25 Jahre Mauerfall - Erinnerungsfest mit tausenden von Ballonpaten am Abend des 9. November

Mit tausenden Ballonpatinnen und -paten, die am Abend des 9. November ihre persönlichen Wünsche, Hoffnungen und Botschaften in den Berliner Nachthimmel steigen lassen, soll die Ballonaktion im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten zur Friedlichen Revolution und zum Mauerfall an die Menschen erinnern, die 1989 gemeinsam die Mauer zu Fall brachten. Sie sind die Hauptakteure des 9. Novembers – damals wie heute. Im Rahmen eines Pressetermins in der Behala Halle im Berliner Westhafen stellte Moritz van Dülmen, Geschäftsführer der Kulturprojekte Berlin GmbH, die mit der Gesamtorganisation des Jubiläumsprojektes betraut sind, heute stellvertretend einige Patinnen und Paten vor und gab Einblick in Vorbereitung, Koordination und Organisation dieses logistisch aufwändigen Events. Die Ballonaktion ist ein großangelegtes Projekt, bei dem Kulturprojekte Berlin und die Robert Havemann Gesellschaft mit rund 200 Gruppen – kirchlichen Instititutionen, Zeitzeugen, Oppositionellen, Sportvereinen, Schulen, Unternehmen, politischen Einrichtungen und Kulturbetrieben – zusammenarbeiten. 

In den vergangenen Wochen wurden tausende Menschen gefunden, die eine Patenschaft für einen der Ballons entlang der Strecke des ehemaligen innerstädtischen Mauerverlaufs von Bornholmer Straße bis Oberbaumbrücke übernommen haben: Eine der jüngsten Paten ist ein vierjähriges Mädchen, eine der ältesten eine 74jährige Frau der Laufgemeinschaft Mauerweg e.V.. Die Paten kommen größtenteils aus Berlin und Umland, einige Ballonpaten kommen extra aus dem Ausland angereist wie etwa die „Aktive Fredsreiser – Travel for Peace“, eine skandinavische Friedensorganisation, drei Schulen aus Norwegen, Studenten der George Washington University, die mit ihrer Dozentin, der Buchautorin Hope Harrison, nach Berlin reisen, eine Gruppe aus Italien und viele mehr.

 

Die Gründe der Ballonpatinnen und -paten an dieser einmaligen Berliner Gemeinschaftsaktion teilzunehmen, sind vielfältig: Max Zeterberg, der heute mit Ballonpaten des VCP (Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder) kam, beschrieb es so: “Wir Pfadfinderinnen und Pfadfinder haben das Motto, die Welt besser zu verlassen als wir sie vorgefunden haben. Die Friedliche Revolution von 1989 ist für mich ein Sinnbild dieser Einstellung.” Jörg Levermann kam mit sieben Ballonpatinnen und –paten der Laufgemeinschaft Mauerweg e.V.: “Mit dem Fall der Mauer wurde nur ein Anfang gemacht – ein Schritt auf dem Weg zu einem friedlichen Europa.” Dr. Ralf Hammerich stellte Paten des Europäischen Gymnasiums Bertha von Suttner vor: „Wir möchten die Schülerinnen und Schüler unseres nach Europa ausgerichteten Gymnasiums auf eine Welt vorbereiten, die tolerant und offen ist.“ Pfarrer Sungho Cho und Frau Kang Kyoun Sun, die die Ballonpaten der Evangelisch-Koreanischen Gemeinde Berlin betreuten, bewegt vor allem: “Wir wünschen uns, dass die Menschen mit Gottes Hilfe auch in Korea den Weg zu einer friedlichen Revolution finden werden. Wir haben als Christen die Aufgabe zu erfüllen, Lichter dieser Welt zu sein und Liebe zu verbreiten.”

 

Für Jürgen Schleicher (Abiturjahrgang 1961) hat die Ballonpatenschaft eine besondere Tragweite: „Wir lassen den Ballon in Gedenken an unseren Freund und Schulkameraden Dieter Wohlfahrt steigen, der im Dezember 1961 bei einem Fluchtversuch an der Spandauer Grenze erschossen wurde. Er war das erste Todesopfer der Berliner Mauer.“

 

Aufgrund der weltweiten Symbolkraft des Mauerfalls haben sich auch internationale Organisationen und Persönlichkeiten der Aktion angeschlossen. So werden am 9. November unter anderem der Präsident des Europäischen Parlaments Martin Schulz, Friedensnobelpreisträger Prof. Muhammad Yunus und der NASA Astronaut Ron Garan in Berlin erwartet. Ihr Blick und ihre Hoffnung richten sich in die Zukunft: Welche Mauern sollen als nächstes fallen, und wie können wir dies gemeinsam erreichen?

 

Alle Namen, Botschaften und Standorte der Paten werden sukzessive auf www.fallofthewall25.com veröffentlicht. Dort kann jede/r an der Anfang Oktober gestarteten inter-nationalen Online-Aktion „fallofthewall25“ teilnehmen und eine virtuelle Ballon-Patenschaft übernehmen, um seine Erinnerungen und Botschaften zu teilen. Kulturprojekte Berlin laden alle Inte-ressierten gemeinsam mit Facebook zum internationalen Dialog und Mitmachen ein. Bis zum 9. November können virtuelle Ballonpaten auf Facebook, Instagram oder Twitter mit den Hashtags #fallofthewall25 und #fotw25 ihre persönlichen Botschaften, Erinnerungen oder Wünsche als Foto, Video oder Textbotschaft nach Berlin senden oder direkt unter www.fallofthewall25.com oder www.facebook.com/fallofthewall25 posten.

 

Zuletzt nahmen 1.300 junge Delegierte aus über 180 Ländern an der Konferenz „One Young World“ in Dublin und an der Ballonaktion teil und schickten ihre Botschaften nach Berlin.

 

Alle Informationen und Events unter www.berlin.de/Mauerfall2014

 

Das Jubiläumsprojekt wird auf Initiative des Landes Berlin von der gemeinnützigen Kulturprojekte Berlin GmbH in Zusammenarbeit mit der Robert-Havemann-Gesellschaft und in Kooperation mit der Stiftung Berliner Mauer realisiert. Die Lichtinstallation basiert auf einer Idee von Christopher Bauder und Marc Bauder.

 

25 Jahre Mauerfall - Führungen, Ausstellungen, Entdeckungstouren, Filmcollage – Umfassendes Rahmenprogramm entlang der LICHTGRENZE

 

In einer Woche beginnen die Jubiläumsfeierlichkeiten zum 25. Jahrestag der Friedlichen Revolution und des Mauerfalls. Begleitend zu Ballonaktion und LICHTGRENZE gibt es entlang der 15,3 km langen Strecke vom 7. bis 9. November unterschiedliche Angebote, die den Besuchern Geschichte und Geschichten zu Mauerfall und Friedlicher Revolution näherbringen: Ausstellungen, Führungen, Publikumsorte und Entdeckungstouren bis hin zu einer Filmcollage aus historischem, teilweise noch unbekanntem Filmmaterial. Kulturprojekte Berlin, die mit der Gesamtkoordination des Jubiläumsprojektes betraut sind, stellten heute das Programm vor.

 

PUBLIKUMSORTE als zentrale Anlaufstellen

Sieben Publikumsorte sind Anlaufstellen für Informationen und Auskünfte entlang der LICHTGRENZE. Sie dienen als Startpunkt für Führungen und Entdeckungstouren. Besucher können dort Bücher zum Thema, darunter das Buch zum Jubiläum „Mauergeschichten“ (5 Euro), erwerben. Caterer sorgen für das leibliche Wohl. Auch der rbb wird vor Ort sein und von den Publikumsorten senden. Publikumsorte sind: Bornholmer Straße (RadioBerlin 88,8/rbb Fernsehen), Mauerpark (Radio Fritz), Gedenkstätte Berliner Mauer (Kulturradio), Brandenburger Tor, Potsdamer Platz (Antenne Brandenburg), Checkpoint Charlie (Inforadio), East Side Gallery / O2 World (radioeins).

 

FÜHRUNGEN vom 7. bis 9.11.2014 – Fluchtversuche, konspirative Wohnungen und mehr

Fluchten unter dem Gleimtunnel, Sprünge aus den Wohnhäusern in der Bernauer Straße, konspirative Woh-nungen und verschüttete Fluchttunnel: Der Museumsdienst Berlin bietet an drei Publiumsorten einstündige Führungen auf Deutsch und Englisch an. „Leben und Widerstand im Schatten der Mauer“ (Mauerpark), „Ge-schichten von Teilung, Flucht und Zusammenwachsen“ (Checkpoint Charlie) , „Die Oberbaumbrücke – Eine Brücke zwischen Kiezen, die Welten trennte“ (East Side Gallery).

 

Termine:

7. November, stündlich von 18 bis 20 Uhr 8. November, stündlich von 12 bis 20 Uhr 9. November, stündlich von 12 bis 16 Uhr Dauer: 1 Stunde. Tickets: 5 Euro, bis 14 Jahre frei. Ticketverkauf nur an den Infopoints Mauerpark, Check-point Charlie und East Side Gallery für die jeweils vor Ort stattfindenden Führungen. Öffnungszeiten Infopoints: 7. November, 12 bis 22 Uhr, 8./9. November, 9.30 bis 22 Uhr Kontakt: museumsinformation@kulturprojekte-berlin.de, Tel. 030/2474 9888 oder 030/2474 98859

 

ENTDECKUNGSTOUREN – Auf eigene Faust den Mauerverlauf erkunden

Ein Spaziergang entlang der gesamten Strecke (15 km) dauert zu Fuß etwa 4 bis 5 Stunden, kürzere Touren können an jeder beliebigen Stelle starten oder enden. Die Veranstalter schlagen drei unterschiedliche Tou-ren (2 bis 5 km) vor, bei denen man auf eigene Faust markante Orte und deren Geschichte entlang des in-nerstädtischen Mauerverlaufs entdecken kann. An den Infopoints der Publikumsorte gibt es kostenlos Karten und Tourbeschreibungen.

 

AUSSTELLUNG „Hundert Mauergeschichten“ – Erinnerungen an eine geteilte Stadt:

Die von der Robert-Havemann-Gesellschaft konzipierte Ausstellung erzählt alle 150 Meter historische Geschichten am authentischen Ort: bekannte, aber auch unbekannte und in Vergessenheit geratene Geschichten. Sie verweisen unmittelbar vor Ort auf die Veränderungen in der Stadt und schärfen den Blick für historische Spuren. Die berührenden Geschichten und Fotos lassen die individuellen Erinnerungen aus Ost und West lebendig werden. In den Mauergeschichten haben die Schrecken der Teilung und die Maueropfer ebenso ihren Platz, wie die Erinnerung an Nischen und Freiräume, die sich vor allem auf der Westseite der Mauer boten. Auch kuriose Aspekte deutsch-deutscher Grenzerfahrungen werden präsentiert. Zugleich zeigt die Ausstellung den Mut und die Kreativität derjenigen, die sich weigerten, das monströse Bauwerk als Normalität zu akzeptieren.

 

Zwei Beispiele: „Wir wollen Stones! Wir wollen Freiheit!“: Am 7. Oktober 1969 versammeln sich Stones-Fans in Ost-Berlin. Sie wollen ihre Idole live erleben, die direkt an der Mauer auf dem Dach des Springer-Hochhauses in West-Berlin spielen sollen. Die Ost-Berliner Volkspolizei verhaftet 430 Jugendliche. Die Stones spielen nicht – das Konzert war ein Gerücht. „Honecker, lass meine Frau und Kinder frei – reichen 2 ¾ Jahre nicht?“ In West-Berlin demonstriert ein Familienvater am 12. August 1986 für die Freilassung seiner Familie aus der DDR.

 

FILMCOLLAGE „Mauerstücke“ – einzigartige Zusammenstellung historischen Materials

An allen Publikumsorten ist auf großformatigen Screens zu jeder vollen Stunde eine einzigartige Filmcollage aus historischem, bisher zum Teil nicht zugänglichem Material aus der Zeit vom Mauerbau bis zum Mauerfall zu sehen. Der Dokumentarfilmer Marc Bauder („Master of the Universe“, „Das System“) stellte sie aus mehr als 180 Stunden Originalmaterial zusammen. Die entstandene 30-minütige Collage ist emotional, politisch und dokumentarisch. Bekannte Stationen der deutschen Teilung sind neu beleuchtet. Der Fokus wird auch auf bisher wenig beachtete Aspekte gelegt. Angefangen bei Aufnahmen aus alten Armeefilmschauen vom Todesstreifen und der Schulung von Grenzsoldaten, über Bilder erfolgreicher und misslungener Fluchten, bis hin zu illegalen Filmaufnahmen der DDR-Opposition, Verhaftungswellen und den Massenfluchten über die ungarische Grenze im Sommer 1989. „Mauerstücke“ ist eine Produktion von bauderfilm in Koproduktion mit Kulturprojekte Berlin.

 

Die Jubiläumsfeierlichkeiten klingen am 9. November mit dem Bürgerfest am Brandenburger Tor (ab 14 Uhr) und der darin eingebetteten Ballonaktion (19 Uhr), mit der sich die LICHTGRENZE auflöste, aus.

 

Alle Informationen und Veranstaltungen unter www.berlin.de/Mauerfall2014

 

Das Jubiläumsprojekt wird auf Initiative des Landes Berlin von der gemeinnützigen Kulturprojekte Berlin GmbH in Zusammenarbeit mit der Robert-Havemann-Gesellschaft und in Kooperation mit der Stiftung Berliner Mauer realisiert. Die Lichtinstallation basiert auf einer Idee von Christopher Bauder und Marc Bauder.

 

Unterstützer und Sponsoren:

LOTTO-Stiftung Berlin, Sparkasse-Finanzgruppe, S-Bahn Berlin, Deutsche Bahn, facebook, Air Liquide, Duracell, airberlin, Vatten-fall, visitBerlin, Berlin Partner, Bash Events (Produktion und Vermarktung Videowände)

 

Medienpartner: Das Erste, Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb), Wall AG