Am 26. und 27. August fand die 5. Europäische Fledermausnacht statt, bei welcher die kleinen fliegenden Flugdrachen, welche am Nachthimmel zu hunderten aktiv werden, zum anfassen und bestaunen waren.
Kinder, Eltern und Großeltern wollten sie sehen, anfassen oder ein Foto schießen. An den Fangstellen im Bereich des Löderburger Sees waren Kinder und Erwachsene gleichermaßen gespannt, wird wohl eine Fledermaus ins Netz gehen? Mit Taschenlampen ging es durch ein dunkles Waldstück, hier wartete schon Robert Drangusch vom Arbeitskreis Fledermäuse Sachsen-Anhalt. Mit seiner Stirnlampe blickte er wie die Besucher auf ein haudünnes Netz am See. Dann plötzlich kamen sie, die kleinen sagenumwobenen Vampire, die meist nicht größer als ein Daumen waren. Geladen hatte zur Europäischen Fledermausnacht der Arbeitskreis Fledermäuse Sachsen-Anhalt, die Staßfurter Fachgruppe für Faunistik und Ökologie.
Am Stand nach dem Fang waren die Kinder gar nicht mehr weg zu bekommen, jedes Kind wollte eine Fledermaus sehen, mal anfassen. Gefangen wurden zig Fledermäuse in 5 verschiedenen Arten. Meist waren dies Bartfledermäuse, Zwergfledermäuse oder Wasserfledermäuse. Davon wogen die kleinsten gerade einmal um die 4 Gramm, die größten 12 Gramm. Die Tiere wurden anschließend unter den wachsamen Augen der Kinder nach Geschlecht bestimmt, auch die Art und das Gewicht. Außerdem wurden die Fledermäuse mit einer winzigen Klammer beringt. Die Klammer, so erklärte Kathleen Kuhring vom Arbeitskreis Fledermäuse beinhaltet eine Nummer, welche in eine zentrale Datenbank eingegeben wird.
Die Fledermäuse werden in Deutschland gefangen, um mittels Markierung deren Flugrouten, Flugstrecken oder Herkunft genau zu ermitteln. Die Speicherung der Daten erfolgt in der Fledermauszentrale Radebeul. In einem Zweiländerabkommen zwischen Sachsen und Sachsen-Anhalt werden die Daten zwischen der Arbeitskreis Fledermäuse Sachsen-Anhalt und der Landesfledermausstelle, angesiedelt im Biosphärenreservat Mittelelbe, ausgewertet und in Karten eingetragen.
Eine im April 2015 gefangene Fledermaus im Auenwald von Plötzkau ging beispielsweise rund 800 Kilometer entfernt in Litauen den Fledermausfreunden ins Netz.
Dennoch ist die Überprüfung des Fledermausbestandes sehr schwierig, so Bernd Ohlendorf, Arbeitskreis Fledermäuse. Manche Arten werden immer seltener, andere nehmen an Bestand zu. Das Ziel dieser Aktionen ist es, Familien und Kinder an die Fledermaus heranzuführen und deutlich zu machen, dass die kleinen Tiere keine blutsaugenden Vampire sind, sondern kleine und zerbrechliche Kreaturen. Deutlich Worte fand Ohlendorf auch für die Probleme der Fledermäuse. Da diese in Höhlen, alten verlassenen Ruinen oder in Baumhöhlen wohnen, gibt es viele Probleme mit Windrädern in der nähe von Wäldern. Durch den Druckunterschied der Luft, welche von den Rotoren verursacht werden, zerplatzen die inneren Organe der Tierchen.
Noch vor dem Sonnenuntergang wurden mit den Kindern Fledermaus-Kästen gebastelt, für Zuhause im Garten, so wie Paul und Ines Hase, verkleidet als Fledermaus. So bekommen die Tiere ein neues Zuhause und können am Tage in Ruhe schlafen. Natürlich gab es auch interessante Geschichten zu hören oder die Kinder konnten spielerisch lernen, wie die Fledermäuse eigentlich fliegen. Aber viel spannender war die Freilassung der 44 gefangenen Fledermäuse. Bernd Ohlendorf nahm den Behälter, ging zum Strand und eine Schar Kinder folgten ihm. "Macht nach vorn Platz für die Fledermäuse", sagte er. Nun bekam fast jedes Kind nacheinander eine Fledermaus in die Hand. Und plötzlich waren Sie weg, meist so schnell, dass der Start für das menschliche Auge gar nicht sichtbar war.
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