammenarbeit sprach der Landrat mit der Staatssekretärin. Die Kommunen entscheiden selbst, in welchen Ortschaften sie, neben den anderen Möglichkeiten, Sirenen zur Alarmierung für welche Einsatzarten nutzen: vor allem, um die Einsatzfähigkeit ihrer Feuerwehren zu gewährleisten. Der Salzlandkreis sendet das Signal aus, die Kommunen sind verantwortlich für den Empfang. So war es auch beim Probelalarm am bundesweiten Warntag, der nun jedes Jahr an jedem zweiten Donnerstag im September stattfinden soll. Zur behördlichen Warnmeldung an die Bevölkerung spielen Sirenen jedoch so gut wie keine Rolle. Ausnahme macht hier die Stadt Schönebeck, die damit nicht nur Feuer- und Probealarm auslöst, sondern auch ihre Bevölkerung im Ernstfall warnen könnte. In allen anderen Fällen liefen Meldungen über Radio, Fernsehen, Internet und soziale Medien, Warn-Apps, digitale Anzeigesysteme oder Lautsprecher.

 

„Bei der Corona-Pandemie hat uns das gut geholfen“, spricht Landrat Bauer über die jüngsten Erfahrungen, wie die Behörde die Bevölkerung schnell und direkt erreicht und sensibilisiert. „Schnelle Info und Handlungsempfehlungen über Homepage, Facebook-Kanal und digitale Tafeln haben unsere klassischen Mitteilungen an Presse, Funk und Fernsehen ergänzt. Diese digitalen Möglichkeiten wollen wir ja generell ausbauen, uns weiter vernetzen zu einer ‚Smart Region.Salzlandkreis‘.“

Erstmals seit der Wiedervereinigung wird es am 10. September 2020 einen bundesweiten Warntag geben, an dem sich auch das Land Sachsen-Anhalt beteiligt. An dem Tag, ein Donnerstag, werden um 11:00 Uhr sämtliche Warnmittel in den Landkreisen und Kommunen getestet. Es wird eine Probewarnung an alle Warnmultiplikatoren (zum Beispiel Rundfunksender, App-Server) geschickt, die am Modularen Warnsystem (MoWaS) des Bundes angeschlossen sind. Die Warnmultiplikatoren versenden die Probewarnung dann über ihre Systeme und Programme an Endgeräte wie Radios und Warn-Apps wie NINA. Parallel dazu werden auch verfügbare Warnmittel in den Kommunen und Kreisen in Sachsen-Anhalt ausgelöst, beispielsweise Sirenen.

 

Noch genau eine Woche: am 10. September 2020 wird es um 11:00 Uhr erstmals seit der Wiedervereinigung einen bundesweiten Probealarm mit allen vorhandenen Warnmöglichkeiten, wie Radio, Fernsehen, sozialen Medien, Warn-Apps, Sirenen, Lautsprecherwagen und digitalen Anzeigetafeln geben. Nach der Auslösung des Probealarms ist wenig später eine Entwarnung vorgesehen.

 

Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht: „Im Ernstfall, zum Beispiel bei einem Großfeuer, Hochwasser, einem Anschlag, drohenden Unwettern oder wie bei der Ausbreitung des Coronavirus, benötigen die Menschen schnellstmöglich Warnungen und zugleich verlässliche behördliche Informationen und Verhaltensempfehlungen. Mit dem Warntag wollen wir die Bevölkerung sensibilisieren. Nur wer eine behördliche Warnmeldung wahrnimmt und richtig einordnet, der kann umgehend handeln und sich sowie Familie, Nachbarn, Freunde und Arbeitskollegen in Gefahrensituationen schützen. Generell gilt bei einer behördlichen Warnmeldung: Ruhe bewahren, fortlaufend die Informationen und Handlungsempfehlungen der Behörden verfolgen, entsprechend handeln und die Informationen an Personen im direkten Umfeld weitergeben.“



Kommentar schreiben

Kommentare: 0