Nach Hochwasser mit Schäden bei Kiefer und Buche zu rechnen

Die Überflutungen der Wälder durch  das Hochwasser im Juni dieses Jahres bereiten den Förstern in Sachsen-Anhalt Sorgen. Infolge des Hochwassers wurden insgesamt etwa 21.000 Hektar Wald überflutet. Experten rechnen mit erheblichen Schäden im Baumbestand. Derzeit würden die Schäden in der Forstwirtschaft auf rund 38 Millionen Euro geschätzt, sagte Landwirtschafts- und Umweltminister Dr. Hermann Onko Aeikens am  Freitag bei der Vorstellung des Waldzustandsberichtes 2013 in Magdeburg. Das seien aber nur eine vorläufige Zahl, da der ganze Schadensausmaß erst nach Ablaufen des Wassers sichtbar werde. Der Schwerpunkt liegt mit 11.000 Hektar im Elbe-Havel-Winkel, östlich der Elbe zwischen Genthin und Havelberg. In dieser Region handelt es sich überwiegend um Kleinprivatwald auf schwachen Sandstandorten, wesentliche Teile der überfluteten Bestände sind Kiefern.

Aeikens sagte weiter: „Durch den fortschreitenden Klimawandel müssen wir in Zukunft damit rechnen, dass die negativen Auswirkungen auf das Ökosystem Wald in unseren Breiten zunehmen. Noch sind aber viele Fragen offen, wie veränderte Niederschlagssituation und die Temperaturerhöhungen genau auf das komplexe System Wald wirken und welche Möglichkeiten der Anpassung es gibt. Es besteht großer Forschungsbedarf.“

 

In der Regel werden Waldbestände (insbesondere die am stärksten betroffenen Auewaldbestände) durch temporäre Überflutungen nicht geschädigt. Bei älteren Beständen verfügt die Stieleiche – als Baumart der Hartholzaue – über eine hohe Überflutungstoleranz. Bei anderen Laubholzarten – insbesondere Buche – liegt die Toleranz deutlich niedriger. Dies gilt auch für die Kiefer, bei der schon nach kurzer Überflutungszeit das Risiko eines späteren Absterbens gegeben ist.

 

Große Schäden durch Hochwasser und Starkregen sind an den forstwirtschaftlichen Wegen zu verzeichnen, wo das Wegematerial durch die Wassereinwirkung weggeschwemmt wurde. Eine schnelle Instandsetzung der forstlichen Infrastruktur ist aus Gründen des Waldschutzes dringend erforderlich.

 

Zusätzlich zu den Schäden an den Wegen und den Waldbeständen wurden Wildzäune durch Treibgut beschädigt und im Wald lagerndes Holz weggeschwemmt. Außerdem kommt es durch Hochwasser zu umfangreichen Ablagerungen von Müll und möglicherweise schädigenden Sedimenten im Wald.

 

Für Entschädigungszahlungen stehen Mittel aus dem Hochwasser-Ausbauhilfefonds zur Verfügung. Die Anträge können bis Ende kommenden Jahres gestellt werden.

 

Insgesamt zeigen die Ergebnisse der Waldzustandserhebung einen deutlichen Alterstrend: Die mittlere Kronenverlichtung der über 60-jährigen Waldbestände liegt mit 19 Prozent mehr als doppelt so hoch wie in jüngeren Waldbeständen (8 Prozent). Die mittlere Kronenverlichtung der Waldbäume in Sachsen-Anhalt beträgt in diesem Jahr 15 Prozent, das Gesamtergebnis für alle Baumarten und Alter ist damit seit dem Jahr 2009 unverändert.

 

Positiv zu bewerten ist, dass durch die Umsetzung von Luftreinhaltemaßnahmen der Schwefeleintrag, der im Ökosystem eine stark versauernde Wirkung entfaltet, in beispielhafter Weise zurückging. Auch die Stickstoffeinträge und der Gesamtsäureeintrag sind rückläufig.

 

Zur Erfassung der Belastung der Waldökosysteme durch Stoffeinträge werden diese in Sachsen-Anhalt seit 1998 auf zwei Flächen in Klötze und Nedlitz unter Kiefer, der häufigsten Baumart in diesem Bundesland, erfasst. Im Beobachtungszeitraum haben der Ammoniumeintrag auf beiden Flächen sowie der Nitrateintrag in Klötze signifikant abgenommen. Aeikens betonte: „Eine standortsangepasste Bodenschutzkalkung zum Schutz der Waldböden vor weiterer Versauerung ist daher weiter empfehlenswert.“

 

Sorge bereiten weiterhin die Massenvermehrungen von Schadinsekten bei Eiche und Kiefer. 2013 mussten deshalb über 1.800 Hektar Eichen- und Kiefernwälder aus der Luft chemisch behandelt werden. Als Ursache für die Schäden an Eichen spielen nach wie vor Witterungsextreme in Kombination mit wiederholtem, starkem Blattfraß eine herausragende Rolle. Besorgniserregend ist, dass Eichen in den letzten Jahren in vielen Gebieten keine belastungsfreien Erholungsphasen hatten.

 

 

Der Waldzustandsbericht 2013 kann im Internet unter www.mlu.sachsen-anhalt.de nachgelesen werden.