Fledermausnacht am Löderburger See, Amateurfunker gefragt

Viele Kinder, Eltern und Großeltern wollten sie sehen, anfassen oder ein Foto schießen, von kleinen fliegenden Flugdrachen, die am Nachthimmel zu hunderten aktiv werden. Spannend wurde es in der Abenddämmerung im Licht des Vollmondes am Löderburger See. Die Europäische Fledermausnacht zog über 100 Besucher an die Fangnetze am Erholungszentrum bei Staßfurt. An beiden Fangstellen waren Kinder und Erwachsene gleichermaßen gespannt, wird wohl eine Fledermaus ins Netz gehen? Mit Taschenlampen ging es durch ein dunkles Waldstück, hier wartete schon Robert Drangusch vom Arbeitskreis Fledermäuse Sachsen-Anhalt. Mit seiner Stirnlampe blickte er wie die Besucher auf ein haudünnes Netz am See. Dann plötzlich kamen sie, die kleinen sagenumwobenen Vampire, die meist nicht größer als ein Daumen waren. Geladen hatte zur Europäischen Fledermausnacht der Arbeitskreis Fledermäuse Sachsen-Anhalt, die Staßfurter Fachgruppe für Faunistik und Ökologie mit freundlicher Unterstützung von Michael Schnock, Betreiber des Ferienzentrum am Löderburger See.

Am Stand nach dem Fang waren die Kinder gar nicht mehr weg zu bekommen, jedes Kind wollte eine Fledermaus sehen, mal anfassen. Gefangen wurde insgesamt 44 Fledermäuse in 5 verschiedenen Arten. Meist waren dies Bartfledermäuse, Zwergfledermäuse oder Wasserfledermäuse. Davon wogen die kleinsten gerade einmal um die 4 Gramm, die größten 12 Gramm. Die Tiere wurden anschließend unter den wachsamen Augen der Kinder nach Geschlecht bestimmt, auch die Art und das Gewicht. Außerdem wurden die Fledermäuse mit einer winzigen Klammer beringt. Die Klammer, so erklärte Kathleen Kuhring vom Arbeitskreis Fledermäuse beinhaltet eine Nummer, welche in eine zentrale Datenbank eingegeben wird. 


Die Fledermäuse werden in Deutschland gefangen, um mittels Markierung deren Flugrouten, Flugstrecken oder Herkunft genau zu ermitteln. Die Speicherung der Daten erfolgt in der Fledermauszentrale Radebeul. In einem Zweiländerabkommen zwischen Sachsen und Sachsen-Anhalt werden die Daten zwischen der Arbeitskreis Fledermäuse Sachsen-Anhalt und der Landesfledermausstelle, angesiedelt im Biosphärenreservat Mittelelbe, ausgewertet und in Karten eingetragen.

Europäische Fledermausnacht

Gesten fand die Europäische Fledermausnacht statt, so wie hier am Löderburger See wurden Fledermäuse gefangen, gemessen, beringt und wieder frei gelassen!

Posted by BBG LIVE on Sonntag, 30. August 2015


Eine im April gefangene Fledermaus im Auenwald von Plötzkau ging beispielsweise rund 800 Kilometer entfernt in Litauen den Fledermausfreunden ins Netz.


Dennoch ist die Überprüfung des Fledermausbestandes sehr schwierig, so Bernd Ohlendorf, Arbeitskreis Fledermäuse. Manche Arten werden immer seltener, andere nehmen an Bestand zu. Das Ziel dieser Aktionen ist es, Familien und Kinder an die Fledermaus heranzuführen und deutlich zu machen, dass die kleinen Tiere keine blutsaugenden Vampire sind, sondern kleine und zerbrechliche Kreaturen. Deutlich Worte fand Ohlendorf auch für die Probleme der Fledermäuse. Da diese in Höhlen, alten verlassenen Ruinen oder in Baumhöhlen wohnen, gibt es viele Probleme mit Windrädern in der nähe von Wäldern. Durch den Druckunterschied der Luft, welche von den Rotoren verursacht werden, zerplatzen die inneren Organe der Tierchen.

 

Noch vor dem Sonnenuntergang wurden mit den Kindern Fledermaus-Kästen gebastelt, für Zuhause im Garten, so wie Paul und Ines Hase, verkleidet als Fledermaus. So bekommen die Tiere ein neues Zuhause und können am Tage in Ruhe schlafen. Natürlich gab es auch interessante Geschichten zu hören oder die Kinder konnten spielerisch lernen, wie die Fledermäuse eigentlich fliegen. Aber viel spannender war die Freilassung der 44 gefangenen Fledermäuse. Bernd Ohlendorf nahm den Behälter, ging zum Strand und eine Schar Kinder folgten ihm. "Macht nach vorn Platz für die Fledermäuse", sagte er. Nun bekam fast jedes Kind nacheinander eine Fledermaus in die Hand. Und plötzlich waren Sie weg, meist so schnell, dass der Start für das menschliche Auge gar nicht sichtbar war.  



Spannend wird nun ein Projekt in Deutschland, welches heute Abend startet. Im Rahmen des Pilotprojektes mit deutschen Funkamateuren, dem Nationalpark Unteres Odertal, Arbeitskreis Fledermäuse Sachsen-Anhalt e.V. und Landesreferenzstelle für Fledermausschutz Sachsen-Anhalt, sollen Rauhautfledermäuse am 30. August 2015 bei Schwedt/Oder markiert werden. Vier Tiere erhalten einen UKW Sender 150 MHz (Radiomarkierung), so Ohlendorf. Diese UKW Sender liegen in einem für die wissenschaftliche Untersuchung zur Verfügung gestellten Frequenzbereich. 


Die Tiere werden mit folgenden Frequenzen auf die „Reise“ geschickt:

150,090  MHz – Betti

150,125  MHz – Kalli

150,165  MHz – Lotti

150,200  MHz – Netti

 

Am 30.08.2015 wird versucht, die ersten zwei Tiere zu fangen und zu besendern. Betti und Kalli werden anschließend gegen 23:00 Uhr wieder frei gelassen. Die genaue Startzeit wird schnellstmöglich bekannt gegeben. Am 31.08.2015 wird nochmals versucht, zwei Tiere zu fangen und zu besendern. Hier werden Lotti und Netti ebenfals gegen 24:00 Uhr auf die Reise geschickt. Die genaue Startzeit wird schnellstmöglich bekannt gegeben. Für den Zug ist die Windrichtung entscheidend. Wenn der Wind aus Nord / Nordost kommt, werden die Tiere vermutlich schnell über Deutschland hinwegziehen. Bei unpassender Windrichtung werden die Tiere vermutlich länger in verschiedene Gebiete bleiben und auf beste Zugbedingungen warten. Das Sendesignal sind drei aufeinanderfolgende Piptöne, danach eine Pause und dann wieder die Piptöne, usw.

 

Mit Hilfe der deutschen Funkamateure können die Wanderrouten der aus dem Nationalpark Unteres Odertal stammenden Rauhautfledermäuse gen Westen/Süden nachvollzogen werden, so die Theorie. Für die Realisierung dieses Pilotprojektes benötigen wir jede Unterstützung von den Funkamateuren in ganz Deutschland, die nach den Sendertieren lauschen und ihre Wege aufzeigen.

 

Die Ergebnisse werden auf einer entsprechenden Seite pro Senderfledermaus unter Benennung des Beobachters visualisiert. Für die Visualisierung der Verortung der Sendersignale sind folgende Angaben nötig: Datum und Urzeit, Koordinaten (Grad, Minuten, Sekunden oder in Dezimalgrad), Frequenz, wenn möglich, Beobachter, Temperatur, Windrichtung, Bewölkung und Niederschlag. Bitte melden Sie die Daten schnellstmöglich an folgende Andresse:

 

Ansprechpartner Funkamateure

 

Telemetrie-Service Dessau

Hans-Joachim Vogl und Funker  dg1hvl@darc.de

Zur Großen Halle 15 / 006

06844 Dessau-Roßlau

Tel.: 0340 5711 2973, Fax: 0340 5711 2974,

Mobile: 0151 23056196

 

Ansprechpartner Fledermausschutz und Projekt sind: Landesreferenzstelle Fledermausschutz Sachsen-Anhalt - Mehr Informationen hier - Klick!