70. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz - Bernburg gedenkt der Opfer

Oberbürgermeister der Stadt Bernburg (Saale) Henry Schütze begrüßte aus Anlass des Tages des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus die Gäste im Theater. Heute, am 70. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, gedenken wir der vielen Millionen Opfer, die durch die menschenverachtende Politik der Nationalsozialisten zu beklagen sind. Auschwitz – das größte und bekannteste nationalsozialistische Konzentrations- u. Vernichtungslager, ist in der Welt zum Symbol für Völkermord geworden.


Die dort verübten Verbrechen sind beispiellos in der Geschichte der Menschheit. Auschwitz - das war der Ort, an dem das Programm der sogenannten „Endlösung“ - das heißt der Massenvernichtung der europäischen Juden – und der Plan zur Ausrottung von Polen, Sinti und Roma, sowjetischen Kriegsgefangenen und Häftlingen anderer Nationen in die Tat umgesetzt wurde.

Es ist nicht einfach, sich dem damaligen Geschehen zu nähern, sich mit der Unmenschlichkeit zu konfrontieren, dem Ausmaß des Schreckens, seiner Vorsätzlichkeit und exakten Planung. Es ist bedrückend, sich mit der Situation der Opfer auseinander zu setzen. Meistens fällt es uns schwer, bei der Begegnung mit Überlebenden die rechten Worte zu finden, da wir, die Nichtbetroffenen, uns nicht vorstellen können, welche Hölle sie durchmachen mussten. Gedenktage sagen etwas darüber aus, was eine Gesellschaft für wichtig hält. Sie können nur verankert werden, wenn sie von der Gesellschaft, wenn sie von den Bürgerinnen und Bürgern getragen werden. Sie haben nur Bestand, wenn es Menschen oder Gruppen gibt, die sich der Problematik annehmen.

 

Deshalb begrüße ich es sehr, dass heute Schülerinnen und Schüler aus Gymnasien unseres Landes anwesend sind und sich im Vorfeld dieser Gedenkstunde sich mit diesem Thema intensiv auseinandergesetzt haben. Herausheben möchte ich an dieser Stelle auch die wichtige Arbeit der Gedenkstätte für Opfer der NS-„Euthanasie“ in Bernburg, die durch ihre Aktivitäten wieder einen Zugang zu dieser Zeit schafft, von der höchstens noch die Großeltern berichten können. Gedenken heißt, die Erinnerung zu bewahren und zu verbreiten. So wie es geschieht, wenn Zeitzeugen in Schulen oder auf Informationsveranstaltungen berichten, wenn an den authentischen Stätten des Schreckens Ausstellungen informieren, wenn Gedenktafeln auf das Geschehene hinweisen.

 

Wir alle mussten in den letzten Jahren leider oft genug erleben, dass Rassismus und Menschen verachtende Gewalttaten auch in unserer Gesellschaft wieder anzutreffen sind. Deshalb bleibt es nach wie vor eine Aufgabe, sich für Freiheit, für die Menschenwürde, für Toleranz gegenüber Andersdenkenden, Andersgläubigen und Andersaussehenden einzusetzen. Wir haben nicht nur auf Grund unserer Vergangenheit eine besondere Verantwortung gegenüber Hilfesuchenden, sondern auch deshalb, weil wir im Weltmaßstab gesehen ein reiches Land sind, in dem es den meisten Menschen gut geht und wir abgeben können.

 

Wir sind wie gelähmt, wenn wir daran denken, was in Deutschland geschehen konnte. Der heutige Gedenktag ist ein Tag, an dem wir um die vielen Opfer des Nationalsozialismus trauern. Mit dieser Trauer gehen wir die Verpflichtung ein, dem Nazi-Ungeist zu wehren und an der Gestaltung einer menschenwürdigen Gegenwart und Zukunft mitzuwirken.