Erinnerung an das Zentrum des jüdischen Lebens in Bernburg

In der Nacht vom 09. zum 10. November 1938 wurden mehr als 1.400 Synagogen in der Reichskristallnacht in Nazideutschland zerstört, jüdische Geschäfte geplündert und Friedhöfe demoliert. Auch in Bernburg brannte angestiftet und organisiert von den Behörden und Regierung der Nationalsozialisten, die Synagoge in der Breite Straße nieder. Von der 1835 erbauten Synagoge sind heute nur noch die Grundmauern zu sehen. In der Pogromnacht wurden auch mehr als 2.000 Juden ermordet und tausend in die sogenannte Schutzhaft genommen. Am Sonntag wurde genau an dieser Stelle, wo einst die Synagoge stand, eine Gedenktafel enthüllt, welche nicht nur eine Erinnerungstafel, sondern vielmehr eine Mahnung und eine Warnung sein soll, dass so ein Ereignis wie vor 76 Jahren nie mehr passieren wird. Zuvor sprach Kreisoberpfarrer Karl-Heinz Schmidt vom evangelischen Kirchenkreis Bernburg mit den versammelten auf dem Gelände der ehemaligen Synagoge ein Gebet. Mit Anwesend war Itai Cohen, welcher als Kind in der Wilhelmstraße 1 wohnte. 

Sein Vater, Erich Cohen war Inhaber des Kaufhauses in der Wilhelmstraße und verkaufte 1938 das Kaufhaus, um als jüdischer Bürger nach Palästina auszuwandern. Zur Wende war hier das Kaufhaus Fischer, heute wird es durch die Volkssolidarität genutzt. Mit dabei waren auch der der Landtagsabgeordnete Jürgen Weigelt und Oberbürgermeister Henry Schütze. Die Reichskristallnacht war der Auftakt zur Erreichung von dem Nationalistischen Ziel "judenrein" und später von der Entscheidung in der Wannseekonferenz "Endlösung der Judenfrage" zur endgültigen Vernichtung des Judentum, also die Shoah. In der Breite Straße 14 stand die Synagoge der jüdischen Gemeinde von Bernburg. In dieser Synagoge besuchten und beteten die jüdischen Familien aus Bernburg, so auch Itai Cohen und sein Vater Erich Cohn, der 1901 in Köthen geboren wurde un in Bernburg wohnte. 

Itai Cohen berichtete vor der Einweihung der Mahntafel, dass seine Großeltern einen Monat vor der Pogromnacht das Warenhaus zu einem Spottpreis an ein Nazi Parteimitglied verkauften. Mit dem Geld konnte der Großvater aus einer unberechtigten Untersuchungshaft befreit werden. Dies ermöglichte nach dem Englischen Mandate die Auswanderung nach Palestina, unter dem damaligen deutschen Motto: "Juden raus nach Palestina". Deshalb konnten die Großeltern von Itai Cohen mit ihren drei kleinen Kindern nach Eretz in Israel auswandern und überleben. Die Wurzeln seiner Vorfahren stammen aus dem 17. Jahrhundert, oder sogar noch vorher, irgendwo aus Deutschland in der Gegend von Niedersachsen und Nordrheinwestfalen. Leider wurde der große Teil der weiten Familie in der Shoah ermordet, so berichtet Itai Cohen, auch in den von Deutschland eroberten Länder.  

 

Dank der Initiative und wichtige Hilfe von Herrn Weigelt und seinem Sohn Christian wurde dieses Mahnschild in der Breite Straße 14 aufgestellt. Zur Erinnerung an die Synagoge, die 1835 erbaut wurde, also mehr als 100 Jahre tätig war und Erinnerung an die jüdischen Mitbürger Stadt Bernburg von denen die meisten in der Schoah umgekommen sind. Das Bild, welches die Synagoge Bernburg zeigt, wurde aus verschiedenen Bildern und einem Stahlstich aus dem Jahres 1840 von Karl Heinz Germer gezeichnet. Dieses Bild erinnert an die Ansicht der Synagoge, welche damals das Zentrum des jüdischen Lebens in der Breite Straße 14 in Bernburg war.