Selbstständigkeit – ein familienfreundliches Modell?

Familienverantwortung kann Gründungswillen von Frauen stärken/ Veranstaltung am 25.09.2013 lädt zur Diskussion ein. Freie Zeiteinteilung und Selbstbestimmung auf der einen Seite, längere Arbeitszeiten und hohe Verantwortung auf der anderen: Ist die berufliche Selbstständigkeit Chance oder Hindernis bei der beruflichen und familiären Verwirklichung, insbesondere für Frauen? Unter dem Titel „Selbstständigkeit – ein familienfreundliches Modell?“ lädt die Gründungsinitiative „ExiSA“ am 25.09.2013 nach Magdeburg zur Diskussion und zum Erfahrungsaustausch ein.

Nur etwa jede dritte Unternehmensgründung wird durch eine Frau realisiert. Dennoch beobachten Forscher in jüngster Zeit einen „Gründerinnenboom“. Laut dem aktuellen Mikrozensus stieg die Zahl der weiblichen Selbstständigen zwischen 1991 und 2011 um 79 % und damit doppelt so stark wie bei den Männern. Ist dies auch ein Zeichen dafür, dass Familie und berufliche Selbstständigkeit gut, eventuell immer besser, miteinander vereinbar sind? Aktuelle wissenschaftliche Studien kommen zu einem verblüffenden Ergebnis: Kinder im Haushalt sind kein Hindernis für eine berufliche Selbstständigkeit, sondern können diese unter Umständen sogar begünstigen. So sind überproportional viele Frauen mit jungen Kindern selbstständig tätig, bei Frauen mit Kindern unter drei Jahren sei die Wahrscheinlichkeit sich selbstständig zu machen demnach doppelt so hoch wie bei Frauen ohne Kinder.

 

Grund dafür sind, so Dr. René Leicht, Forschungsbereichsleiter am Institut für Mittelstandsforschung (ifm) der Universität Mannheim, vor allem die unternehmerischen Gestaltungsmöglichkeiten: „Mit beruflicher Selbstständigkeit lässt sich eine höhere Flexibilität in der Organisation von Arbeit erzielen, sowohl in räumlicher als auch zeitlicher Sicht. So kann der Arbeitsablauf besser mit dem Familienleben in Einklang gebracht werden." In puncto Einkommen, Selbstbestimmung und Arbeitszufriedenheit sind Unternehmerinnen laut  Untersuchungen des ifm besser gestellt als abhängig beschäftigte Frauen. Neben den Chancen lässt die Studie auch Risiken erkennen. So sind selbstständige Frauen mit ihrem Familienleben leicht unzufriedener als Frauen im Angestelltenverhältnis. Die erhöhte Belastung ist dabei vor allem ein mentales Problem. „Konfliktreich wird es dort, wo Arbeit zwar durch Selbstbestimmung gelenkt, aber möglicherweise durch ein schlechtes Gewissen begleitet wird. Offenbar fällt Selbständigen die Grenzziehung zwischen Arbeit und Privatleben schwerer.“, erläutert Dr. René Leicht.

 

Auf der Veranstaltung „Selbstständigkeit – ein familienfreundliches Modell“ am 25.09.2013 von 14.00 bis 19.00 Uhr im Opernhaus des Theaters Magdeburg haben Interessierte die Möglichkeit, sich zum Thema Selbstständigkeit und Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu informieren und mit Experten aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft zu diskutieren. Neben Erfahrungsberichten erwarten die Gäste Redebeiträge von Prof. Dr. Angela Kolb, Ministerin für Justiz und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt, sowie vom Gründungsforscher Dr. René Leicht. Die Workshops „Zeitmanagement“ und „Work-Life-Balance“ bieten praktische Tipps.Anmeldung sowie weitere Informationen unter Tel.: 0391 74469-617, info@exisa-frauen.de sowie www.exisa-frauen.de.

 

Veranstalter ist das Projekt „ExiSA – Existenzgründerinnen in Sachsen-Anhalt“, welches Frauen kostenlos in die Selbstständigkeit begleitet. ExiSA wird vom Bildungswerk der Wirtschaft Sachsen-Anhalt e. V. umgesetzt und aus Mitteln des Landes Sachsen-Anhalt und des Europäischen Sozialfonds gefördert.

 

Zum Hintergrund:

Seit August 2012 unterstützt das Projekt „ExiSA – Existenzgründerinnen in Sachsen-Anhalt“ Frauen jeden Alters und jeder Fachrichtung, die in der unternehmerischen Selbstständigkeit eine interessante berufliche Perspektive für den eigenen Lebensweg sehen. Dazu bietet es kostenlos professionelle Gründungsberatung und -qualifizierung. Neben unternehmerischen Grundlagen werden auch persönliche Kompetenzen vermittelt. Zudem gibt ExiSA Frauen ein Forum, in verschiedenen Veranstaltungen und im direkten Austausch mit Unternehmerinnen die Existenzgründung als berufliche Perspektive für sich zu erschließen.

 

Im Auftrag des Ministeriums für Wissenschaft und Wirtschaft des Landes Sachsen-Anhalt wird das Projekt durch das Bildungswerk der Wirtschaft Sachsen-Anhalt e.V. (BWSA) umgesetzt. Das BWSA ist seit über 20 Jahren Dienstleister für unterschiedliche Phasen des lebenslangen Lernens und kompetenter Partner in der Unternehmens- und Existenzgründungsberatung. ExiSA wird aus Mitteln des Landes Sachsen-Anhalt und des Europäischen Sozialfonds gefördert.