DAK - Krankenstand im Salzlandkreis steigt deutlich

Der Krankenstand im Salzlandkreis ist 2012 erheblich angestiegen. Die Ausfalltage aufgrund von Erkrankungen nahmen um 0,5 Prozentpunkte zu, während sie im gesamten Bundesland Sachsen-Anhalt um 0,1 Prozent zurückgegangen sind. Mit 5,2 Prozent hatte die Region einen höheren Krankenstand als der Landesdurchschnitt (4,7 Prozent). Damit waren an jedem Tag des Jahres von 1.000 DAK-versicherten Arbeitnehmern in der Region 52 krankgeschrieben. Der niedrigste Wert in Sachsen-Anhalt wurde mit 4,5 Prozent im Altmarkkreis Salzwedel und im Landkreis Stendal verzeichnet, der höchste mit 5,6 Prozent im Landkreis Mansfeld-Südharz.  

Wie aus dem aktuellen DAK-Gesundheitsreport für den Salzlandkreis hervorgeht, nahmen die Ausfalltage bei fast allen Diagnosen im Vergleich zum Vorjahr zu. So stiegen die Krankschreibungen aufgrund von Muskel-Skelett-Beschwerden wie Rückenschmerzen um fast 17 Prozent an. Grund dafür war eine längere durchschnittliche Krankheitsdauer von 18 Tagen je Fall. Die Diagnose blieb Hauptursache für Arbeitsausfall in der Region und lag über dem Landesschnitt. Angestiegen sind auch die Fehltage aufgrund von Verletzungen und Vergiftungen. Ein Plus wurde ebenfalls bei psychischen Erkrankungen wie Depressionen und Angstzuständen verzeichnet. Leicht zurückgegangen sind hingegen die Krankschreibungen aufgrund von Beschwerden des Atemsystems. Dazu zählen Erkältungen und Bronchitis.

 

„Der steigende Krankenstand in der Region ist ein negatives Signal“, kommentierte Andreas Umlauf von der DAK-Gesundheit die Ergebnisse. „Damit sich die Entwicklung positiv fortsetzt, sind Arbeitnehmer und Betriebe gefragt. Zu einem gesunden Leben gehört auch der wichtige Bereich der Arbeit. Durch ein gezieltes Gesundheitsmanagement können Unternehmen selbst dazu beitragen,

 

dass der Krankenstand bei ihren Beschäftigten sinkt. Ansätze bieten zum Beispiel die Themen Ernährung, Entspannung und Bewegung. Hierzu beraten wir gerne.“

 

Aufklärung über Auswirkungen von Stress im Job

Einen Schwerpunkt setzt die Krankenkasse 2013 mit einer neuen Aufklärungskampagne über die Auswirkungen von Stress im Job: Eine aktuelle Langzeitanalyse für Sachsen-Anhalt zeigt, dass in den vergangenen zwölf Jahren die Fehltage bei psychischen Erkrankungen überproportional um 172 Prozent gestiegen sind. Zum Vergleich: Bundesweit betrug der Anstieg 85 Prozent. Gleichzeitig gingen die Krankschreibungen aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Atemwegserkrankungen deutlich zurück.

 

Sind heute wirklich immer mehr Menschen psychisch krank? Oder haben sich nur die öffentliche Wahrnehmung und der Umgang mit Belastungen geändert? Nach Einschätzung von Experten nehmen die Krankschreibungen aufgrund psychischer Erkrankungen vor allem zu, weil Betroffene und Ärzte inzwischen anders mit seelischen Leiden umgehen. „Viele Arbeitnehmer werden heute mit einem psychischen Problem krankgeschrieben, während sie früher zum Beispiel mit der Diagnose chronische Rückenschmerzen arbeitsunfähig gewesen wären“, erklärt Umlauf von der DAK-Gesundheit.

 

Burnout ist kein Massenphänomen

Vor zehn Jahren spielte auch das „Burnout“ bei Krankschreibungen kaum eine Rolle. Die aktuelle Diskussion über einen steilen Anstieg der Erkrankung in jüngster Zeit muss relativiert werden. So tritt bei Fehltagen zum Beispiel die Diagnose Depression acht Mal häufiger auf. Im  vergangenen Jahr haben die Ärzte in Sachsen-Anhalt nur bei etwa jedem 1220. Mann und jeder 400. Frau ein „Ausbrennen“ auf der Krankschreibung vermerkt. „Burnout ist offensichtlich kein Massenphänomen“, betont Umlauf. „Es ist eine Art Risikozustand und keine Krankheit.“ Der Begriff sei aber durch viele Medienberichte positiver besetzt und sozial akzeptierter als eine Depression.

 

Ständige Erreichbarkeit führt zu Depressionen

Laut Studie der DAK-Gesundheit sind auch berufliche Telefonate außerhalb der Arbeitszeit sehr viel weniger verbreitet, als die öffentliche Debatte vermuten lässt. In Sachsen-Anhalt geben immerhin 42 Prozent der Beschäftigten an, dass sie noch nie außerhalb der Arbeitszeit von Kollegen angerufen wurden. 60 Prozent der Befragten bekommen nach Feierabend auch keine E-Mails. Allerdings steigt mit dem Ausmaß an

 

Erreichbarkeit auch das Risiko, an einer psychischen Störung zu erkranken. Jeder vierte Beschäftigte, der ständig erreichbar ist, leidet unter einer Depression. Umlauf: „Für diese kleine Gruppe hat der Wegfall der Grenze zwischen Beruf und Privatleben einen hohen Preis.“

 

Obwohl psychische Erkrankungen meist zu sehr langen Ausfallzeiten führen, ist die Diagnose aus Sicht der Beschäftigten in vielen Unternehmen weiterhin eine Art Stigma. Ein Vergleich der DAK-Gesundheitsreporte für die Jahre 2004 und 2012 zeigt, dass aktuell das Verständnis von Mitarbeitern und Kollegen eher pessimistischer eingeschätzt wird. „Hier besteht dringender Handlungsbedarf für Betriebe und betroffene Mitarbeiter, das Thema aus der Tabuzone herauszuholen“, fordert  Andreas Umlauf von der DAK-Gesundheit. Neue Daten zeigen: Fast jeder zweite Beschäftigte in Sachsen-Anhalt würde möglichst niemanden sagen, wenn er an einer psychischen Erkrankung leidet.

 

Ärzte sehen mehrere Gründe für Anstieg

Die in die Studie einbezogenen Ärzte sehen in Arbeitsverdichtung, Konkurrenzdruck und langen Arbeitszeiten eine Ursache für mehr Krankschreibungen mit psychischen Diagnosen. Aus Sicht der Mediziner gibt es für nicht so leistungsfähige Mitarbeiter immer weniger Platz in der Arbeitswelt. Ferner führe fehlender sozialer Rückhalt außerhalb der Arbeitswelt zu mangelnder Widerstandsfähigkeit gegenüber psychischen Beschwerden.

 

Die DAK-Gesundheit hat rund 155.000 Versicherte in Sachsen-Anhalt, davon rund 16.000 im Salzlandkreis.