Gute Ausbildungschancen für Jugendliche in Sachsen-Anhalt

Unter dem Titel „Den Wandel wahrnehmen – Chancen realisieren“ hat Arbeitsminister Norbert Bischoff im Kabinett den aktuellen Berufsbildungsbericht für Sachsen-Anhalt vorgestellt. Bischoff: „Die Herausforderungen für die Akteure der beruflichen Bildung haben sich in den vergangenen Jahren grundlegend gewandelt. Erstens hat sich der Fachkräftebedarf enorm erhöht. Anders als Anfang der 1990er Jahre braucht die Wirtschaft händeringend jeden einzelnen Jugendlichen. Zweitens haben sich die Anforderungen an die berufliche Qualifikation vor dem Hintergrund eines rasanten technologischen Fortschritts gewandelt. Heute kommt niemand mehr ohne weitere fortlaufende Weiterbildung durchs Arbeitsleben.“

Bischoff zeichnete für den Ausbildungsmarkt ein positives Bild. Demnach stehen die Ausbildungschancen für Jugendliche in Sachsen-Anhalt so gut wie noch nie nach 1990. Rechnerisch habe 2012 jedem Jugendlichen ein Ausbildungsplatz zugesichert werden können. Bischoff sagte: „Die Startchancen sind hervorragend.“

 

Der Berufsbildungsbericht weist aus, dass es 2012 genau 14.023 Bewerberinnen und Bewerber gab. Zum Vergleich: 1995 waren es 36.388 und noch 2007 34.872. Fast alle der gut 14.000 Bewerberinnen und Bewerber konnten 2012 in eine Ausbildungsmöglichkeit vermittelt werden, dabei zwei von drei Jugendlichen in eine berufliche Ausbildung. Lediglich 193 Mädchen und 232 Jungen hatten zum Ausbildungsstart Ende September 2012 keine Ausbildungsmöglichkeit gefunden. Das entspricht drei Prozent aller Ausbildungssuchenden. Diesen unvermittelten Bewerberinnen und Bewerbern standen aber 730 unbesetzte Berufsausbildungsstellen gegenüber. Somit konnte theoretisch jeder noch unvermittelte Jugendliche zwischen zwei Angeboten wählen. Beispielsweise in den Metall- und Elektroberufen sowie im Bereich der Lagerlogistik gab es freie Ausbildungskapazitäten.

 

Bischoff sieht dieses insgesamt positive Ergebnis auch als einen Erfolg für die Zusammenarbeit aller Akteure im Ausbildungs- und Fachkräftesicherungspakt. „Die Abstimmungen funktionieren gut, Politik, Wirtschaft und Verwaltung ziehen gemeinsam an einem Strang“, sagte der Minister.

 

Bischoff mahnte aber zugleich: „Nach einem erfolgreichen Einstieg über die Ausbildung gilt es für die Jugendlichen natürlich auch die sogenannte zweite Schwelle – also die Übernahme in ein Arbeitsverhältnis - zu schaffen. Hier befriedigen mich die Zahlen noch nicht.“ Nur rund 60 Prozent der Jugendlichen bekommen demnach nach der Ausbildung unmittelbar einen Arbeitsvertrag. Zwar ist die Zahl gegenüber dem Vorjahr auch leicht gestiegen. Dennoch müsse die Wirtschaft noch mehr zulegen, erklärte der Minister. „Es kann nicht sein, dass wir in Sachsen-Anhalt gut ausbilden, die Jugendlichen dann aber in andere Länder abwandern. Wir brauchen mehr gut bezahlte Arbeitsplätze für Jugendliche hier. Das sind die wirklichen Haltefaktoren“, sagte Bischoff.

 

Bischoff sieht drei Punkte, bei denen sich Wirtschaft, Sozialpartner und  Politik noch stärker einbringen sollten. Erstens: Trotz deutlich verbesserter Arbeitsmarktchancen ist die Integration von Jugendlichen mit Vermittlungshemmnissen nach wie vor keine Selbstverständlichkeit und kein Selbstläufer. So sind trotz viel beschriebener Fachkräfteengpässe in einigen Berufsfeldern und Branchen die Anteile von Mädchen in der dualen betrieblichen Ausbildung und von Jungen in Sozial- und Pflegeberufen bislang nicht signifikant gestiegen. Bischoff sagte, hier wünsche er sich von den Unternehmen noch mehr Offenheit und Bereitschaft zur Veränderung.

 

Zweitens will der Minister in der kommenden europäischen Strukturfondsförderperiode zur Stärkung der beruflichen Bildung die Schwerpunktsetzung modifizieren. Das System der Berufsorientierung auf der Basis des flächendeckenden Berufsorientierungsprogramms BRAFO soll stärker auf jene Berufe orientieren, die auch wirklich regionale Arbeitsmarktchancen und gute berufliche Entwicklungsmöglichkeiten eröffnen. Bischoff sagte: „Wir wollen für den Markt hier in Sachsen-Anhalt orientieren und dann qualifizieren.“

 

Weiterhin ist Bischoff mit dem Kultusminister im Gespräch, um das Miteinander von Schule mit ihren Aufgaben in der Berufsorientierung und von Wirtschaft mit beruflicher Ausbildung weiter zu verbessern. Bischoff erklärte: „Hier wollen wir regional organisierte Unterstützungsstrukturen etablieren, damit Jugendliche mit Vermittlungshemmnissen frühzeitig und ‚aus einer Hand’ begleitet werden. Nur so können wir unnötige Warteschleifen vermeiden.“

 

Der komplette Berufsbildungsbericht des Landes wird im Internet unter www.ms.sachsen-anhalt.de veröffentlicht.