Saaleausbau vollenden

Unser Bundesland blickt mit Stolz auf das bislang Erreichte und misst der Binnenschifffahrt erhebliche volkswirtschaftliche Bedeutung zu. Einer aktuellen Verkehrsprognose zufolge, die im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums erstellt wurde, erwarten uns bis 2030 starke Zuwächse der Verkehrsleistungen. Während Straße und Schiene bis 2030 ihre Kapazitätsgrenze erreichen sollen, verfügt die Binnenschifffahrt über erhebliche Kapazitätsreserven. Sachsen-Anhalt, als aufstrebende Region in der Mitte Deutschlands, möchte diese Reservepotenziale für die Binnenschifffahrt erschließen. In unserem Land gibt es rund 600 Kilometer schiffbare Bundeswasserstraßen. Den zentralen Knotenpunkt bildet das Wasserstraßenkreuz Magdeburg mit Europas längster Kanalbrücke. Hier wird der Mittellandkanal über die Elbe in den Elbe-Havel-Kanal geführt. 

Die Landesregierung von Sachsen-Anhalt setzt sehr stark auf das Binnenschiff als alternativen und umweltschonenden Verkehrsträger. Nicht zuletzt weil die immens wachsenden Verkehrsströme sinnvoll verteilt werden müssen. Hinzu kommt, dass viele Großraum- und Schwerlasttransporte nicht mehr über Straße oder Schiene abgewickelt werden können. Dabei handelt es sich vor allem um sehr teure technische Güter, wie Transformatoren oder Teile von Windkraftanlagen. Diese Branche ist gerade in unserer Region stark im Aufwind und erfordert ein Umdenken im Hinblick auf die stärkere Nutzung der Elbe als Transportweg.

 

Auch deshalb ist der Ausbau der fünf landesbedeutsamen, trimodal ausgelegten, Binnenhäfen mit rund einhundert Millionen Euro gefördert worden. Dies ist auch vor dem Hintergrund der bundespolitischen Zielstellung geschehen, wonach die Nutzung von Elbe und Saale auch eine umweltfreundliche Binnenschifffahrt nachhaltig sichern sollen. Die wirtschaftlichen Vorteile der Elbschifffahrt gegenüber Transporten auf dem Elbe-Seitenkanal liegen vor allem im Zeitgewinn auf der kürzeren und schleusenfreien Strecke. Darüber hinaus besteht auf der Elbe die Möglichkeit, Containerschiffe dreilagig zu bestücken sowie in Schubverbänden mit bis zu acht Leichtern

zu verkehren. Zur Sicherung und Weiterentwicklung der Infrastruktur haben die Industrie- und Handelskammern für Ostdeutschland 39 Projekte, davon 17 für die Straße, 15 für die Schiene und sieben für die Wasserstraße priorisiert. Unter den definierten Wasserstra ßenprojekten befinden sich auch die Ertüchtigung des Flusssystems Elbe bei Sicherung einer Fahrrinnentiefe von 1,60 Metern an 345 Tagen im Jahr und der Bau des Saale-Seitenkanals. Für die verlässliche Nutzung der Mittel- und Oberelbe als Transportweg hat der Deutsche Bundestag bereits einen entsprechenden Beschluss gefasst.

 

Dieser muss nun zügig umgesetzt werden. Auf der 5. Hauptstadtkonferenz der Kammerunion Elbe/Oder im Oktober dieses Jahres hat das Bundesverkehrsministerium die Fertigstellung des Gesamtkonzeptes Elbe für 2015 in Aussicht gestellt. Hierbei ist das gesamte Flusssystem Elbe mit der Saale als Zubringer zu betrachten. Schon ein Jahr später soll die Umsetzung des Gesamtkonzeptes Elbe folgen. Dabei wird mit acht Planfeststellungsverfahren für die betroffenen Streckenabschnitte gerechnet. Diese würden überall dort erfolgen, wo sowohl wasserbauliche als auch Umweltschutzmaßnahmen geplant sind. Hierzu gehört selbstverständlich auch die Saale.

 

In diesem Zusammenhang könnte dann der Saaleausbau vollendet werden, der seit 1992 in den Bundesverkehrswegeplänen des Deutschen Bundestages verankert ist. Der geplante Bau des Schleusenkanals Tornitz würde die Lücke zwischen Saale-Region und Elbe schließen sowie zum Wasserstraßenkreuz Magdeburg und damit zum europäischen Binnenwasserstraßennetz. Daraus ergäben sich große Potenziale für die Binnenschifffahrt im Hafenhinterland. Der Saale-Seitenkanal könnte die Zubringerfunktion der Elbe nachhaltig unterstützen. Das für die Saaleschifffahrt ermittelte Transportpotenzial von mehr als zwei Millionen Tonnen pro Jahr wäre dann als On-Top-Potenzial auch für die Elbe zu erwarten.

 

Erste Schritte auf dem Weg zum Planfeststellungsverfahren wurden 2010 eingeleitet. Damals beauftragte das Bundesverkehrsministerium die damalige Wasser- und Schifffahrtsdirektion Ost mit der Vorbereitung weiterer Untersuchungen. Als Bundeswasserstraße wird die Saale zur Gewährleistung von Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs und im Interesse wasserwirtschaftlicher Ziele wie dem Hochwasserschutz gegenwärtig jährlich mit rund neun Millionen Euro unterhalten. Die investierten Mittel in die fünf vorhandenen Schleusen, in den Hafen Halle und die Unterhaltungsmaßnahmen werden sich erst dann wieder auszahlen, wenn die Saale tatsächlich als Bundeswasserstraße für die Binnenschifffahrt nutzbar ist. Die rund 120 Millionen Euro, welche aus heutiger Sicht für den Bau des Saale-Seitenkanals benötigt werden, gäben den bereits erfolgten Investitionen – von inzwischen mehr als einer halben Milliarde Euro – also erst einen Sinn.