Fürst Wolfgang von Anhalt schloss 1559 einen Vertrag zum Ausbau der Saaleschifffahrt, 1560 begann der erste Bau einer Schleuse in Bernburg. Die heutige Schleuse wurde am 10.09.1938 offiziell in Betrieb genommen.
Aus Chroniken zur Saaleschifffahrt ist zu entnehmen, dass bereits in der zweiten Hälfte des 14. Jh. Schleusen aus Holz den Frachtverkehr sicherten. Doch bereits vorher wurde das Wasser der Saale zum Kornmahlen bzw. zum Flößen genutzt. Das wohl älteste Mühlenwehr auf deutschen Gebiet war beim Schifferstädtchen Alsleben errichtet. Vom ersten Handwerk in Bernburg, worüber berichtet wurde, war eine Mühle an der Saale.
Am 21. Oktober 1530 erteilte Kaiser Karl V. das Privileg der freien Schifffahrt und die Erlaubnis das Flussbett der Saale auszubauen, dem Erzstift Magdeburg. Die Arbeiten wurden noch im gleichen Jahr aufgenommen. Ein erstes Wehr wurde in Bernburg gebaut und zusätzliche Schleusen oder unbrauchbare Schleusen erneuert. Fürst Wolfgang von Anhalt, Regent über Bernburg , schloss 1559 auf drängen des Erzbischof Sigismund einen Vertrag zum Ausbau und Sicherung der Saaleschifffahrt ab. Im darauffolgendem Jahr begann der Bau einer Schleuse in Bernburg.
1605 war es notwendig geworden den Vertrag wegen Niedergang der Saaleschifffahrt zu novellieren. Diesmal wurde jedoch zum Unterhalt der Schleusen eine Abgabe festgesetzt. Das Jahr 1694 war für den Schleusenbau ein Neubeginn: die erste steinerne Schleuse wurde bei Trotha gebaut, der preußische Kurfürst Friedrich III. selbst setzte den ersten Stein. Im Jahr 1696 veranlasste Fürst Victor Amadeus von Anhalt - Bernburg den Neubau einer Schleuse aus Stein. Erst im Jahre 1790 wurde die Saaleschifffahrt weiter ausgebaut. Der Kurfürst von Sachsen, Friedrich August III., erteilte die Anordnung, die obere Saale und die Unstrut schiffbar zu machen.
Mit Abbrucharbeiten zur Vorbereitung des Baues der Großschleuse in Bernburg wurde im Januar 1934 begonnen. Der Anhalter Kurier berichtete darüber: "Besonders einschneidend werden sich die städtebaulichen Veränderungen durch den Schleusenbau auswirken. Es fallen die ganzen Häuser an der Saaleseite der Fischergasse, also namentlich das Mühlenverwaltungsgebäude und die alte Eisengießerei mit den hässlichen Mauern, ferner die beiden Einzelhäuser gegenüber der Einmündung der Mühlstraße." Insgesamt waren durch den Abbruch der Häuser 30 Familien betroffen, die neue Wohnungen erhielten. Über den Fortgang der Arbeiten berichtet die Zeitung Anhalter Kurier vier und ein halb Jahre lang.
10.03.1934 "Unermüdlich ist die Dampframme in Tätigkeit. um Bohle an Bohle zu fügen. Die Spundwand auf der rechten Seite ist schon auf ein Drittel ihrer Länge fertiggestellt. Dahinter werden die Fundamente des alten Fabrikgeländes weggeräumt. Am 15.02.1934 wurde bereits um 11 Uhr der 90 Jahre alte Schornstein der Eisengießerei umgelegt."
17.08.1934 "An der Schleuse beherrschen Abbrucharbeiten in der Mühlstraße und der Fischergasse das Bild."
31.08.1934 "Die Bootstreppe ist fertig betoniert. In der Fischergasse sind die Bordsteine bereits gesetzt, das Straßenbett wird ausgehoben."
08.09.1934 "Der obere Vorhafen geht immer mehr seiner Vollendung entgegen. Die Hauptarbeit liegt in der Fischergasse. Hier sollen die Pflasterarbeiten bis heute Abend fertiggestellt werden."
09.11.1934 "An der Mündung des oberen Vorhafens hat sich eine neue Schwierigkeit eingestellt. Man fand bei dem heruasnehmen des letzten Teiles des Abschlussammes eine riesige Steinmauer von 30 m Länge und rund 8 m Breite. Wahrscheinlich bildete sie früher einmal ein Wehr. Die Mauer soll durch Sprengungen beseitigt werden."
17.11.1934 "Im oberen Hafen beherrschen noch immer Taucher und Sprengpatron die Arbeit."
14.12.1934 "Der Bau des oberen Vorhafens ist endgültig zum Abschluss gekommen, nachdem die letzten Reste der riesigen alten Ufermauer herausgeholt wurden."
05.01.1935 "Vor einigen Tagen fand die Submission der Angebote für die Schleusenarbeiten statt."
02.03.1935 "Die Vorbereitungen für den Bau der Schleuse sind in vollem Gange."
22.03.1935 "Erster feierlicher Rammschlag am eigentlichen Schleusenneubau."
06.04.1935 "Tiefe Schluchten hat der Greifer nun bereits in das Gelände der künftigen Schleuse gerissen. Rund 5000 cbm Erdreich sind schon auf der Töpferwiese aufgeschüttet worden."
03.08.1935 "Nachdem der rechtseitige Blockteil des Tosbeckens bis zu der für den ersten Bauabschnitt vorgesehenen Höhe fertig betoniert war, ging man an die Herstellung der stark armierten besonderen Tosplatte, die widerstandsfähig gegen Druck und Biegung ist. Starke und schwache Rundeisen wurden zu einem verworrenen aussehenden, dabei aber genau berechneten Geflecht verbunden, dann wurde die für diese Platte im Mischungsverhältnis besonders hergestellte Betonmasse eingefüllt. Die Platte ist nun fertig und man bereitet den Bau des übrigens Teiles des Tosbeckens vor."
12.12.1935 "Der 18. und letzte Kammermauer-block der Schleusenkammerwände ist in Arbeit."
27.02.1936 "Am Neubau der Bernburger Saaleschleuse ist gegenwärtig ein gewisser Stillstand der Arbeiten zu beobachten. Sicherem Vernehm nach liegt dies daran, dass neue Pläne um die Schleuse aufgetaucht sind. Man ist auf den Gedanken gekommen, dass es sich erübrigen würde, die in Nienburg geplante weitere Schleuse zu bauen, wenn man die Sohle der neuen Bernburger Schleuse entsprechend tiefer legte und das Saalebett zwischen Bernburg und Nienburg entsprechend regulierte."
20.03.1936 "Als Folge des geplanten Fortfalles der ursprünglich vorgesehenen Schleuse Nienburg muss die Sohle der Bernburger Schleuse um etwa 1 m tiefer ausgehoben werden."
20.10.1936 "Der Bau der Schleuse nähert sich mit dem ersten Ausbauabschnitt dem Ende. Die Schleuse mit 105 m Kammerlänge und 20 m Breite ist damit rohbaufertig."
14.11.1936 "Der untere Vorhafen ist inzwischen fertig geworden."
22.11.1937 "An der neuen Schleuse begann ein neues Buddeln auf der Insel zwischen alter und neuer Schleuse. Das Wohnhaus für den Schleusenmeister und das Doppelwohnhaus für die künftigen Schleusengehilfen sollen hier errichtet werden. Die Ausschachtungen gerieten durch die gefürchteten alten Fundamente der Eisengießerei ins Stocken."
19.02.1938 "Bernburgs jüngste und kleinste Eisenbrücke, die Verbindungsbrücke von der Fischergasse hinüber zur Saaleinsel ist im Bau. Die Brücke wird 16 m lang und 4,20 m breit. Gleich nebenan wird das untere Schleusentor zusammengefügt. Jedes der Tore wird 12 m breit und 8 m hoch, es wird etwa 38 t schwer."
31.03.1938 "Die Brücke ist bereits soweit fertiggestellt."
03.08.1938 "Während der letzten Tage wurden die Tore ausprobiert."
11.08.1938 "Heute Vormittag soll der erste Schleusungsversuch unternommen werden."
12.08.1938 "Probefahrt mit der "Bode" stromaufwärts durch die neue Schleuse und wieder zurück. Die neue Schleuse braucht nur eine knappe halbe Stunde, also weniger Zeit für mehr als den doppelten Raum wie die alte Schleuse."
10.09.1938 "Die neue Schleuse wurde nunmehr offiziell in Betrieb genommen."
Quelle: Stadtarchiv Bernburg (Saale)