Hochwasser in Sachsen-Anhalt - Krisenstab informiert zur aktuellen Lage

Im Bereich Aken hat sich die Hochwassersituation entspannt. Es konnten der Wassereinbruch aus Richtung Elbe gestoppt und die Wassergeschwindigkeit verringert werden. Das Schöpfwerk ist wieder in Betrieb. Der Chef des Krisenstabes der Landesregierung, Innenminister Holger Stahlknecht, wird sich morgen Vormittag, Mittwoch, 12. Juni 2013, im Salzlandkreis ein Bild von den betroffenen Regionen verschaffen. Geplant sind Gespräche mit Landrat Ulrich Gerstner, mit eingesetzten Kräften der Bundeswehr sowie mit Betroffenen.

Hydrologische Lage: Das Hochwasser Juni 2013 ist durch das Auftreten extrem hoher Hochwasserscheitel an den Flussgebieten Mulde, Weißer Elster, Saale und Elbe, größtenteils weit oberhalb von Abflüssen mit 100-jährigen Wiederkehrintervallen, sowie großer Fülle gekennzeichnet. Darüber hinaus treffen Saale und Elbe auf extrem hohe Zuflüsse aus den Nebenflüssen, dies führt stromab zu Hochwassersituationen, die an beiden Flussgebieten noch nicht beobachtet wurden. So werden an den Elbepegeln unterhalb der Saalemündung Wasserstände weit oberhalb des Niveaus des HW 2002 erwartet. Da Vorhersagemodelle für solche noch nicht beobachteten Ereignisse nicht kalibriert werden konnten, ergeben sich entsprechende Unsicherheiten bei den Vorhersagen.

 

Flussgebiet Elbestrom

An den Zuflüssen der Elbe auf tschechischem Gebiet fallen die Wasserstände durchgängig.

Die Wasserstände an den Elbpegeln in Sachsen fallen ebenfalls durchgängig. Aktuell werden an allen sachsen-anhaltischen Elbpegeln die Richtwerte der AS 4 überschritten. Der ca. 40 Kilometer lange Scheitel läuft derzeit auf Wittenberge zu. Alle Pegel oberhalb Wittenberge bewegen sich weiter auf hohem Niveau und fallen sehr langsam.

 

Das Niveau des HW 2002 ist bis zur Einmündung von Mulde und Saale nicht erreicht worden, danach aber durch die hohen Zuflüsse weit überschritten. Gegenwärtig zeigt der Pegel Magdeburg einen Wasserstand von 683 cm (11.6.13 um 11.00 Uhr). Eine Entlastung der Elbe durch die Öffnung der Havelpolder an der Wehrgruppe Quizöbel hat stattgefunden und ist am 10.06.13 mit der Schließung des Wehrs Neuwerben abgeschlossen worden. Der Scheitel der Elbe ist um ca. 32 cm abgesenkt worden.

 

Flussgebiet Havel

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt (11.6.13 um 10.00 Uhr) ist das Wehr Quitzöbel noch nicht geöffnet worden, weil der Wasserstand der Elbe z. Zt. noch ca. 30 cm über dem der Havel steht. Dieser Zustand wird noch mehrere Stunden andauern.

 

Der Richtwert der AS 4 am Pegel Havelberg ist überschritten.

 

Flussgebiet Saale

Im gesamten Flussgebiet der Saale setzen sich die rückläufigen Tendenzen der Wasserführung fort. Der Pegel Halle/ Trotha liegt bereits in AS 3, der von Calbe  und Bernburg noch im Bereich der AS 4. Der Pegel am UP Calbe zeigt aktuell 897 cm.

 

Flussgebiet Unstrut mit Nebenflüssen

Im Oberlauf der Unstrut und in ihren Zuflüssen besteht keine Hochwassersituation mehr.

Die Entlastung des RHB Straußfurt (Thüringen) wird weiter kontinuierlich gedrosselt, was im Verlauf des Wochenendes zu einem Unterschreiten des Richtwertes der Meldegrenze am Pegel Oldisleben führen wird.  Der Pegel Wangen hat den Richtwert der AS 2 unterschritten. Im Mündungsbereich setzt sich der Rückgang der Wasserführung mit leicht fallender Tendenz fort.

 

Flussgebiet Weiße Elster

Die Pegel an der Weißen Elster zeigen durchweg eine langsam fallende Tendenz. Die Wasserstände der Pegel Gera-Langenberg und Zeitz sind im Bereich der AS 1. Die Wasserstände am Pegel Oberthau verbleiben auch in den kommenden Tagen noch oberhalb der AS 4.

 

Flussgebiet Mulde

Im Verlauf der Mulde sind durchgehend langsam fallende Wasserstände zu beobachten. Die Wasserstände der Pegel Golzern und Bad Düben sind unter die Richtwerte der AS 1 gefallen. Am Pegel Dessau-Brücke gilt noch die AS 3. Die außerordentlich hohe Wasserführung der Elbe behindert den freien Abfluss der Mulde in die Elbe und sorgt für eine Verzögerung des Rückganges der Wasserführung am Pegel Dessau-Brücke.

 

Flussgebiet Schwarze Elster:

Der Ober- und Mittellauf der Schwarzen Elster zeigt durchgängig eine fallende Tendenz der Wasserstände. Am Pegel Löben ist zurzeit der Durchgang eines äußerst langgezogenen Hochwasserscheitels im Bereich knapp unterhalb des Richtwertes der AS 3 zu beobachten.

 

Flussgebiete Bode, ihre Nebenflüsse und Ilse:

Im Flussgebiet der Bode und ihrer Nebenflüsse hält die leicht fallende Tendenz der Wasserführung weiter an. Am Pegel Staßfurt ist der Richtwert der AS 1 unterschritten.

 

Allgemeine Schadenslage der unteren Katastrophenschutzbehörden:

 

Salzlandkreis:

Katastrophenfall im Landkreis SLK seit 04.06.2013, 11:00 Uhr, festgestellt.

 

Allgemein

Weiterhin kritische Lage im Bereich des Elbe - Saale - Winkels und entlag der Elbe. Elbepegel

Barby sinkt weiter.

 

Schwerpunkte:

 

TEL Rosenburg

 

Deichbruch Saaledamm zw. Kl. Rosenburg und Schöpfwerk am 09.06.2013 (80 m) km 1 gebrochen.  Das gesamte Gebiet wurde evakuiert. Betroffen sind rund 3.000 Menschen (Gr. Rosenburg, Kl. Rosenburg, Breitenhagen, Lödderitz, Patzetz, Sachsendorf, Rajoch und LK Anhalt-Bitterfeld).

 

Auf Grund einer Deichüberströmung zwischen Aken und Dessau tritt zusätzlich aus Richtung Süden Wasser in das Gebiet des Elbe-Saale-Winkels ein. Die Auswirkungen dieser Schadstelle auf den Elbe-Saale-Winkel hängen vom Erfolg der Deichsicherungsmaßnahmen im dortigen Bereich ab.

 

Für die Deichschadstelle bei Groß Rosenburg sind derzeit keine Sicherungsmaßnahmen möglich.

Die starke Strömung und ein entstandenes ca. 5 m tiefes Loch verhindern den Einsatz von Big Bags.

Nach dem derzeitigen Kenntnisstand muss die Sperrung der betroffenen Orte daher auch in den nächsten Tagen aufrechterhalten werden.

 

TEL Schönebeck

 

Bereich Umflutkanal

 

Besonders gefährdete Deichabschnitte:

 

1.  unterhalb Pretziener Wehr: Aufbringung von 12 Big Bags durch 2 Bundeswehrhubschrauber am Deichfuß als Auflast. Der bestehende Spalt im Deich hat sich seit dem nicht weiter bewegt.  Die Lage ist nach wie vor sehr gespannt. Die Deiche wurden im 18.Jh errichtet und sollten längst saniert werden. 

 

2. Deichbereich Alte Fähre Richtung Haberlandbrücke: Böschungsrutschung hat sich nicht weiter verändert. Eine Deichquelle bringt weiterhin Wasser.

 

3. Grünewalde Deichabschnitt: Deichberater rufen umgehend zur Präzisierung der Situation zurück. Es ist eine Verstärkung der Deichberater vom LHW erfolgt.

 

10.06.13, 18:20 Uhr, Anordnung eines Sperrgebietes und eines Betretungsverbotes für den Bereich Schönebeck zwischen der Stromelbe und dem Umflutkanal mit den Ortslagen Grünewalde, Elbenau und Ranies.

 

Die Anordnung wurde erforderlich aufgrund der angespannten Lage an den Deichen in diesem Bereich. Alle Schadstellen sind derzeit unter Kontrolle. ES GIBT KEINE AKUTE GEFÄHRDUNG DURCH EINEN DEICHBRUCH! Die Anordnung der Maßnahme erfolgte vorsorglich.

 

Einleitung Evakuierung OT Elbenau, Grünewalde, Ranies; ca. 1000 Einwohner betroffen; bisher evakuiert 387 Personen

 

Stadtgebiet:

 

Evakuierung OT Elbenau, Grünewalde, Ranies. Stromabschaltungen in den Gebieten.

 

TEL Barby

Die Schadstelle im sogenannten „45 er Bruch“ bei Monplaisir ist nach den Maßnahmen zur Abdichtung vom 08.06. weiterhin stabil.

Bisher weitere eingeleitete Maßnahmen an den Deichen führten zur Stabilisierung von diversen Problembereichen.

Z. T. Stromabschaltungen.

 

TEL Calbe

In der Innenstadt ist die Lage weiterhin stabil.

 

TEL Bernburg

OL Bernburg, allmählicher Rückgang der Überflutungen der Talstadt.

 

TEL Könnern

Allgemeine Lage entspannt sich.

 

Stromabschaltung in der Ortslage Mukrena.

Grundstücke an der Saale überschwemmt, Fähre nicht ausreichend gesichert.

 

Magdeburg:

Feststellung des Katastrophenfalls ab 04.06.2013 06:00 Uhr

Der Pegel der Elbe im Bereich Magdeburg-Strombrücke hat weiterhin sinkende Tendenz.

 

Stendal:

Katastrophenfall seit 05.06.2013 um 08:00 Uhr festgestellt

Pegel fallend

 

EA 1 Tangerhütte

 

SP Demker-Elversdorf/Weißewarte

Weißewarte ist von fast allen Seiten umschlossen; Deiche sind überströmt, Wasserstand

gefallen, erste Anwohner kehren nach Weißewarte zurück, Tangerniederung leert sich

 

SP Tangerhütte

Die Wehre der Mahlwinkeler Tanger und Sandbeiendorfer Tanger sind geschlossen – keine Gefährdung.

 

EA 2 Tangermünde

 

Tangerniederung ist gefüllt, Hafenschleuse ist geöffnet worden

 

 

EA 3 Arneburg-Goldbeck

 

Sicherungsmaßnahmen erfolgen laufend.

 

Sanierung des Risses scheint möglich, jedoch Zunahme der Rissbildung möglich. 70 Personen aus Rosenhof vorsorglich evakuiert. Bundeswehr bleibt vor Ort (450 Soldaten + Technik). Kräfte zur Zeit ausreichend. Deichfußsicherung beabsichtigt mit Big Bags, Hubschrauber mit langem Seil, Hubschrauber nur bei Tageslicht, derzeit Bundeswehr mit 2 amphibischen Fahrzeugen im Einsatz

 

EA 4 Seehausen

 

OL Bömenzien 4 km Deich neugebaut

 

EA 5 Elbe-Havel-Land

 

Fischbeck: Dkm 45,3 Deichbruch Bereich Fährstraße.

Wasser strömt in die Ortslage Fischbeck, weiter nach Kabelitz.

ICE-Streckensperrung vorgenommen.

 

Der Deichbruch ist soweit stabilisiert, dass ein weiteres Aufbrechen verhindert und die Fließgeschwindigkeit verringert werden konnte.

 

Hohengöhren: Dkm 56,1   30 m breiter Deichrutsch, Krone landseitig weggerutscht, wird durch TEL/LWH am Boden und aus der Luft beobachtet

 

Hohengöhren: Dkm 56,4  Der Deichrutsch wird durch die TEL und LHW land- und wasserseitig beobachtet. Weitere Verfahrensweise wird noch entschieden.

 

Evakuierung der Ortschaften

 

Kamern mit Ortsteilen Hohenkamern, Neukamern, Rehberg, Wulkau, Schönfeld,

Klietz mit Ortsteilen Scharlibbe, Neuermark-Lübers

Schönhausen mit Ortsteilen Hohengöhren, Hohengöhren Damm, Schönhausen Damm

Stadt Sandau ist vollzogen, insgesamt 6.457 Personen

 

Wulkau: Dkm 72,7   Deich abgerutscht

 

Wiederaufbau erfolgt, Lage stabil

 

Sandau: Sicherung des Umspannwerkes angelaufen, eigene 100 EK Koordinierung TEL

 

Schönhausen: Abschaltung Telefonnetz

 

 

 

EA 6 Havelberg

 

Stadtinsel gesichert

 

Quitzöbler Wehranlage

 

Die Wehre sind geschlossen.

 

Jerichower Land:

Katastrophenfall am 04.06.13, 18:00 Uhr festgestellt.

   

Gemeinde Möser

 

Überspülung Deich in Hohenwarthe, Lücke ist geschlossen.

 

Gemeinde Elbe-Parey

 

Schleuse in Zerben: Wasser durch die unteren Schütze abgelassen.

In Derben Riss über Deichsole festgestellt. Sicherung mit Sandsäcken.

 

Börde:

Katastrophenfall im LK BK seit 05.06.2013, 10:00 Uhr, festgestellt

Mehrere Deichübertritte (kein Deichbruch, sondern Überlauf) im Bereich des linken Ohredeiches. Bedrohung wegen Rückstau der Ohre im Bereich Wolmirstedt, Stadtlage Süden und Osten.

 

Wittenberg:

Katastrophenfall im LK WB seit 05.06.2013, 11:50 Uhr, festgestellt

Hochwasser Elbe, Schwarze Elster, Mulde

 

Halle:

Pegel gleichbleibend

 

Dessau-Roßlau:

Feststellung des Katastrophenfalls ab 03.06.2013, 12:45 Uhr

Hochwasser im Bereich Mulde und Elbe, Wasserüberspülung zwischen Kleinkühnau und Aken

 

Burgenlandkreis:

Katastrophenfall am 05.06.2013 um 12:00 Uhr aufgehoben. Kat-Stab wurde aufgelöst.

 

Anhalt-Bitterfeld:

 

Katastrophenalarm im LK ABI seit 03.06.13.

 

Mulde:

 

Mulde fallend

Pegel Seelhausener See leicht sinkend – Lage unverändert

 

Elbe:

 

Elbe auf hohem Niveau - langsam fallend

- Deichbruch im Saaledeich erreicht OL Lödderitz bis OL Kühren

Bundeswehr im Raum Obselau für Sicherungsmaßnahmen eingesetzt.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                

Schöpfwerk wird abgepumpt, THW unterstützt.

 

 

Salzlandkreis:

Elbepegel sinkt, Saalepegel sinkt.

 

Magdeburg:

Pegel fallend.

 

Stendal:

Pegel der Elbe durch Deichbruch fallend und Havel weiter steigend,

Tangerniederung läuft weiter voll

 

Jerichower Land:

 

Stadt Gommern

 

Wasserstand rückläufig. Ehleabstiegskanal leicht fallende Tendenz.

 

Börde:

Weitere Überflutung des Gebietes links des Ohredeiches

     

Dessau-Roßlau

 

Weiterhin fallende Tendenz der Mulde und der Elbe

 

Wittenberg:

Allgemein:

fallender Pegel

 

Schwarze Elster:

stagnierende bis leicht fallende Tendenz

 

Elbe:

Tendenz fallend

 

Mulde:

Tendenz langsam fallend

 

Saalekreis:

An der Weißen Elster stagniert der Wasserstand

 

Mansfeld-Südharz:

leichte Verbesserung der Gesamtsituation