AHA fordert nachhaltigen Hochwasserschutz

Der Juni 2013 mit seinen umfassenden Regenfällen ist in dem Zusammenhang von umfassenden Hochwassersituationen entlang von Donau, Elbe, Saale, Mulde, Unstrut, Ilm, Weißer Elster und Schwarzer Elster sowie ihrer Nebengewässer geprägt. Im vergangenen Jahr jährte sich das Augusthochwasser 2002 und das Winterhochwasser zum Jahreswechsel 2002/2003 zum zehntenmal sowie das Winterhochwasser vom Jahr 2011 zum zweitenmal. 

Leider reduzieren sich die Maßnahmen im Zusammenhang auf das Hochwasser in der Errichtung noch größerer und höherer Deiche entlang der Flüsse. Die Frage stellt sich jedoch, haben die politisch Verantwortlichen die richtigen Lehren aus den vergangenen Hochwasserereignissen, welches fälschlicherweise immer wieder die Bezeichnung Jahrhunderthochwasser erhält, gezogen?

 

Nach der Auffassung des Arbeitskreises Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) nutzten die Verantwortlichen im Bund und in den Ländern, aber auch in Kommunen noch immer nicht umfassend und ausreichend genug die Zeiten seit den letzten Hochwassern, um entsprechende Bedingungen zu schaffen. Stattdessen betreibt man vorrangig rein wasserbaulichen Hochwasserschutz, welcher noch immer hauptsächlich auf höhere, breitere und stärkere Deich- und Dammanlagen beruht. Auch das zunehmende Setzen auf Polder, da sie zur Senkung von Hochwasserpegeln „besser geeignet“ sein sollen ist fachlich sehr problematisch. Dabei missachten die Verantwortlichen nämlich die Tatsache, dass eingeengte Flüsse hohe Hochwasserpegel aufstauen und dann das Ablassen in Polder natürlich mit einmal stark entlastend wirken. Jedoch natürliche Retentionsräume wie die Flussauen lassen erst gar nicht derartige Hochwasserwellen bzw.- pegel aufkommen, da sich das Wasser vornherein in einem größeren Raum ausbreiten kann. Seit dem Augusthochwasser 2002 realisierte man an der Elbe neue Deichrückverlegungsprojekte in einem Umfang von insgesamt ca. 600 ha. Weitere 800 ha befinden sich in der Umsetzung.


Das ist nach Auffassung des AHA, verglichen mit den Notwendigkeiten und Möglichkeiten, entschieden zu wenig. Daher sind alle Anstrengungen u.a. verstärkt auf Deichrückverlegungen zu lenken, um genau diese Auen wieder an das Hochwasserregime der Flüsse und Bäche anzuschließen. Von einem derartigen Hochwasserschutz profitiert ebenfalls die jeweilige Aue mit ihren Auenwäldern, Auenwiesen, Altarmen, Schlammflächen, Feuchtgebieten etc. Diese Natur- und Landschaftsräume sind geradezu auf diese Hochwasser angewiesen, da sie für deren lebenswichtige und –notwendige Durchfeuchtung sorgen. Als Basis für weitere Deichrückverlegungen sind die Hochwasserkarten im Ergebnis der Kartierungen während des Hochwassers im Frühjahr 1994 zu nutzen. Somit hat es schon lange Zeit für die „gründlichen Vorbereitungen“ für die Deichrückverlegungen gegeben, welche nach Auffassung des AHA nicht effektiv genutzt wurden. Neben den Deichrückverlegungen gilt es verstärkt Versiegelungen aller Art auszuschließen, Entsiegelungen und Rückbaumaßnahmen vorzunehmen. Immerhin werden gegenwärtig täglich in Deutschland laut Umweltbundesamt und Statistischem Bundesamt täglich 81 ha Boden neu versiegelt. Das entspricht im Jahr in etwa der Fläche der Stadt München. Ebenso sind weitere Fließgewässervertiefungen durch massive Ausbaggerungen zu unterbinden. Letzteres verringert den Ausbreitungsraum für Hochwasser, erhöht die Fließgeschwindigkeit und die damit verbundene Zerstörungskraft sowie entwässert in trockenen Jahreszeiten verstärkt die angrenzende Aue. Ebenso benötigen wir eine nachhaltige Landwirtschaft, welche durch einen vielfältigen Fruchtanbau und damit verbundener Verbesserung des Bodenzustandes eine vermehrte Aufnahme von Niederschlagswasser ermöglicht und ein oberflächiges Abfließen einhergehend mit Erosionsprozessen unterbindet. Auch die Erhöhung der Waldbestände ist dringend vonnöten. Hier sind der Ausgleich der Waldflächen in den jeweiligen Quellgebirgen sowie die sukzessive Wiederausweitung von Auenwäldern entlang der Fließgewässer zu benennen.

 

Unverständlicherweise spart man auch das nicht gerade sehr populäre Thema der Umsiedelungen aus. Dazu zählen beispielsweise insbesondere Häuser, welche seit 1990 in die Auen gebaut wurden, aber auch in den Gebieten bestehende Kleingartenanlagen. Der AHA vertritt die Auffassung auch dieses Thema verstärkt in die Hochwasserschutzdiskussion einzubringen.

 

Leider muss der AHA feststellen, dass Bund, Länder und Kommunen weiter wertvolle Zeit verstreichen lassen, um einen nachhaltigen Hochwasserschutz anzugehen. Ein Hochwasser, wie beispielsweise in den Jahren 1994 und 2002 sowie jetzt im Juni 2013, kann jederzeit wiederkommen. Bereits die Hochwasser im August 2010, im September 2010 und im Winter 2011 sowie nunmehr im Juni 2013 zeigten bzw. zeigen dies wieder einmal ganz deutlich auf.

 

Der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) fordert angesichts der gegenwärtigen wiederholten starken Hochwasser in Folge von Schneeschmelzen in den Gebirgen und Hochlagen sowie starker bzw. stärkerer Regenfälle z.B. an Elbe, Saale, Mulde, Unstrut, Schwarzer Elster, Weißer Elster und Ilm sowie ihrer jeweiligen großen, größeren, kleineren und kleinen Nebengewässer erneut endlich einen nachhaltigen Hochwasserschutz umzusetzen.

 

Auf Grund des permanenten Herauszögerns seitens der politischen Verantwortlichen endlich nachhaltigen Hochwasserschutz voranzutreiben und umzusetzen sind nunmehr dringend die Bürgerinnen und Bürger gefordert. Der AHA beabsichtigt daher eine Arbeitsgruppe Hochwasser zu bilden, welche ehrenamtlichen Interessenten die Möglichkeiten bietet, Vorschläge und Gedanken zusammenzutragen und daraus konzeptionelle Vorschläge zu erarbeiten.