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Kaum jemand kennt die Geschichte, die hinter der Schlossbeleuchtung steckt

Foto: Frank Wyszkowski
Foto: Frank Wyszkowski

Seit 1994 setzt die Bernburger Wasserkraft mit vier Profischeinwerfer das Schloss Bernburg in den Abendstunden in Szene, aber kaum jemand kennt die Geschichte, die in den wilden 90igern begann.

Seit 1994 setzt die Bernburger Wasserkraft mit vier Profischeinwerfer das Schloss Bernburg in den Abendstunden in Szene, aber kaum jemand kennt die Geschichte, die in den wilden 90igern begann.

 

Irgendwie war sie schon immer da, ist doch völlig normal, das am Abend das Schloss von Bernburg leuchtet. Das Postkartenidyll von Bernburg, egal ob am Tage oder am Abend, jeder Einwohner oder Tourist nimmt das so hin. Sicherlich auch in den Stadtverwaltungen, beim Landkreis oder bei den Stadtwerken. Egal wer in den letzten 24 Jahren welches Amt auch immer begleitet hat, es wird als selbstverständlich hingenommen, dass eben dieses Schloss am Abend leuchtet.

 

Aber wer ist denn nun überhaupt dafür verantwortlich? Die Geschichte beginnt irgendwo, keiner weiß was genaues. Aber es soll schon einmal eine Schlossbeleuchtung gegeben haben, welche wahrscheinlich 1967 außer Betrieb ging. Jedenfalls beginnt die Geschichte neu in den wilden 90-iger Jahren, und zwar gegenüber vom Schloss, in der Wasserkraft "Papierfabrik" Bernburg.

 

Die Geschichte fängt im Jahr 1967 an, als der Betrieb von Wasserkraftanlagen auf Gebiet der DDR-Gebiet größtenteils eingestellt wurde. Nur Wasserkraftanlagen an den großen Stauseen wurden weiter betrieben. Die sogenannte kleine Wasserkraft wurde deshalb eingestellt, weil zum einen Braunkohle billiger und politisch gewollt war, zum anderen, weil es schlicht keine Ersatzteile gab. Denn die Hersteller von Wasserkraftanlagen und Turbinen saßen alle in der BRD. Mit der Zeit wurden die Instandhaltung der Maschinen so aufwändig, dass man einfach alle Wasserkraftanlagen still legte, so auch in Bernburg.

 

In der Papierfabrik Bernburg wurde die Wasserkraftanlage nachweißlich 1967 abgeschaltet. Die Maschinen ließ man einfach in den alten Schächten, kippte diese mit Bauschutt und Schrott zu und deckte diese mit Beton ab. So funktionierte man die Wasserkraftanlage einfach als Lagerhalle um und lagerte bis zum Ende der achtziger Jahre tonnenschwere Papierrollen, die hier, in der Papierfabrik produziert wurden.

 

Als 1992 ein Westfale die als Lagerhalle genutzte Wasserkraftanlage kaufte, machte man sich als erstes daran, die alten Turbinenschächte mit Bagger und Schaufel frei zu legen. Jahrzehntelang standen die Reste der Anlage im feuchten Schlamm, da auch das Saalewasser hindurch sickerte. Nichts war mehr zu gebrauchen und so entschied man sich, nach dem Freilegen der Turbinen, die komplette Anlage zu entkernen, die alten Maschinen, die alten Schächte, die alten Wände, ja einfach alles abzubrechen.

 

Auch die drei alten vertikal angeordneten Frances-Maschinen aus den Anfängen des 19 Jahrhundert wurden herausgerissen. Ein langer Schacht, durch dem das Saale-Wasser floss, führte unterirdisch durch die Halle, an deren Ende die Turbine mit dem sogenannten Saugschlauch, der Auslauf zum Unterpegel der Saale lag. Anfang der 90-iger bekam die Halle der Wasserkraft eine völlig neue Geometrie. Die neuen Turbinenschächte lagen tiefer im Saalegrund, über zwanzig LKW Beton wurden vergossen, alles wurde verändert. Die neuen Turbinen wurden horizontal gelagert und sitzen seit dem in der Hallenmitte.

 

Als 1994 die neue Wasserkraftanlage in den Betrieb genommen wurde, saß der Kraftwerksbetreiber Abend für Abend im Büro und schaute auf das dunkle Schloss. Da kam die Idee, eine Beleuchtung zu installieren, damit das Postkartenidyll von Bernburg auch am Abend zu sehen ist.

 

Ein alter Schulfreund war Planer für solche Beleuchtungsanlagen. Er berechnete, wie viel Watt man benötigt, um die Schlossfläche auf diese Entfernung auszuleuchten und konzipierte eine Anlage mit vier Profischeinwerfern. Diese haben jeweils einen Durchmesser von ca. einen halben Meter und besitzen unterschiedliche Linsen. Zwei Scheinwerfer streuen das Licht, zwei sind Spots. Seit nunmehr 1994 wird die gesamte Schlossfront vom Eintreten der Dunkelheit bis 23:30 Uhr direkt mit Drehstrom aus der Wasserkraft der Saale angeleuchtet.

 

Wahrscheinlich, weil es in den wilden 90-iger Jahren war, als so ein Westfale auf die Idee kam, eine Beleuchtung für das Schloss zu installieren, macht sich keiner Gedanken darüber, wer eigentlich das Schloss in der Dunkelheit anleuchtet.

 

Für die Schlossbeleuchtung ist der Strom aus der Saale gut angelegt. 28 Jahre, ein guter Anlass, angesichts steigender Energiepreise in das Bewusstsein der Leute zu rücken. "Wie schön habt ihr es hier in Bernburg!" Jeder nimmt das als selbstverständlich hin, vielleicht gibt es eine gute Idee und einen schönen Anlass, etwas daraus zu machen. Das eine Schlossbeleuchtung Menschen in ihren Bann zieht, haben wir vor einigen Jahren gesehen, als ein Unternehmen seine farbigen LED-Lampen präsentierte.

 

Über den Energieverbrauch der vier Gasentladelampen gibt es keine genauen Aufzeichnungen, denn die Scheinwerfer werden direkt aus dem Drehstromnetz der Generatoren betrieben. Am Gehäuse steht 500 Watt, doch was das für Lampen sind, keine Ahnung! Sollten es 2.000 Watt sein, die Durchschnittlich 6 Stunden am Tag über 365 Tage leuchten, dann wären das bei einem durchschnittlichen Energiepreis von 25 Cent/kWh wohl 30.000 Euro Gesamtkosten seit 1994.

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