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Tag der offenen Tür Wasserkraft Bernburg

Nach Komplettüberholung zählt der Wasserkraftstandort Bernburg nun zu den modernsten in den neuen Bundesländern. 


Was 1996 klein in Oederan und Sachsen begann, kann sich sehen lassen: Zu den vergangenen 20 Aktionen seit 1996 haben über 6.300 Energiepioniere knapp 10.000 Anlagen geöffnet oder Energiefeste gefeiert. Und dies immer dem Grundsatz folgend: Erneuerbare Energien sind auf lange Sicht die umweltfreundlichste Energieversorgung.

 

Seit Januar vorletzten Jahres wurden hier alle Turbinen der Wasserkraftanlage "Alte Papierfabrik" grundlegend erneuert und wurden somit auf den neusten Stand der Technik gebracht. Erneuert wurden aber nicht nur die Turbinen selbst, sondern viel mehr die gesamte Technik und elektronische Steuerung. Die Investition in die neuste Technik bringt nicht nur rund 20 Prozent mehr Leistung als vorher, sondern es lässt sich auch kontinuierlicher Strom produzieren. Bisher bestand das Problem darin, dass bei wenig Wasser einzelne Turbinen abgeschaltet werden mussten. Künftig werden sich auch bei fallenden Saalewasserstand mehr Turbinen drehen.


Dafür mussten gravierende Maßnahmen getroffen werden. Stück für Stück wurden die Turbinenschächte trocken gelegt und die Aggregate von der Firma Wasserkraft-Anlagenbau Stein aus Döbeln demontiert. Die großen Schaufelräder samt Leittafeln, die Getriebe und Generatoren, alles wurde ausgebaut und generalüberholt oder ersetzt. Auch die hölzernen Einlauftafeln, mit welcher die Wassermenge per Hand reguliert wurde, sind durch neue Metalltafeln inkl. hydraulischem Antrieb ersetzt. Bei drei von fünf Turbinen wurden die Leitschaufeln durch strömungsgüstigere ersetzt. Auch die Turbinendeckel wurden erneuert, um den Widerstand des durchströmenden Saalewasser zu reduzieren. Die Lagerung der Laufräder wurde ersetzt, um den Rollwiderstand zu reduzieren. Aber auch nach den Turbinen waren viele verschiedene Arbeiten notwendig, unter anderem die Erneuerung der Trimmklappen am Auslass, welche für die optimale Leistung der Turbinen sorgen. 

Bereits seit 1870 laufen hier in der Saalemühle fünf Turbinen. Seit weit über einhundert Jahren wird hier durch das Aufstauen der Saale am Wehr die Kraft des Wassers genutzt. Zuvor wurden in der Papierfabrik auf der Saalehalbinsel und der Saalemühle an der Schleuse die Maschinen über große Lederriemen angetrieben. Später wurden in Zeiten der Industrialisierung die Anlagen elektrifiziert. Nun trieben die Lederriemen nicht mehr Maschinen an, sondern Generatoren an. Große Turbinen wurden unterhalb der Wasserlinie des Oberwasser der Saale verbaut, diese treiben teilweise, je nach Bauart bis heute über Lederriemen die Generatoren an, welche die kinetischer Energie des Wassers in elektrischen Strom umwandeln.

 

Unterhalb der Saale führen große gemauerte Gewölbe das aufgestaute Saalewasser in die Propeller der Turbinen. Das Wasser muss durch die rotierenden Leitschaufeln hindurch und fließt im Unterpegel der Saale wieder ab. Der größte Turbinenschacht der Wasserkraftanlage in der Saalemühle ist so groß wie die Grundfläche eines Einfamilienhauses oder ein Schwimmbecken. Ganze 13 x 28 Meter misst die Turbinenhalle, welche sich unterhalb der Saale befindet. Hier schießt normalerweise das Saalewasser hindurch und treibt das Schaufelrad der größten Turbine mit einem Durchmesser von rund drei Metern an.

 

Während der Bauarbeiten hält nur die Leittafel, also ein Shot dass Saalewasser davon ab, die Turbinenkammer zu fluten. Normaler Weise steht diese je nach Wasserpegel der Saale zwischen 2,5 bis 4,0 Meter unter Wasser. Am Ende der Turbinenkammer ist ein großes Loch im Boden, hier sieht man nun das Wasser des tiefer liegenden Unterpegel leuchten. Auf diesem Loch, welches der Abfluss der Turbine ist, sitzt das Turbinenrad mit seinen Leitschaufeln. Vor Monaten wurde dieses zerlegt, ausgebaut und generalüberholt. Nun wird alles wieder eingebaut und in Betrieb genommen.