Flüchtling findet Arbeit und neue Familie in Bernburg

Wais ist afghanischer Fußballprofi und Azubi im Restaurant Alter Markt, Familie Angermann schenkt ihm ein neues Zuhause.

Im Jahr 2015 hat Marie Angermann die Gaststätte Alter Markt in Bernburg übernommen. Aber auch das Brutzelhaus und die Gastronomie auf der MS Saalefee werden unter ihrer Regie geführt. Das erfordert eine Menge Personal, und das ist gerade in der Gastronomie schwer zu finden. Deshalb griff Sie 2016 wieder darauf zurück, Lehrlinge auszubilden. So auch auf Salehzada Wais aus Afghanistan, der 2015 zur großen Flüchtlingskrise bei KIDS e.V. in Bernburg strandete.

2016 absolvierte der Fußballfan ein Berufsvorbereitungsjahr in Schönebeck, hier werden normalerweise Schüler innerhalb der Schulferien in Praktikumsbetriebe vermittelt. Der junge Afghane hatte Interesse an Kochen und Küche, ein erstes Schulpraktikum und ein zweites im Sommer zeigte schnell, das er wirklich Lust hat, Koch zu lernen. Wais harmonierte super im Küchenteam, sodass die Chefin zustimmte, eine Einstiegsqualifizierung mit Vormund des Jugendamtes für eine Berufsausbildung im Unternehmen zu geben.

Ausbildung als Koch

Am 01. September 2017 begann Wais schließlich die Ausbildung als Koch, viel sprachliche Unterstützung erfuhr er dabei durch Marie Angermann. Deutsch lernen, schreiben und Nachhilfe gab es auch von Sozialarbeiterinnen der St. Johannis gGmbH, ebenso lernen für den Führerschein. Das sprechen ist mittlerweile sehr gut, aber das Schreiben ist nach wie vor eine große Herausforderung.

In der Praxis ist er sehr gut, meint Marie, die Motivation ist eine ganz andere. Generell sind alle Azubis mit Migrationshintergrund sehr fleißig, arbeiten viel und sind sehr dankbar. Von aktuell 6 Auszubildende im Altern Markt haben 3 Jugendliche ausländische Wurzeln. Das funktioniert am besten mit einer Einstiegsqualifizierung mit zusätzlichen Deutschunterricht.

Ohne Fußball kann ich nicht leben

Zuhause in Afghanistan war Wais Fußballprofi, in der Heimat spielte er jede Tag Fußball statt Schule, doch dann kam der Krieg. Er sagte seinen Eltern, ich gehe nach Deutschland - Krieg verändert alles! In Afghanistan hatte Wais Schneider gelernt und als Kind bereits einen eigenen Laden. Wenn Du laufen kannst, kannst Du auch arbeiten, so ist das in Afghanistan, erzählt er. Jetzt spielt er als Stürmer beim TV Ascania und ist Stolz auf seine Tore.

Aufenthaltsstatus ungeklärt

Restaurantfachkräfte sind seit zwei Jahren weg gebrochen, sagt die Chefin, die Liebe zum Beruf fehlt einfach bei den Deutschen. Man muss Koch oder Kellner werden wollen. Ein Jahr wohnte er schließlich bei KIDS e.V., nebenbei machte er ein Jahr Praktikum bei Marie Angermann. Durch das Praktikum fand er eine neue Familie, da lag die Entscheidung zur Ausbildung nicht weit. "Zwei Jahre später denke ich manchmal, das ich hier geboren bin", sagt Wais. Ich koche Rostbraten, Lammbraten oder Rouladen, am liebsten esse ich Lammkotelett.

Adoption beantragt

Mit dem 18. Geburtstag hatte Wais einen Antrag gestellt, bei Familie Angermann zu wohnen. Seit 2017 hatte er schließlich ein Besuchsrecht und konnte am Wochenende bei Angermann's schlafen. Nun hat die Familie, in welcher Wais auch einen siebenjährigen Bruder gefunden hat, die Adoption beantragt. Wais hat sich auch in seinen kleinen Bruder verliebt, Fußball verbindet. Nach anfänglicher Skepsis war es die richtige Entscheidung der Familie. In Zukunft will Wais seine Ausbildung abschließen und weiter im Restaurant arbeiten. Seine Motivation ist die Familie Angermann.