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Betrug durch falsche Kripobeamte in Bernburg

Das Ehepaar im gehobenen Alter verlor aufgrund einer Täuschung ca. 52.000 €. Um die Leserinnen und Leser vor ähnlich gelagerten Straftaten zu schützen, wird die Tatbegehung im Detail geschildert.


Aufgrund eines Betruges durch falsche Kripobeamte zum Nachteil eines Ehepaares in Bernburg am 03. und 04. August 2022 wird umfassend nachberichtet. Das Ehepaar im gehobenen Alter verlor aufgrund einer Täuschung ca. 52.000 €. Um die Leserinnen und Leser vor ähnlich gelagerten Straftaten zu schützen, wird die Tatbegehung im Detail geschildert.

 

Am Mittwochmorgen meldeten die Betrüger sich bei dem Ehepaar über den Hausanschluss. Es stellte sich eine Frau von der Kripo Dessau vor. Die Frau fragte, ob das Ehepaar mit irgendwelchen komischen Leuten aus der Nachbarschaft Kontakt habe. Die Täterin fragte auch, ob ihnen etwas komisch im Haus vorgekommen sei. Das Ehepaar beendete das Telefonat.

 

Kurz danach klingelte das Haustelefon erneut. Es erklang dieselbe Stimme. Die Frau fragte, ob sie nicht etwas mitbekommen haben. Das Ehepaar verneinte erneut. Die Frau leitete die Geschädigten an einen Timo Beckmann von der Technischen Abteilung weiter. Auf einmal konnte man eine männliche Stimme wahrnehmen. Der vermeintliche Herr Beckmann wollte wissen, ob in der Nähe der Wohnadresse der Geschädigten Ausländer wohnen und ob ein guter Kontakt bestehe. Die Betroffenen erwähnten, dass zwei Wohnparteien ausländischer Herkunft in ihrem Mehrfamilienhaus Zuhause sind. Auf einmal war eine andere männliche Stimme am Telefon. Der Täter stellte sich mit „Lehmann“ vor. Dieser sprach gutes Hochdeutsch, einen ausländischen Akzent hatte er nicht. Er sprach das Ehepaar beim Namen an. Er sagte, dass die Polizei Informationen haben, dass am Nachmittag eine größere Summe von ihrem Konto ins Ausland überwiesen werden würde.

 

Die Täter fragten auch, ob das Paar über eine Münzsammlung, Goldbarren oder Goldschmuck verfügen. Die „ausländische Bande“ hätte wohl davon Kenntnis. Zudem behauptete Herr Lehmann, dass die Täter auch das Schließfach des Ehepaares bei der Bank öffnen könnten. Zwei Mitglieder dieses polnisch stämmigen Roma-Clans wurden schon durch die Kripobeamten festgenommen. Daraufhin fragte der Lehmann, ob das Ehepaar eine hohe Geldsumme auf dem Konto habe. Dies bejahten sie. Der vermeintliche Kripobeamte Lehmann forderte die Frau auf, das Geld abzuheben. Die Geschädigte sagte, dass sie nur mit ihrer Beraterin des Bankinstitutes sprechen kann, um eine solche Summe abzuheben. In der Folge wurde auch die Nummer des Smartphones der betroffenen Frau erfragt. Dies ist eine bewährte Taktik der Täter, um die Geschädigten über alle Anschlüsse zu infiltrieren, den psychischen Druck zu erhöhen und Telefonate zu Angehörigen oder der richtigen Polizei zu verhindern.

 

Der Lehmann forderte die getäuschte Frau auf, ihre Bank-Beraterin mit dem Smartphone anzurufen und das Gespräch zum Täter über das Haustelefonaufrecht zu erhalten. So konnte der vermeintliche Lehmann alles mithören.

 

Die Betroffene konnte die skeptische Bank-Beraterin von der Abhebung eines Betrages in Höhe von 30.000 € überzeugen. Dieser sollte am Folgetag abgeholt werden.

 

Von der Abhebung informiert, rief der Kripobeamte Lehmann am Donnerstagmorgen erneut über Haustelefon bei dem Ehepaar an. Er war betont freundlich und fragte, ob sie schon gefrühstückt hätten. Der Lehmann sagte, dass ein Mitarbeiter der Bank nun ebenso involviert ist. Er fragte, ob sie eine Jana oder einen Georg von der Bank kennen würden. Mit dieser Taktik soll die Vernetzung der Kripobeamten zur Bank vorgetäuscht werden.

 

Der Lehmann forderte die getäuschte Frau auf, mit einem Taxi zur nächstgelegenen Bankfiliale zu fahren. Dort sollte sie zehn Minuten vor zwölf Uhr vor Ort sein. So bestellte die Frau ein Taxi bei einem örtlichen Unternehmen und der Täter Lehmann hörte das Telefon erneut mit. Zudem wollte er wissen, welche Bekleidung sie tragen würde. Er sagte, dass die Kripobeamten in den umliegenden Straßen der Bankfiliale unterwegs sind. Sie sollte sich unauffällig verhalten. Diese Instruktionen werden seitens der Täter genutzt, um den Anschein von vermeintlich im Einsatz befindlichen Kripobeamten zu erwecken.

 

Zudem wurde die Frau gefragt, ob sie Hosentaschen habe, in die ihr Handy hineinpasse. So sollte sie das Telefongespräch per Smartphone laufen lassen. So hob die Frau den Geldbetrag ab und fuhr mit dem Taxi nach Hause. Während des Geldabhebens sprach der Lehmann mit dem Mann des Ehepaares über den Hausanschluss. Dieser wurde u.a. aufgefordert auf den Balkon zu gehen, um nach verdächtigen Personen Ausschau zu halten. Durch das permanente Abhören und das Einbinden beider Personen in Telefongespräche wiegen sich die Täter in der Gewissheit, dass die Geschädigten nicht doch die echte Polizei über die Geldabhebung und -übergabe informieren.

 

Das Geld für die Taxifahrten sollte die Geschädigte vom Staat zurückbekommen, insofern sie die Quittung beibehält. Zuhause angekommen wurde das Ehepaar instruiert, erneut Ausschau auf dem Balkon zu halten. Fünfzig Meter von der Wohnung entfernt, sollten sich zwei Täter der vermeintlichen Bande aufhalten. Der Lehmann sagte auch, dass durch die Mithilfe des Paares ganz in der Nähe zwei Täter festgenommen werden konnten. Das Geld soll dann auf Fingerabdrücke und DNA-Spuren untersucht werden. Dies soll in einem Lieferwagen, der wie ein Labor eingerichtet ist, stattfinden. Im Hintergrund konnte man Stimmen wahrnehmen, die über den Einsatz des Lieferwagens sprachen. Typisch ist, dass die Geschädigten in die vermeintlichen polizeilichen Ermittlungen eingebunden und mit „internen“ Informationen überlagert werden. So sollen keine Zweifel an der Echtheit des Einsatzes aufkommen.

 

Anschließend sollte der betroffene Mann alle Scheine laut vorzählen. Das Bargeld sollte in mehreren Plastiktüten verpackt werden. Ein verdeckter Ermittler würde zur Haustür kommen und sich mit dem Codewort „Blume“ melden. So kam am Mittag ein Mann südeuropäischen Phänotyps, welcher bis zur Wohnungstür herantrat und das Geld in Empfang nahm. Codewörter werden in einer weiten Vielfalt in Betrugsmaschen eingebunden, um den Aspekt der Heimlichkeit zu stützen.

 

Nach dem Mittagessen meldete sich der Lehmann erneut bei dem Ehepaar. Dieses Mal wollte er wissen, ob das Paar einen Tresor oder Sparbücher habe. Da die geschädigte Frau erwiderte, dass sie 20.000 € auf dem Sparbuch hätte, würde sie erneut um Mitarbeit im „Kriminalfall“ gebeten. Mittels einer Tonaufnahme, in dem ein Bandenmitglied in gebrochenem Deutsch Bedrohungen aussprach, wurde der Frau die Dringlichkeit der Angelegenheit vorgetäuscht. So erfolgte eine erneute Taxifahrt zur nächstgelegenen Bankfiliale und eine anschließende Abhebung der genannten Summe vom Sparbuch der Frau. Auch der Ehemann hatte Herrn Lehmann bereits am Apparat.

 

Anschließend fragte der falsche Kripobeamte, ob Wertsachen in der Wohnung wären. Mit der Bestätigung wurde das Paar aufgefordert den Goldschmuck mit der Küchenwaage zu wiegen. Die Polizei bräuchte die Goldwerte als Beweismittel für den Staatsanwalt. Dieser vermeintliche Staatsanwalt machte Druck, weil er in den Feierabend wollte. Ein solches Gespräch konnten sie am Telefonhörer verfolgen. So kam der verdeckte Ermittler, dieselbe Person wie am Vormittag, erneut zur Übergabe der Geld- und Sachwerte. Später erhielt das Ehepaar erneut einen Anruf, dass der Goldschmuck sicher bei der Polizei in Bernburg hinterlegt wurde. Herr Lehmann wollte sich am Folgetag telefonisch melden. Zu einem solchen Anruf kam es nicht.

 

Die Polizei weist in Anbetracht sich immer weiter häufender Betrugsfälle eindringlich darauf hin, dass gerade lebensältere Menschen immer wieder von Betrügern um ihre Ersparnisse gebracht werden. Dabei sind die Betrüger meist sehr redegewandt, versuchen im Telefonat bereits alle Zweifel auszuräumen und bringen die späteren Opfer dazu, an die Worte zu glauben. Es ist eine gesellschaftliche Aufgabe unseren Rentnern gerade in solchen Betrugsfällen zu helfen. Die Polizei leistet im Rahmen ihrer Öffentlichkeits- und Präventionsarbeit gerade bei Senioren diesbezüglich Aufklärung.

 

Lassen sie sich die Dienstmarke und den Dienstausweis der Kriminalbeamten zeigen und rufen sie im Zweifel einfach bei ihrer Polizeidienststelle an um sich Aussagen zu solcherlei Aktionen bestätigen zu lassen. In der Regel wird ihnen der richtige Polizeibeamte während des Telefonates dann erklären, dass es sich hierbei um eine Betrugsmasche handelt und Ermittlungen im Nahbereich aufnehmen. Gegebenenfalls wird auch gleich eine Funkstreife zur Überprüfung vorbeigesandt.


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