Bundesweites Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“

Sachsen-Anhalts Justiz- und Gleichstellungsministerin Prof. Angela Kolb hat die Einrichtung eines bundesweiten Hilfetelefons „Gewalt gegen Frauen“ begrüßt. „Das erleichtert den Zugang zu Hilfsangeboten auch in Sachsen-Anhalt“, sagte Kolb. Das unter der Rufnummer 08000 116 016 erreichbare  Hilfetelefon werde auf Grundlage eines neuen Gesetzes eingerichtet und übernehme eine Lotsenfunktion, Opfer würden gezielt weiter vermittelt. Die Leitungen seien rund um die Uhr geschaltet. Bei Bedarf gebe es kostenlose Hilfe, die noch dazu mehrsprachig angeboten werde. Kolb verwies auf ein Netz von Beratungsstellen für Opfer von häuslicher Gewalt und Stalking in Sachsen-Anhalt und strich die besondere Bedeutung der Frauenhäuser heraus.

Eine Studie des Bundesfamilienministeriums zeige, dass 40 Prozent aller Frauen im Erwachsenenalter körperliche oder sexuelle Übergriffe erfahren hätten, mehr als jede zweite Frau sei Opfer unterschiedlicher Formen sexueller Belästigung geworden. „Im Notfall müssen die Frauen schnell und verlässlich erfahren, wer helfen kann. Dazu trägt die Hotline bei“, sagte Kolb am Rande der gemeinsamen Festveranstaltung zum Internationalen Frauentag des Ministeriums für Justiz und Gleichstellung, des Landesfrauenrates, der LandesArbeitsGemeinschaft der kommunalen Gleichstellungsbeauftragen und des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Merseburg.

 

Bei den vier „Interventionsstellen häusliche Gewalt und Stalking“ seien 2011 über 900 Fälle häuslicher Gewalt und 522 Stalking-Fälle erfasst worden, sagte Kolb. „Vor allem Frauen werden Opfer. Kinder sind häufig mit betroffen“, so die Ministerin.

 

Für Opfer sexualisierter Gewalt stünden die Beratungsstellen von Wildwasser in Magdeburg, Halle, Dessau und Miss-Mut e.V. in Stendal zur Verfügung: Hier seien 2011 fast 1.300 Personen beraten worden, sagte die Ministerin: „Dazu zählen neben den Betroffenen selbst auch Unterstützungspersonen und Familienmitglieder.“ Insgesamt seien 6.228 Beratungen gezählt worden. Die Fachstelle „Vera“ kümmere sich unter dem Dach der AWO explizit um Opfer von Frauenhandel und Zwangsverheiratung.

 

Daneben bestehen in Sachsen-Anhalt 20 Frauenhäuser mit 127 Plätzen, die vorübergehenden Schutz für gewaltbetroffene Frauen und ihren Kindern gewährleisten. Sieben Frauenzentren bieten niedrigschwellige Beratung, Kommunikation, Integration, Bildung und Kultur. LIKO (Landesintervention und -koordination bei häuslicher Gewalt und Stalking) vernetzt die Arbeit Träger der Interventionsarbeit zur Bekämpfung der Gewalt in engeren sozialen Beziehungen und Stalking. In den vier LIKO-Beratungsstellen in Magdeburg, Halle, Dessau und Stendal informieren die Mitarbeiterinnen über polizei- und zivilrechtliche Möglichkeiten, vermitteln einen Rechtsbeistand, sind bei der Erstellung von entsprechenden Anträgen behilflich und nehmen an Krisen- und Orientierungsgesprächen teil.

 

Täterberatung bietet die Beratungsstelle „ProMann“ mit Sitz in Magdeburg an, die auch Sprechstunden in Halle und Aschersleben anbietet. In der Beratung werden Strategien angeboten, um den Alltag ohne gewaltsame Übergriffe in engen sozialen Beziehungen zu bewältigen. Im Jahr 2011 suchten 202 Männer eine Beratung auf. Neben Einzelberatungsstunden können auch Gruppenangebote in Anspruch genommen werden. 2011 ergriffen 328 Männer dieses Hilfeangebot.

 

Hintergrund: Das Hilfetelefon ist unter der Rufnummer 08000 116 016 zu erreichen. Es wurde auf Grundlage eines einstimmig vom Bundestag beschossenen Gesetzes beim Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Zusammenarbeit (BAFzA) in Köln eingerichtet. Im Gesetz ist festgelegt, dass die Frauen sich Tag und Nacht an die Beraterinnen des Hilfetelefons wenden können, dass es kostenfrei, mehrsprachig und barrierefrei angeboten wird und die Gespräche vertraulich und anonym behandelt werden.