Kunstflugwahnsinn in Köthen - Adrenalin pur!

Egal bei welchem Wetter, ob Kälte oder Hitze, wenn Ralf Buresch in seine Yak-52 steigt, bedeutet das: Kunstflug und Akrobatik am Himmel. Seit rund zwei Jahren startet das Flugzeug, welches ursprünglich als Schulungsflugzeug für angehende Militärpiloten gebaut wurde, in Köthen in den Himmel. Das Flugzeug ist schwer und durstig, laut und eng, aber interessant. Deshalb wird das blaue Ungetüm auch Eisenschwein genannt.

Für einen einstündigen Kunstflug gehen schon mal 160 Liter Treibstoff drauf, aber der Kick ist dieses wert. Doch wie verrückt muss man eigentlich sein, um mit der Yak mitzufliegen? Viele Schaulustige beobachten das Irre wöchentliche Treiben am Himmel zwischen Köthen und Paschleben. Das Flugzeug ist eine Faszination am Himmel, noch vor zwanzig Jahren war dies unvorstellbar. Viele können sich jedoch noch gut an die Zeit erinnern, in der jede Woche im Tiefflug das Geschwader der sowjetischen Luftstreitkräfte über Bernburg dröhnte. Genau dort, wo einst die Flugzeuge starteten, macht heute das ehemalige Schulungsflugzeug auf sich aufmerksam. Im Tiefflug wird die Landebahn in einen weißen Nebel eingehüllt, bevor das Flugzeug mit 200 kmh senkrecht in den Himmel schießt. 360 PS drücken den Piloten in den Sitz, bei Flugmanövern geht es dann mit 360 km/h senkrecht zur Erde, um die Maschine mit bis zu 7G wieder abzufangen.

 

Das ist so verrückt, dass wir dies sofort ausprobieren mussten. Nach einer ausführlichen Einweisung an der Technik und dem Verhalten während des Fluges ging es über die Tragfläche auf den hinteren Sitz des Flugzeuges. Zwischen den Beinen der Steuerknüppel, unter den Füßen Pedale, davor alles voll Instrumente, links lauter Hebel, unten Seilzüge, es riecht nach Öl und Benzin, Adrenalin liegt in der Luft. Um bei den Kunstflugmanövern nicht heraus zu fallen, wird man jetzt im engen Cockpit fest angeschnallt, aber nicht wie im Auto, sondern wie auf einer Rakete. Gurte über Beine, Schultern, von Links nach Rechts, von Rechts nach Links, von oben nach unten und umgekehrt, bis Bewegungen fast unmöglich sind, wie gefesselt auf einem Schleudersitz, mit der Vorstellung senkrecht zur Erde zu schießen, nicht zu Wissen was passiert. Spätestens jetzt kommt die Frage auf: Was tut man hier eigentlich? Nach dem einstieg des Piloten, konnte man sich schon wieder leicht bewegen, alles war nicht mehr so schlimm, auch wenn man auf einem Schleudersitz Platz genommen hat. Die Kabinenfenster des Flugzeuges sind offen, ein leichtes Lüftchen durchstreift die Haare. Seltsame Geräusche dringen aus dem Flugzeugbauch, doch durch die Einweisung ist man ja auf einiges gefasst. Plötzlich zittert das ganze Flugzeug und eine Welle der Begeisterung durchzuckt den Körper. In einem tosenden Lärm springt der Motor an, dass Flugzeug ist für einem Moment im Nebel eingehüllt und über die Kopfhörer ist zu hören, dass der Motor jetzt erst einmal warmlaufen muss. Plötzlich hat man den Eindruck, dass durch die Kabine ein Orkan der Stärke 9 zieht, der Propeller bläst einen heftigen Wind durchs Cockpit. Nun ist das Kabinendach geschlossen, langsam rollt das Fluggerät in Richtung Startplatz. Nach einer kurzen Verschnaufpause vibriert plötzlich das ganze Flugzeug, der Lärm steigt und steigt, alle Kontrolllampen blinken wild, die Adern scheinen zu platzen und der Atem stockt, und dann, mit einem heftigen Ruck, katapultiert sich das Flugzeug über die Startbahn, um nur ein paar Sekunden später senkrecht in den Himmel zu schießen. Natürlich hat man keine Angst, vielleicht ist man aber mit dieser Aussage auch etwas voreilig. Im Grunde genommen ist es der Wahnsinn, nichts zu sehen als der blaue Himmel, die Startbahn schwindet von Sekunde zu Sekunde und die Wahrnehmungen werden träge. Schrauben, Looping, Rollen, ebend das volle Programm, obgleich man nach jedem Flugmanöver glücklich ist, es überstanden zu haben und zugleich froh, einmal kurz durchatmen zu können. Absolut empfehlenswert - Adrenalin pur!

 

Vielleicht wollten Sie auch schon immer mal etwas Verrücktes machen, Achterbahnen sind Ihnen langweilig, Bungee-Sprung oder Fallschirm haben Sie schon alles erlebt. Dann ist es Zeit für einen Ritt in einer Yak-52, sofort springt der Funke über. Je nach Absprache fliegen Sie am Limit, ausreichend dafür ist eine normale körperliche Fitness, die Beschleunigungskräfte bewegen sich zwischen max. - 5G und +7G, welche aber lange nicht anstehen. Bei 7G wird man mit dem 7-fachen des Körpergewichtes in den Sitz gepresst.  Während des Fluges sind Sie mit dem Piloten verbunden, es geht erst einmal geradeaus, so machen Sie sich mit der dritten Dimension vertraut. Langsam geht es dann zum Steigflug für die ersten Kunstflugmanöver. Wenn der Motor mit voller Leistung läuft, dann erleben Sie erst einmal einfache Figuren, Steilkurven, Rollen und Aufschwung. Vielleicht der Ritt des Lebens. Natürlich gibt es auch die abgespeckte Variante, es geht hierbei nicht darum, welche Flugmanöver man absolviert, sondern viel mehr um das Erlebnis, einmal mir einer russischen Yak-52 zu fliegen.