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Das Wespenjahr ist fast vorüber

Aufgrund der anhaltend hohen Temperaturen und der geringen Niederschläge könnte 2018 zu einem der besten Wespenjahre seit langem werden.


„Seit Mitte Juni erhalten wir verstärkt Meldungen zu Wespen- und Hornissennestern im Kreisgebiet, die in der Menge jene der vergangenen Jahre übersteigen“, bestätigt Robert Mayer vom Fachdienst Natur und Umwelt des Salzlandkreises. „Die meisten Bürger haben Angst vor den Tieren und möchten die Nester am liebsten loswerden“, führt der Biologe weiter aus.

 

Ängste meist unbegründet

 

Dabei sind die Ängste gegenüber Wespen, zu denen im Übrigen auch die Hornisse (Vespa crabro) gehört, meist unbegründet. Entgegen weit verbreiteter Meinung reagieren die Tiere nur aggressiv, wenn man sich ihrem Nest sehr dicht nähert, sie quetscht oder nach ihnen schlägt. Dann kann es auch zum Stich kommen, der zwar schmerzhaft, in den meisten Fällen jedoch ungefährlich ist. Allergiker sollten nach einem Wespenstich allerdings sofort einen Arzt aufsuchen.

 

„Wenn die eigene Familie bedroht wird, man eingeengt oder geschlagen wird, würde jeder von uns ebenfalls Verteidigungsmaßnahmen ergreifen“, wirbt Mayer um Verständnis.

 

Gesundheitspolizei und Kuchenliebhaber zugleich

 

Von den 15 in Deutschland lebenden, staatenbildenden Wespenarten führen in der Regel nur zwei Arten zu Konflikten mit dem Menschen. Hierbei handelt es sich um die Gemeine Wespe (Vespula vulgaris) und die Deutsche Wespe (Vespula germanica), die sich auch gerne mal am Tisch niederlassen, um vom Kuchen oder Grillfleisch zu naschen.

 

Andererseits sind es auch fast ausschließlich diese beiden Arten, welche Tierkadaver zur Jungenaufzucht nutzen und somit als eine Art Gesundheitspolizei die Verbreitung von Krankheiten verhindern beziehungsweise eindämmen. Alle übrigen Wespenarten begnügen sich mit Mücken, Fliegen, Blattläusen oder auch anderen Wespenarten und tragen somit dazu bei, dass von uns als lästig empfundene Insektenarten nicht zur Plage werden. Die Beutetiere verfüttern die Wespen an ihre Nachkommen, sie selbst ernähren sich von Nektar, Baumsäften und Obst.

 

Gesetzlich geschützte Summer

 

Alle einheimischen Wespenarten stehen unter Artenschutz. Das bedeutet, sie dürfen nicht ohne vernünftigen Grund getötet werden. Auch dürfen die Nester nicht ohne eine, von der unteren Naturschutzbehörde zuvor erteilte, Genehmigung entfernt oder zerstört werden. Unsere größte Wespenart, die Hornisse, unterliegt aufgrund ihrer Seltenheit und weil sie vom Aussterben bedroht ist, sogar dem besonderen Artenschutz und weist somit einen noch höheren Schutzstatus als die übrigen Wespenarten auf. Demjenigen, der ein Wespennest ohne Genehmigung zerstört, droht daher eine empfindliche Geldstrafe.

 

„Es gibt natürlich auch Situationen, in denen ein Zusammenleben zwischen Wespe und Mensch absolut unmöglich ist. Beispielsweise wenn durch eine Allergie Lebensgefahr bestehen sollte. In solchen Fällen erteilen wir natürlich eine Ausnahmegenehmigung für die Umsiedlung oder die Entfernung des Wespennestes“, erklärt Robert Mayer.

 

Das Wespenjahr ist fast vorüber

 

Derweil nähert sich das Wespenjahr auch schon dem Ende. Die ersten Wespennester sterben bereits ab, bis Ende August, Anfang September ist für 80 Prozent der heimischen Wespenarten dann der Lebenszyklus abgeschlossen und das Nest, inklusive Königin, ausgestorben. Nur Gemeine und Deutsche Wespe sowie Hornisse weisen einen längeren Lebenszyklus auf und können noch bis zum Oktober angetroffen werden.

 

Lediglich die Jungköniginnen überleben den Sommer und suchen sich Überwinterungsquartiere, um im nächsten Jahr ein neues Nest gründen zu können. Die alten Nester werden nicht wieder besiedelt und können dann, sobald alle Tiere das Nest verlassen haben, entfernt werden.

 

„Mir ist bewusst, dass Wespen nicht jedermanns Lieblingstiere sind und an der Kaffeetafel und beim Grillabend auch mal lästig sein können. Allerdings ist das ganze Treiben in wenigen Wochen auch schon wieder vorbei“, bittet der kreisliche Naturschützer Mayer noch um etwas Geduld: „Letztlich haben die Tiere ähnliche Grundbedürfnisse wie wir Menschen, wollen lediglich überleben und in Ruhe gelassen werden. Wenn wir das berücksichtigen, fällt das Zusammenleben sicherlich leichter, auch in einem guten Wespenjahr und bei hohen Temperaturen.“



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