Salzlandkreis hat die meisten Kranken in Sachsen-Anhalt

Der Krankenstand im Salzlandkreis ist 2013 angestiegen. Die Ausfalltage aufgrund von Erkrankungen nahmen um 0,3 Prozentpunkte zu, während sie im gesamten Bundesland Sachsen-Anhalt nur um 0,2 Prozentpunkte anstiegen. Mit 5,5 Prozent hatte die Region nun den höchsten Krankenstand im Bundesland. Der Landesdurchschnitt lag bei 4,9 Prozent. Damit waren an jedem Tag des Jahres von 1.000 DAK-versicherten Arbeitnehmern in der Region 55 krankgeschrieben. Der niedrigste Krankenstand in Sachsen-Anhalt wurde mit 4,6 Prozent in der Stadt Magdeburg sowie in den Landkreisen Börde und Harz verzeichnet. 

Wie der aktuelle DAK-Gesundheitsreport für den Salzlandkreis zeigt, veränderte sich im Vergleich zum Vorjahr bei einigen Diagnosen der Krankenstand. Die größte Steigerung mit knapp 16 Prozent gab es bei Verletzungen und Vergiftungen. Auch bei psychischen Beschwerden, zu denen Angstzustände und Depressionen gehören, wurde ein Anstieg der Ausfallzeiten um knapp 15 Prozent beobachtet. Atemwegserkrankungen wie Erkältungen und Bronchitis verursachten ebenfalls mehr Fehltage. Die Diagnose wurde fast 13 Prozent öfter gestellt und war zweithäufigste Ursache für Arbeitsausfall in der Region. Beinahe jeden vierten Fehltag und damit die meisten Krankschreibungen verursachten erneut Muskel-Skelett-Beschwerden wie Rückenschmerzen, bei denen ebenfalls ein leichter Anstieg verzeichnet wurde.

 

„Der gestiegene Krankenstand im Salzlandkreis hat verschiedene Aspekte“, erklärt Andreas Umlauf von der DAK-Gesundheit die Ergebnisse. „Während Kurzzeit-Krankheiten wie Erkältungen für Arbeitgeber in der Regel leichter zu bewältigen sind, bedeuten längere Erkrankungen wie seelische Leiden meist größere Probleme.“ In Sachsen-Anhalt sind die Fehltage durch psychische Erkrankungen seit dem Jahr 2000 um 185 Prozent gestiegen. Deshalb unterstütze die

 

Kasse auch Unternehmen beim betrieblichen Gesundheitsmanagement und zeige Wege auf, wie sie die Beanspruchung ihrer Mitarbeiter durch effektive Prävention besser ausgleichen könnten.

 

Eltern und Kinderlose haben gleiche Stressbelastung im Job

Die DAK-Gesundheit untersucht in ihrem aktuellen Gesundheitsreport speziell die Situation der sogenannten Rushhour-Generation. Die „Rushhour“ bezeichnet die Lebensphase zwischen 25 und 39 Jahren, in der sich vielfältige Anforderungen aus Beruf und Familie ballen. Die Krankenkasse hat dafür den Krankenstand ihrer Mitglieder analysiert und bundesweit 3.000 Männer und Frauen repräsentativ befragt. Ein Fazit: Obwohl viele Männer und Frauen ab 25 Jahren wegen Mehrfachbelastung unter Druck stehen, wirkt sich das kaum bei den Krankschreibungen aus. Sie fallen im Job seltener aus als jüngere Kollegen und sind kürzer krankgeschrieben als die Älteren. Im Vergleich zu den über 40-Jährigen haben sie in Sachsen-Anhalt ein Drittel weniger Ausfalltage. Weiteres wichtiges Studienergebnis: Erwerbstätige Eltern leiden nicht mehr unter chronischem Stress als Berufstätige ohne Kinder.

 

Chronische Krankheiten kündigen sich an

„25- bis 39-jährige Arbeitnehmer sind besonders beansprucht“, so Umlauf. „Die Bewältigung der Rushhour gelingt ihnen meist ohne gesundheitliche Nachteile. Sollen sie aber bis zur Rente produktiv bleiben, müssen Arbeitgeber nachhaltig in die Gesundheit ihrer Mitarbeiter investieren. Der in dieser Gruppe niedrigere Krankenstand darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich in diesem Alter bereits erste Ansätze für chronische Krankheiten bilden.“ So sind in Sachsen-Anhalt in der Rushhour des Lebens bereits jeder fünfte Mann und jede vierte Frau mit Rückenproblemen in Behandlung. Unter den 20 häufigsten Einzeldiagnosen bei Männern gab es neben den akuten Beschwerden bereits langfristige Beeinträchtigungen: Knapp sieben Prozent der Männer ließen sich behandeln wegen Bluthochdruck, der häufig in Verbindung mit Stress und Bewegungsmangel steht. Und fast 29 Prozent der Beschäftigten mussten wegen eines psychischen Leidens zum Arzt. Diese Krankheitsbilder sind bei jüngeren Erwerbstätigen beachtenswert, da sie häufig wiederkehren und den Gesundheitszustand langfristig erheblich beeinträchtigen können.

  

Mütter sehen Karrierenachteil durch Kinder

Vor diesem Hintergrund ist es problematisch, dass erwerbstätige Eltern weniger auf ihre Gesundheit achten. Laut DAK-Studie machen viele Mütter und Väter im Spagat zwischen Job und Kindern Abstriche bei sich selbst. Berufstätige Eltern in Sachsen-Anhalt treiben seltener regelmäßigen Sport und schlafen weniger als Kinderlose. Weit mehr als die Hälfte der Befragten gibt an, nicht genug Zeit für sich selbst zu haben. Außerdem fürchtet fast jede zweite Mutter Karrierenachteile durch ihre Kinder. Bei den Vätern gibt dies nur jeder Fünfte an.

 

Betriebe haben Nachholbedarf

„Mit Ausnahme von Teilzeitarbeit haben viele Arbeitgeber in Sachsen-Anhalt in Sachen Familienfreundlichkeit noch Nachholebedarf“, betont Andreas Umlauf von der DAK-Gesundheit. Sehr oft lägen Wunsch und Wirklichkeit auseinander. So sind laut Studie fast sieben von zehn erwerbstätigen Eltern der Meinung, Gleitzeit würde ihren Alltag erleichtern, aber nur gut ein Drittel kann ein entsprechendes Angebot nutzen. Auch Betriebskindergärten oder -krippen sind bei ihnen beliebt – aber nur eine kleine Minderheit der Firmen in Sachsen-Anhalt bietet sie an. Oft fehlt es den Eltern auch schlicht an mehr Verständnis: 58 Prozent wünschen sich, dass Kollegen und Chefs die Familiensituation bei der Planung von Terminen berücksichtigen, aber nur ein Viertel kann mit so viel Umsicht rechnen. Umlauf: „In der Arbeitswelt werden die Bedürfnisse vieler Eltern nicht berücksichtigt. Das erschwert die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.“

 

Die DAK-Gesundheit hat rund 155.000 Versicherte in Sachsen-Anhalt, davon rund 16.000 im Salzlandkreis.