Mehr depressive Jugendliche in Sachsen-Anhalt

Klinikaufenthalte um fast die Hälfte gestiegen: DAK-Gesundheit sieht erhöhte Sensibilität gegenüber seelische Leiden. Wenn junge Seelen leiden: Die sachsenanhaltischen Krankenhäusern verzeichnen eine wachsende Anzahl depressiver Kinder und Jugendliche. Innerhalb von zwölf Jahren sind die stationären Behandlungen von Patienten zwischen 10 und 19 Jahren um fast die Hälfte angestiegen. Darüber informiert die DAKGesundheit mit Bezug auf aktuelle Daten des Statistischen Bundesamts für die Jahre 2000 bis 2012. Als eine der Ursachen für den Anstieg sehen Experten eine größere Sensibilität in der Bevölkerung für seelische Leiden.

Im Jahr 2000 zählten die sachsen-anhaltischen Krankenhäuser nur 102 Fälle unter den 10- bis 19-Jährigen, 2012 dagegen 144. Wie in sämtlichen Bundesländern gab es auch in Sachsen mehr weibliche als männliche Betroffene. Mit 70,8 Prozent lag der Anteil der Mädchen und jungen Frauen über dem Bundesdurchschnitt. Insgesamt fällt der Anstieg in Sachsen- Anhalt nicht so drastisch aus wie im Bundesgebiet, wo sich die Zahlen im

gleichen Zeitraum versechsfacht haben. Im Verhältnis zur Gesamtzahl im Bund ist der sachsen-anhaltische Anteil seit 2000 sogar um 3,7 Prozent zurückgegangen, von 4,8 auf 1,1 Prozent (2012). Als Grund kommt nach Expertenmeinung die wachsende Zahl niedergelassener Kinder- und Jugendpsychotherapeuten in Sachsen-Anhalt in Betracht.

Steigender Leistungsdruck setzt Jugendlichen zu Für den Anstieg nennen Experten verschiedene Gründe, unter anderem eine verbesserte Diagnostik. Zudem lässt sich ein veränderter gesellschaftlicher Umgang mit Depressionen feststellen. „Heute ist es kein Makel mehr, wenn jemand an einer Depression erkrankt“, sagt Steffi Steinicke, Landeschefin für Sachsen-Anhalt. Als weiteren Grund für die massiven Zuwachsraten sehen Experten den steigenden Leistungsdruck.

„Die schulischen Belastungen haben stark zugenommen“, erklärt Steinicke. Keine stichhaltige Erklärung gibt es für das Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern. Fachleute vermuten, dass geschlechtsspezifische Rollenbilder Mädchen und junge Frauen stärker belasten als männliche Altersgenossen.

 

Stimmungsschwankungen und Schlafstörungen

Nach Einschätzung von Medizinern werden Depressionen im Kindes- und Jugendalter noch immer zu oft übersehen. „Häufig tut man sie als pubertäres Stimmungstief ab“, sagt Steinicke. Doch vielfach verbirgt sich dahinter eine behandlungsbedürftige Krankheit, von der im Durchschnitt jeder 20. Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr betroffen ist. Eine Depression kann wenige Wochen, aber auch mehrere Jahre dauern. Typische Merkmale sind extreme Stimmungsschwankungen, vermindertes Selbstvertrauen, Konzentrationsprobleme und Schlafstörungen. Die meisten Fälle werden ambulant behandelt. Nur bei gravierenden Indikationen wie Suizidgefahr raten Fachleute zu einem Klinikaufenthalt.

 

Tabelle: Die Zahl der stationären Behandlungen in Sachsen-Anhalt im Verhältnis zum Bund

 

Jahr      Land    Bund      Anteil

2012    144      12.567   1,1 %

2011    137      11.055   1,2 %

2010    129         9773   1,3 %

2009    110         7572   1,5 %

2008    128         6885   1,9 %

2007    112         6316   1,8 %

2006    112         5369   2,1 %

2005    103         4417   2,3 %

2004    126         4176   3,0 %

2003    159         3930   4,0 %

2002    115         3378   3,4 %

2001    121         2905   4,2 %

2000    102         2145   4,8 %

 

 

Quelle: Statistisches Bundesamt