Hilfe für seelisch Behinderte Menschen in Bernburg

"Hier in der Tagesstätte fühle ich mich sehr gut aufgehoben, mein Leben macht wieder Spaß. Zusammen mit meinen Hobbys habe ich ein Stück Freiheit zurück bekommen".


Der Altstädter Kirchhof 10 in Bernburg ist nicht nur Ansprechpartner für Menschen mit seelischer Behinderung, Suchtberatung oder Schuldnerberatung, sondern auch eine teilstationäre Einrichtung. So wie Herr Tiem, ein Klient, der ursprünglich Bürokaufmann gelernt hat. Mit 24 Jahren stellte er und Freunde, aber auch seine Familie starke Veränderungen an seiner Person fest. Mehr und mehr mehrten sich Beklemmungen, Verfolgungswahn und die Angst, das Menschen etwas Böses von ihm wollen, bis hin zu Mordgedanken. Das führte soweit, dass weder der Haushalt allein geführt werden konnte, noch ein regelmäßiger Tagesablauf möglich war. Nach zahlreichen Arzt- und Klinikbesuchen wurde schließlich die paranoide Schizophrenie diagnostiziert. Kennzeichnend für diesen Subtyp sind vor allem Wahnvorstellungen wie Verfolgungswahn und Halluzinationen wie das Hören von Stimmen.

 

Über eine Sozialarbeiterin kam schließlich Kontakt mit der Tagestätte für Menschen mit seelischer Behinderung zustande. Auf Hilfe von anderen angewiesen, konnte sich der von Angst verfolgte Patient durch verschiedene Therapien langsam wieder öffnen. "Hier in der Tagesstätte fühle ich mich sehr gut aufgehoben, mein Leben macht wieder Spaß. Zusammen mit meinen Hobbys habe ich ein Stück Freiheit zurück bekommen". Und Hobbys hat Herr Tiem eine Menge, die reichen von Amateurfunk, Geocaching, Fotografieren, Computer und Musik. Stolz erzählt der etwas schüchtern wirkende junge Mann, das er ein weltweit einmaliges Rufzeichen hat, staatlich lizensierter Funkamateur ist, sich selbst bei der Landschaftsfotografie entdeckt, aber am meisten hilft ihn seine eigene Musik. Mehrere Instrumente wie Schlagzeug, Keyboard und Gitarre spielt er, dabei lässt er oft für Minuten seine psychische Krankheit hinter sich. Feste Rituale der Tageseinrichtung, feste Aufgaben, Spiele in der Gruppe und verschiedene Therapien helfen uns, wieder am normalen Leben teil zu nehmen.

 

Neben der Tagestätte im Altstätter Kirchhof 10 in Bernburg gibt es noch eine weitere in Köthen, eine private in Aschersleben und eine in Staßfurt, betrieben von der Lebenshilfe. In Bernburg umfassen die Räumlichkeiten 20 tagessatz-finanzierte Plätze. Diese stehen Menschen ab dem 18. Lebensjahr, welche EU Rentner oder Grundsicherung beziehen, zur Verfügung. Den „Klienten“, so werden die Gäste der Tagesstätten genannt, steht ein vielfältiges Programm zur Verfügung, das von alltagspraktischen Dingen wie Kochen und Raumpflege über die Förderung der Kommunikation bis hin zu Konzentrations- und Gedächtnistraining reicht. Es ist wie in einer Großfamilie, ob Frühstück, Gespräche, Mittagessen kochen, Gesellschaftsspiele, Spaziergänge oder Fahrten in den Tiergarten Staßfurt oder Köthen, auch Ernährungsberatung oder eine gemeinsame Theatergruppe helfen den seelisch behinderten Menschen, wieder ein Stück Normalität zu finden.

 

Erkrankte Menschen schotten sich oft lange Zeit ab, doch die richtige Behandlung ist entscheidend. Gründe für die Erkrankung sind traumatische Erlebnisse oder die Vererbung der Krankheit. Die Dunkelziffer der erkrankten Menschen ist hoch, das geht durch alle soziale Schichten. Bei der Lokalisierung der Ursache durch einem Facharzt wird oftmals eine Vermischung von Krankheiten festgestellt. Helfen kann die Tagestätte für Menschen mit seelischer Behinderung nur nichtarbeitsfähigen Menschen oder EU-Rentner, die durchschnittliche Aufenthaltsdauer beträgt je nach Art der Erkrankung 3 bis 5 Jahre.

 

Doch leider gibt es Hilfe nicht für alle Menschen, denn Menschen die zwar erkrankt, aber dem Arbeitsmarkt nach ALG II zur Verfügung stehen, können wir nicht helfen, eine Doppelfinanzierung gibt es in Sachsen-Anhalt nicht, fügt die Leiterin der Tagestätte hinzu.



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