Zum Bild: Klimaschutzmanager Wilfried Stammwitz, Katrin Ehrlicher von der seecon Ingenieure GmbH und Landrat Markus Bauer vor einem Elektrofahrzeug des Salzlandkreises. Sie haben die Energie- und Treibhausgasbilanz vorgestellt. Bildquelle: Marko Jeschor / Pressestelle Salzlandkreis
Wer stößt wie viel klimaschädliche Treibhausgase aus? Welche Potenziale gibt es im Salzlandkreis zur nachhaltigeren Energiegewinnung? Auf diese Fragen liefert der Salzlandkreis jetzt mit Hilfe einer Energie- und Treibhausgasbilanz erste Antworten. „Diese Informationen helfen uns, beim Klimaschutz noch besser zu werden“, sagte Landrat Markus Bauer am Donnerstag bei der Vorstellung der Bilanz. „Denn aus den Daten lassen sich konkrete Maßnahmen ableiten.“ Er betont, die Daten seien auch ein Informationsangebot an die Städte und Gemeinden. „Klimaschutz kann nur vernetzt gelingen.“
Die Energie- und Treibhausgasbilanz war von der seecon Ingenieure GmbH aus Leipzig im Auftrag des Salzlandkreises in den vergangenen Monaten erstellt worden. Sie gilt als Grundlage, um das Ziel der vom Kreistag beschlossenen Zukunftsstrategie Salzlandkreis 2030 zu erreichen: die Entwicklung der Region hin zu einem klimaneutralen Landkreis. Die Bilanz fließt in das Integrierte Klimaschutzkonzept des Salzlandkreises ein, das Klimamanager Wilfried Stammwitz derzeit erarbeitet. Markus Bauer betont, Klimaschutz sei kein Selbstzweck. Man spüre bereits seit Jahren die Auswirkungen des sich verändernden Klimas insbesondere in den langen und vor allem trockenen Sommermonaten.
Aus der vom Bund im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative geförderten Energie- und Treibhausgasbilanz geht hervor, dass Industriebetriebe und der Verkehrssektor die größten Emittenten von klimaschädlichen Gasen wie Kohlenstoffdioxid im Salzlandkreis sind und dass die im Salzlandkreis benötigte Energie zu einem überwiegenden Teil aus fossilen Brennstoffen besteht – trotz eines vergleichsweise großen Anteils an Windkraftanlagen. Zugleich zeigt die Bilanz die theoretischen Potenziale in den Städten und Gemeinden für Geothermie, Solarenergie, Nahwärme und Gründächer auf – auf Grundlage von raumbasierten Fachdaten wie Katastern und Gebäudemodellen sowie Strahlungsdaten und Daten aus dem Zensus 2011. Auch konkrete Klimaschutzmaßnahmen werden benannt.
An diesen arbeitet der Salzlandkreis bereits seit Jahren aktiv. So werden kreiseigene Gebäude auf Grundlage der zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel energetisch saniert und Radwege mit Hilfe von Fördermitteln neu gebaut bzw. instandgesetzt, um den Umstieg von Auto auf Fahrrad zu erleichtern. Ziel bleibt auch, gemeinsam mit der Landesregierung auf der Strecke Halle-Magdeburg die Salzlandbahn als umweltfreundliche Alternative zum Auto zu etablieren. Der Landrat verspricht sich davon einen nachhaltigen Effekt auf öffentliche Nahverkehrsangebote im Salzlandkreis.
Daneben prüft die Kreisverwaltung im Rahmen des Projekts „H2-Region Salzlandkreis“, welche Infrastruktur notwendig ist, um Fahrzeuge der Kreisverkehrsgesellschaft Salzland mbH bzw. des Kreiswirtschaftsbetriebs mit Wasserstoffantrieben auszurüsten. Auch die Möglichkeit der Telearbeit für Mitarbeiter sowie der kreiseigene Fuhrpark mit Hybridfahrzeugen trägt dazu bei, das Klima zu schonen. Der Landrat sagt: „Wir haben bereits in der Vergangenheit die Impulse aufgenommen, die seit Jahren diskutiert werden.“
Der Landrat sagt, Klimaschutz könne neue Impulse für die Wirtschaft setzen. „Wenn wir es richtig angehen, können bei uns neue Wertschöpfungsketten entstehen.“ Ziel müsse daher sein, neben den bereits hier ansässigen und erfolgreichen Unternehmen auch innovative, zukunftsorientierte Firmen im Salzlandkreis anzusiedeln, die zum Wachstum der Region beitragen, ohne dass der Treibhausgas-Ausstoß noch einmal größer werde. Er betont zugleich, notwendig dafür seien verlässliche Rahmenbedingungen. „Klimaschutz darf keine Frage der finanziellen Ausstattung einer Kommune sein und auch nicht von Fördergeldern abhängen.“
In Deutschland gilt nach dem Klimaschutzgesetz der Bundesregierung das Ziel, bis 2045 klimaneutral zu werden. Klimaneutral bedeutet dabei, dass nur so viel klimaschädliche Gase ausgestoßen werden, wie gleichzeitig abgebaut werden. Dafür ist eine Reduktion der Treibhausgase um 88 Prozent im Vergleich zum Jahr 1990 notwendig. Ein Vergleich des Salzlandkreises mit anderen Regionen ist trotz der vorgegebenen Methodik bei der Erstellung der Energie- und Treibhausgasbilanz aufgrund der Gewerbe-, Handels, Dienstleistungs- und Industriestruktur schwierig. „Unsere Industrie produziert teilweise für den globalen Markt, die Emissionen werden jedoch uns zugerechnet“, erklärt der Landrat.
Er fasst zusammen: „Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass wir als Kreisverwaltung schon seit Jahren auf dem richtigen Weg sind. Allerdings wird auch klar, dass unsere direkten Einflussmöglichkeiten begrenzt sind.“ Die Kreisverwaltung ist nach den Berechnungen für nur 0,1 Prozent der emittierten Treibhausgase verantwortlich. „Es bedarf daher einer gesamtgesellschaftlichen Anstrengung, um sowohl unsere ambitionierten Ziele als auch die der Bundesregierung zu erreichen. Dennoch wollen wir weiterhin nach den uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten notwendige Maßnahmen ergreifen, um unseren Beitrag zu leisten. Denn der öffentliche Sektor ist Vorbild für andere.“ In diesem Zusammenhang bietet der Landrat den Städten und Gemeinden an, die Daten für ihr eigenes Energie- und Wärmemanagement zu nutzen. „Wir haben die Grundlage geschaffen, auf der die kommunale Familie sehr gut im Sinne des Klimaschutzes weiterarbeiten kann.“
Tatsächlich ist der Salzlandkreis bereits konzeptionell auf einem guten Weg. Dirk Trappe, Prokurist der Landesenergieagentur Sachsen-Anhalt GmbH, sagt: „Mit der Bilanz kann die Verwaltung gemeinsam mit den Städten und Gemeinden notwendige Maßnahmen angehen.“ Der Energie-Experte sagt: „Wichtig ist, dass der Energie- und Wärmeverbrauch in allen Kommunen den Stellenwert bekommt, der nötig ist, um mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen sorgsamer umgehen zu können.“ So sieht es auch Klimamanager Wilfried Stammwitz. Es gelte, gemeinsam mit den Städten und Gemeinden, den Bürgerinnen und Bürgern sowie allen weiteren Akteuren schnell die notwendigen Anstrengungen zu unternehmen, um den Klimawandel zu bremsen. „Das ist eine gewaltige Herausforderung – birgt aber auch enorme Chancen.“
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