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Sodaproduktion in Bernburg steht für eine Woche still

Auffällig viele Krane sind in den letzten Tagen auf dem Geländer der Sodafabrik zu sehen, man könnte denken, die stehen völlig unkoordiniert, mal hier, mal dort, läuft da überhaupt noch was in der Fabrik, was passiert da gerade?


Wir konnten am Dienstag mit dem technischen Leiter von Solvay in Bernburg, Andreas Boinski sprechen und allerlei Informationen über die aktuellen Arbeiten beziehen.

 

Seit Montag (17.04.) befindet sich der Betrieb in einer regulären Abstellung, die alle anderthalb bis zwei Jahre in Bernburg stattfindet. Im Zuge der regulären Abstellung werden geplante Instandhaltungsmaßnahmen Reinigungsmaßnahmen durchgeführt. Auch größere Investmaßnahmen werden in dieser Zeit durchgeführt, um die Ausfallzeiten so gering wie möglich zu halten.

 

An diesen Tagen finden mehrere Einsatz statt, die auffälligste Maßnahme ist im Bicarbonat-Bereich, weil hier eins zu eins Silos austauscht werden.

 

Was genau bedeutet ein Abstelltag? Läuft jetzt hier gar nichts?

 

Es läuft tatsächlich produktionstechnisch gar nichts. Die Produktion ist komplett runter gefahren. Es braucht eine gewisse Zeit, bis sich die Anlagen auskühlen, sodass die Instandhaltungsmaßnahmen entsprechend sicher durchführen können. Die nächsten 3 bis 4 Tage sollen alle geplanten Maßnahmen abgeschlossen werden, um dann regulär die Produktion zum Wochenende wieder anzufahren.

 

Was passiert in den Hochöfen und wenn man die abschaltet? Was werden da für Maßnahmen getätigt?

 

Hier werden bestimmte Sicherungsmaßnahmen getätigt. Das bedeutet, das nicht mehr in dem Maße Kalkstein und Anthrazit nachgefüllt wird, wie im normalen Produktionsbetrieb. Auch die Bahn, welche die Hochöfen vom Tagebau mit Kalkstein versorgt, pausiert über diese Zeit. Die Bunker sind gefüllt, sodass für das Anfahren genug Kalkstein zur Verfügung steht. In den Öfen entstehen im Prinzip das CO2, was wir die Sodaproduktion benötigt wird und gebrannter Kalkstein, der Grundstoff für die Sodaproduktion.

 

Wie viel Arbeiter sind damit beschäftigt und welche Maßnahmen im Einzelnen sind das?

 

Alle internen Mitarbeiter von Solvay sind in die Abschalttage involviert, dazu kommen externe Partnern, um die Fülle an Maßnahmen abarbeiten zu können. Über die Abschalttage sind insgesamt zwischen 250 und 300 externe Helfer beschäftigt, um die Arbeiten erfolgreich zu absolvieren.

 

Bei den Reinigungsmaßnahmen wird alles gereinigt, was während des Betriebes nicht Instand gehalten werden kann. Auch im Versandbereich finden größere Maßnahmen statt, um die Abpackung zu optimieren, was es im regulären Betrieb relativ schwer macht. Genauso werden auch Maßnahmen im Kraftwerk durchgeführt, aber auch in der Wasserstoffperoxid Anlage und Bicarbonat Anlage.

 

Welche Produkte werden im Sodawerk hergestellt?

 

Ursprünglich war das Soda, inzwischen wird auch Wasserstoffperoxid hergestellt. Die Soda-Produktion umfasst 450.000 bis 500.000 Tonnen jährlich, die Wasserstoffperoxid- Produktion rund 70.000 Tonnen pro Jahr und die Bicarbonat-Produktion rund 120.000 Tonnen pro Jahr.

 

Bicarbonat ist ein Grundstoff, der im Haushaltsgebrauch unter Backpulver bekannt ist, darüber hinaus auch im Bereich Tierfutterproduktion und im Pharmabereich als Reinigungsgrundstoff für die Dialyse eingesetzt wird.

 

Wasserstoffperoxid ist ein Bleichmittel, aber auch ein Desinfektionsmittel und wird in vielen chemischen Bereichen als Grundstoff eingesetzt.

 

Soda kennt jeder aus der Waschmittelproduktion, aber auch Glashersteller nutzen das, um die Schmelztemperatur des Glases zu senken und somit Energie zu sparen. 

 

Was macht Solvay, um künftig klimaneutral zu werden?

 

Klimaneutralität ist natürlich ein sehr breit gefächertes Gebiet und sehr schwer kurzfristig zu erreichen. Aber es gibt verschiedenste Maßnahmen, wo Solvay auch in der Vergangenheit schon sehr viel Geld investiert hat und Zeit investiert hat, um hier den Weg, zumindest den ersten Schritt zu gehen. In den letzten Jahren wurde sehr viel Geld in zwei neue Gasturbinen investiert. Außerdem gibt es ein Joint Venture mit PreZero, die Solvay mit Dampf versorgen. Auch zukünftig arbeitet man daran, Lösungen zu finden, um den nächsten Schritt in die CO2 Neutralität zu gehen. Dazu wurde ein neues Projekt aufgesetzt, um bis 2030 einer Vision einer zukunftsträchtigen Fabrik nahe zu kommen.

 

Wie viel Menschen arbeiten am Standort Bernburg?

 

Eine Besonderheit für Bernburg ist, dass an einem Standort drei Geschäftseinheiten vereint sind. Zu den 400 Mitarbeitern gehören rund 35 Auszubildende, die Frauenquote im auszubildenden Bereich liegt bei über 10 %. Das Unternehmen ist sehr bestrebt, Frauen in Führungspositionen zu bringen. Etliche Frauen sind bereits in Ingenieurspositionen. 

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