Grundwasser stark mit Nitraten belastet

Vom Mansfelder Land bis in den Raum Köthen zieht sich ein Streifen mit Nitraten hochbelasteten Grundwassers. 191 Milligramm Nitrat pro Liter fanden die Mitglieder vom VSR-Gewässerschutz bei ihren Messungen im August in einem privat genutzten Brunnen in Großörmer. Weitere sehr hohe Nitratkonzentrationen stellten die Gewässerschützer auch wieder in Friedeburg mit 140 Milligramm, in Maasdorf mit 110 Milligramm und in Köthen mit 130 Milligramm fest. Nicht nur, dass das Wasser bei so starker Belastung nicht mehr zum Trinken geeignet ist, beim Bewässern im Garten kann es auch zur Nitratanreicherung in verschiedenen Gemüsesorten kommen. Insgesamt wurde das Wasser aus 18 privat genutzter Brunnen analysiert. In über der Hälfte der analysierten Proben lag die Nitratkonzentration oberhalb des Schwellenwertes der deutschen Grundwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter.

Diesen Wert sollte das Grundwasser in der Europäischen Union immer einhalten, um eine kostengünstige Versorgung der Bevölkerung  mit Trinkwasser sicherstellen zu können. Neben dem gesundheitlichen Aspekt der Grundwasser­belastung darf auch der ökologische nicht vernachlässigt werden. Das mit Nitraten belastet Grundwasser sickert den Bächen in der Region zu und fließt dann über die Saale und Elbe zur Nordsee. Dort wirkt das Nitrat als Dünger und fördert das Algenwachstum. Es kommt zur Eutrophierung.

 

Die Nitratauswaschung ins Grundwasser steigt an je größer die Menge an Gülle aus der Tierhaltung, der Gärreste aus den Biogasanlagen oder auch aus dem zugekauften mineralischen Düngemittel sind, die auf den Feldern ausgebracht werden. „Während die Landwirte in Trinkwasserschutzgebieten Informationen über die Nitratkonzentrationen des Grundwassers im Einzugsbereich ihrer Felder bekommen, fehlt diese Angabe außerhalb dieser Gebiete.“ so Susanne Bareiß-Gülzow, Vorsitzende im VSR-Gewässerschutz. Um die Notwendigkeit an einer Änderung der Düngerausbringung zu sehen, brauchen die Landwirte dringend Messwerte über den Zustand des Grundwassers. Der VSR-Gewässerschutz möchte diese Informationslücke mit den durchgeführten Messungen schließen. Daher sind die Ergebnisse der Grundwasseruntersuchungen beim Nitrat seit 1984 auf der Homepage unter http://www.vsr-gewaesserschutz.de/44.html dargestellt. Auch in diesem Jahr werden die Gewässerschützer wieder in der Region Untersuchungen durchführen.

 

Gerade im letzten Jahrzehnt nahm neben der Zahl der Neugenehmigungen für Massentierhaltungen die Zahl der Biogasanlagen rapide zu. Über zwei Drittel der in der Europäischen Union betriebenen Anlagen stehen allein in Deutschland. Neben Energie in Form von Gas und elektrischen Strom liefern sie große Mengen an Gärresten. Da in den Anlagen häufig statt Gülle vor allem Mais eingesetzt wird, wirkt sich die Beschränkung der aktuellen Düngerverordnung nicht aus. Gärreste aus Mais gehören nicht zum Wirtschaftsdünger und somit gilt für diese die aktuelle Obergrenze von 170 kg/ha nicht. Nicht nur der VSR-Gewässerschutz fordert daher seit langem eine Änderung der Düngerverordnung zum Schutz des Grundwassers und der Oberflächengewässer. Auch der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) hat festgestellt, dass zentrale, mit der Düngegesetzgebung verfolgte Umweltziele im Agrarbereich Deutschlands nach wie vor nicht erreicht wurden. Die EU-Kommission droht bereits mit Sanktionen, wenn die längst überfällige Novellierung der Düngeverordnung nicht rasch so umgesetzt wird, dass die Vorgaben der europäischen Nitratrichtlinie zum Schutze des Grundwassers und der Oberflächengewässer in der Zukunft eingehalten werden können.

 

In vielen landwirtschaftlichen Betrieben und gerade in der Agrarindustrie werden Gülle und Gärreste mehr nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten ausgebracht, als dass es am Bedarf der Pflanzen orientiert wird. Dies ist nur möglich, weil die dadurch wesentlich höher auftretenden Nährstoffverluste ins Wasser oder die Luft durch den Einsatz von Mineraldünger ausgeglichen werden können. Nach den heute geltenden rechtlichen Regeln ist es für viele Betriebe betriebswirtschaftlich günstiger zusätzlich Mineraldünger zu kaufen, statt die vorhandenen Wirtschaftsdünger Gülle und Gärreste entsprechend dem Bedarf der Pflanzen einzusetzen.

 

Die jahrzehntelange Fehlplanung durch die in vielen Regionen zu viel Gülle und Gärreste entsteht, stellt der Gülletansport in andere Regionen mit weniger Gülleaufkommen eine unumgängliche Maßnahme dar, um die regionale starke Nitratauswaschungen zu verringern. So wächst der Anteil professioneller Gülle-Logistik mit LKW-Tankaufliegern, die für eine weiträumige Verteilung der zu großen Menge an Wirtschaftsdünger sorgen.

 

Der VSR-Gewässerschutz begrüßt es, dass immer mehr landwirtschaftliche Betriebe und Lohnunternehmen auch ohne staatliche Unterstützung Maßnahmen zur Verringerung der Stickstoffverluste durchführen. Sie gehen dabei über den aktuellen gesetzlich vorgegebenen Rahmen hinaus. „Die gesamten Möglichkeiten die Gülle durch bessere Ausbringungstechniken oder Zusatz von Stickstoffstabilisatoren besser pflanzenverfügbar zu machen bringen letztendlich aber nur Nutzen, wenn der geringere Verlust auch bei der Höhe der gesamten Stickstoffausbringung beachtet wird.“ so Susanne Bareiß-Gülzow.

 

Weitere Informationen über unsere Arbeit finden Sie unter www.VSR-Gewaesserschutz.de

 

Ergebnisse von früheren Untersuchungen finden Sie unter http://www.vsr-gewaesserschutz.de/44.html