Hände weg von der Elbe!

Mit großer Beunruhigung und Ablehnung hat der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) das vom Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium Ernak Ferlemann (CDU) wiederholt am Rande der Elbkonferenz in Magdeburg am 05.03.2013 vorgetragene und angedachte Vorhaben die bisherige garantierte Elbtiefe von 1,40 m ganzjährig auf über 1,60 m einzutiefen. 

Bereits jetzt hat die Elbe mit Erosionserscheinungen zu tun, welche u.a. in der  Festlegung des Flusses im Hochwasserbett durch Deichbau, Gefällezunahme aufgrund von Durchstichen, Verringerung des Abflussquerschnitts durch Buhnen und Parallelwerke sowie eine Verringerung des Geschiebeeintrags aus den Nebenflüssen als Folge von Staustufen und einer oberhalb gelegenen, abgepflasterten, nicht erodierbaren Sohle begründet liegen. Die geringen Flussbreiten, auch bei Hochwässern, von 130 bis 500 m herrschen bis Elbe-km 166 vor.

 

Im Zusammenhang mit Sohleintiefungen von bis zu 160 cm seit 1888 und von ca. 60 cm seit 1959 im zentralen Bereich der Erosionsstrecke zwischen Elbe-km 150 und 180, kam es zu einer entsprechenden Abnahme der Wasserspiegellage. Dadurch tritt die Elbe bei Hochwässern später als vor dem Beginn der Eintiefung über die Ufer. Am Fluss-Kilometer 180 hat sich die Elbe von 1959 bis 2004 sogar um 80 cm eingetieft. Aufgrund der höheren Wassersäule und den zugenommenen Fließgeschwindigkeiten steigen die Sohlschubspannungen an und es kommt zu weiteren Erosionsprozessen.

 

Die Elbe gräbt sich immer schneller in ihr Bett. Abschnittsweise um 2 – 3 cm pro Jahr, eine Entwicklung, die nicht rückgängig zu machen ist. Ursachen sind neben den Staustufen im Oberlauf der Elbe Begradigungen und die Einengung durch Flussbauwerke wie Buhnen, Leit- und Deckwerke. Die Folge: Der Wasserspiegel der Elbe sinkt und mit ihm der Grundwasserspiegel, Auen drohen auszutrocknen, aber auch Bauwerke wie Brücken etc. sind gefährdet.

 

Nach dem Uferverbau mit Verschotterungen dieser sensiblen Auenbereiche sind die nunmehr angedachten Baumaßnahmen als weiterer Schritt des stufenweisen Ausbaus der Elbe anzusehen. Ferner erhöht sich damit die Gefahr Nebenflüsse wie Saale und Havel, aber womöglich auch Mulde stufenweise in diese Ausbaumaßnahmen einzubeziehen. Offenbar wollen die Verantwortlichen für diesen Umwelt- und Naturfrevel noch immer nicht begreifen, dass es dringend geboten ist, die Elbe, ihre Auenlandschaft sowie ihre Nebenflüsse so zusammenhängend und unverbaut wie möglich zu lassen. Dies ist dringend geboten, um wichtige Lebens- und Rückzugsräume für Tiere und Pflanzen zu erhalten, bedeutsame Überflutungsräume zu sichern sowie Räume für einen umwelt-, natur- und landschaftsverträglichen Tourismus zu belassen.

 

Die einst mal veranschlagten drei Millionen Euro pro Jahr wären zum Beispiel für Deichrückverlegungsmaßnahmen, Rückbau von Versiegelungen im Auen-, Ufer- und Flussbereich, der Bereitstellung von Flächen zur sukzessiven Entwicklung neuer bzw. Erweiterung bestehender Auenwälder, der Pflege und des Erhaltes von wertvollen Wiesen und Streuobstwiesenflächen sowie der Forcierung einer umfassenden Umweltbildung wesentlich dringender und zwingender erforderlich.

 

Auf jeden Fall fordert der AHA nachdrücklich die sofortige Einstellung aller Ausbaumaßnahmen an der Elbe und den Rückbau bisheriger Folgen von Baumaßnahmen, wozu auch die Verschotterung großer Teile des Elbufers gehört.

 

Daher AHA ruft daher alle Bürgerinnen und Bürger auf, nunmehr verstärkt gegen jeglichen Ausbau von Fließgewässern, egal welcher Größe und Einzugsgebiet, zu protestieren. Wer sich aktiv dahingehend einsetzen möchte kann sich deshalb an die Ortsgruppe Dessau des AHA wenden, um durch seine Mitarbeit sich für eine naturnahere und nachhaltige Entwicklung der Auen- und Flusslandschaften der Elbe und ihrer Nebengewässer einzusetzen sowie jeglichen Aus- und Verbaumaßnahmen entgegenzutreten.