Solvay Bernburg - Wartung an Wasserstoffperoxid-Anlage

Am 7. November starteten in der Bernburger Wasserstoffperoxid-Anlage Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten. In den folgenden 12 Tagen werden rund 40 Solvay-Experten gemeinsam mit Mitarbeitern von 25 Partnerfirmen aus Bernburg und Umgebung rund 120 Projekte mit über 500 einzelnen Arbeitsschritten abarbeiten. „Die Bernburger Wasserstoffperoxid-Anlage wird im Schnitt alle eineinhalb Jahre heruntergefahren, um Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten durchzuführen, die nur während eines Betriebsstillstands möglich sind“, erklärt Betriebsleiter Eike Pinternagel. „Es kann zu Geräuschentwicklung kommen. Wir bitten um Verständnis bei den Werknachbarn.“ Interne und externe Experten reinigen Anlagenteile, führen Reparaturen und Inspektionen durch und tauschen Bauteile aus. Dabei stehen beispielsweise die Wartung und Prüfung von Regelventilen, Thermofühlern und Druckschaltern auf dem Programm. Die Anlage wird voraussichtlich ab dem 19. November wieder angefahren. Dieser Prozess wird rund zwei Tage dauern.

Sicherheitsprüfungen

Bei dieser Gelegenheit werden auch die Wandstärke von Behältern und die Qualität von Schweißnähten überprüft. Dieses Mal wird außerdem eine alle 10 Jahre anstehende Druckprüfung eines Reaktionsbehälters durchgeführt. Dazu wird dieser mit Wasser gefüllt und ein Druck erzeugt, der über einen vorgeschriebenen Zeitraum kontrolliert wird. „Mit diesen regelmäßigen Prüfungen, die der TÜV begleitet, stellen wir sicher, dass sich unsere Anlagen in einem guten und sicheren Zustand befinden“, so Pinternagel. Damit im Ernstfall die Anlage schnell und sicher heruntergefahren werden kann, wird der Stillstand auch genutzt, um Sicherheitsabschaltungen ‚live‘ zu testen. Dabei wird kontrolliert, ob technisch alles wie vorgesehen funktioniert.

 

(Bild: Während des Betriebsstillstands werden zahlreiche Messungen durchgeführt. Techniker Michael Schmeil misst die Spannung.)

 

Bild 1: Bei den Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten muss alles Hand in Hand laufen. Betriebsleiter Eike Pinternagel und Betriebsingenieur Eckardt Maaß sprechen noch einmal einige Maßnahmen durch.
Bild 1: Bei den Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten muss alles Hand in Hand laufen. Betriebsleiter Eike Pinternagel und Betriebsingenieur Eckardt Maaß sprechen noch einmal einige Maßnahmen durch.

Kontinuierliche Verbesserungen erhöhten Kapazität

 

Seit dem Start läuft die Anlage an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr in einem Drei-Schichtbetrieb – selbst bei den regelmäßigen Stillständen für Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten sind die heute 35 Mitarbeiter rund um die Uhr im Einsatz. „Dabei werden – wie in diesem Jahr Anfang November – sämtliche Bauteile gereinigt, ggf. ausgetauscht und auf sichere Funktionsweise überprüft. Dabei werden auch TÜV-Prüfungen durchgeführt“, erklärt Betriebsleiter Pinternagel. „Stillstände bieten immer wieder auch eine gute Möglichkeit, Verbesserungen umzusetzen.“ Viele kleine und große Ideen der Mitarbeiter führten in den zurückliegenden 20 Jahren dazu, dass im Jahr 2000 die genehmigte Produktionskapazität auf 70.000 Tonnen pro Jahr erhöht werden konnte. 1997 wurde eine weitere Anlage errichtet, die aus sogenanntem technischen H2O2 hochreines Wasserstoffperoxid macht, das bei der Herstellung von Computerchips benötigt wird. 2009 investierte Solvay in Bernburg noch einmal 13 Mio. Euro in einen Reformer. Dieser erzeugt aus Dampf und Erdgas Wasserstoff – ein Vorprodukt für die Wasserstoffperoxid-Produktion. 2014 steht die Modernisierung des Prozessleitsystems an, das den Mitarbeitern in der Messwarte die Steuerung der Anlage vereinfachen soll. „Dass die Summe der Optimierungen die Leistung erhöht zeigen aktuelle Monatsproduktionsrekorde. Das hilft uns wiederum, der wachsenden Marktnachfrage nach Wasserstoffperoxid zu begegnen“, so Pinternagel abschließend.

Modernisierung

Solvay nutzt die Zeit ebenfalls, um das Prozessleitsystem der Anlage zu erneuern. Das betrifft vor allem die Messwartenführer, die zukünftig mit verbesserten Programmen auf moderneren Bildschirmen die Peroxid-Anlage steuern. Solvay investiert rund 300.000 Euro für das neue System.

 

Hintergrund

Solvay stellt Wasserstoffperoxid (H2O2) in Bernburg nach dem energetisch günstigen Anthrachinon-Verfahren her. Der Wasserstoff (H2) wird mit Luftsauerstoff (O2) oxidiert und so zu H2O2 umgesetzt. Anthrachinon ist der Katalysator („Antreiber“), der für eine 100 prozentige Umsetzung der Ausgangsstoffe sorgt. Um die vom Kunden gewünschte Reinheit und Konzentration zu bekommen, wird das Wasserstoffperoxid destilliert und gereinigt.

 

Weitere Informationen zu Wasserstoffperoxid unter:

http://www.solvay.de/de/standorte/bernburg/produkte/index.html

 

(Bild: Alte Schaltsysteme haben ausgedient - neue Bildschirme und Bedienstationen werden Olaf Franke und dem Messwarten-Team bald die Steuerung Wasserstoffperoxid-Anlage vereinfachen.)