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Salzlandbahn: Klares Signal der Wirtschaft

Zum Bild (v.l.): Bernburgs Wirtschaftsdezernent Holger Dittrich, Jobcenter-Betriebsleiter Thomas Holz, Anke Hartleib, Division Manager Avnet Logistics Bernburg, Iris Richter, Standortleiterin Pfeifer & Langen in Könnern, Anja Twietmeyer, Prokuristin Saale Mühle Alsleben, Landrat Markus Bauer und Heiko Schittko, Geschäftsführerin Agentur für Arbeit West in Sachsen-Anhalt, kämpfen gemeinsam dafür, dass die Salzlandbahn wie zugesagt in absehbarer Zukunft zwischen Magdeburg und Halle über Bernburg eng getaktet fährt. Bildquelle: Marko Jeschor / Pressestelle Salzlandkreis

36 Unternehmen, mehrere Bildungseinrichtungen, Agentur für Arbeit und IHK fordern gemeinsam mit Salzlandkreis Realisierung der Salzlandbahn. Warum Firmenchefs starke Verbindung auf der Schiene so wichtig ist.

 

Das gab‘s noch nie! 36 Unternehmen und mehrere Bildungseinrichtungen aus dem Salzlandkreis fordern die Etablierung der sogenannten Salzlandbahn in absehbarer Zeit. Sie unterstützen damit die Initiative von Landrat Markus Bauer, der für die künftige wirtschaftliche Entwicklung des Salzlandkreises eine starke Zugverbindung zwischen Magdeburg und Halle über Bernburg mit S-Bahncharakter für unerlässlich hält. Anlass: Trotz Zusagen der Landesregierung und der Deutschen Bahn erkennt der Salzlandkreis kaum mehr Fortschritte beim Projekt Salzlandbahn, das ursprünglich bis 2028 abgeschlossen sein sollte. „Wir beobachten die Entwicklung mit großer Sorge“, sagt Markus Bauer. Entwurfs- und Genehmigungsplanungen schreiten nicht voran, aktuelle Informationen zur notwendigen neu zu bauenden Verbindungskurve bei Calbe gäbe es nicht.

 

Der Landrat hatte deswegen in den vergangenen Wochen neben dem Landesverkehrsministerium, den für die Region zuständigen Landtags- und Bundestagsabgeordneten auch etliche Unternehmen und Bildungseinrichtungen mit der Bitte um Unterstützung angeschrieben. Die Resonanz war überwältigend. „Vorstände, Präsidenten, Geschäftsführer und Werksleiter von Unternehmen im Salzlandkreis – alle schließen sich der Forderung an, dieses für den Salzlandkreis so wichtige Infrastrukturprojekt wie versprochen zu verwirklichen. Das ist ein eindeutiges Signal aus der Wirtschaft und unseren Bildungseinrichtungen.“ Die Oberbürgermeister und Bürgermeister der entlang der Strecke gelegenen Städte und Gemeinden im Salzlandkreis hatten ihre Unterstützung ebenfalls erneut bekräftigt.

 

Markus Bauer betont, der Salzlandkreis könne die Vorteile des ländlichen Raums wie gute Strukturen für Familien, intakte Dorfgemeinschaften und Naturnähe im Vergleich zu Großstädten nur ausspielen, wenn das Angebot im öffentlichen Personennahverkehr als verlässlich wahrgenommen wird. „Bei uns entstehen in den nächsten Jahren einige Tausend Arbeitsplätze – das sind Dimensionen, die durchaus mit der Intel-Ansiedlung bei Magdeburg vergleichbar sind. Daraus ergeben sich viele Chancen, die Region weiter zu einem attraktiven Wohn-, Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort zu entwickeln.“ Damit verbunden seien aber auch etliche Aufgaben für Politik und Verwaltung. Man müsse versuchen, die Entwicklung auch im Sinne der im Salzlandkreis bereits seit Jahren erfolgreich tätigen Firmen klug zu steuern. „Dafür notwendig ist eine starke Zugverbindung.“ Der Hauptgeschäftsführer der IHK Halle-Dessau, Prof. Dr. Thomas Brockmeier, ergänzt, die Salzlandbahn sei ein bedeutendes Element für den geplanten landesweiten Stundentakt im öffentlichen Nahverkehr. „Dadurch werden die regionalen Standortbedingungen für ansässige Unternehmen und auch für weitere Neuansiedlungen noch attraktiver.“

 

Der Landrat betont, wichtig sei, den neuen benötigen Arbeitskräften attraktive Angebote zu unterbreiten – entweder entsprechenden Wohnraum oder auf die Bedürfnisse ausgerichtete Verbindungen über Bus und Bahn. „Wir müssen allen ein Angebot machen. Am liebsten wäre mir, wenn die Menschen, die hier arbeiten, auch bei uns wohnen, weil sie dann auch nach Feierabend für die Gesellschaft zur Verfügung stehen – etwa im Ehrenamt.“ Klar sei aber auch, dass viele gern im Salzlandkreis arbeiten, aber woanders wohnen. „Die müssen uns ganz einfach erreichen.“ Darauf solle dann auch das Nahverkehrsangebot der Kreisverkehrsgesellschaft Salzland mbH ausgerichtet werden.

 

Zu den Unterstützern zählt das Familienunternehmen Pfeifer & Langen mit seiner Zuckerfabrik in Könnern. Standortleiterin Iris Richter sagt, man verfolge konsequent die eigenen Nachhaltigkeitsziele auf Grundlage des Pariser Klimaabkommens. Neben der klimaneutralen Zuckerproduktion bis spätestens 2040 sei für nachhaltige Arbeitsplätze für die Belegschaft auch eine gute Infrastruktur von Bedeutung. „Ein gut ausgebautes und attraktives ÖPNV-Netz im Salzlandkreis ist eine der wichtigsten Voraussetzungen, um für Mitarbeitende aber vor allem für Auszubildende attraktive Rahmenbedingungen zu schaffen, hier im Salzlandkreis zu leben und zu arbeiten.“

Die Exte GmbH in Nienburg bekennt sich ebenfalls zur Initiative des Landrats. Personalleiterin Dr. Anja Hamblyn berichtet, dass die Zahl von Bewerbern zunimmt, die kein eigenes Auto haben. „Oft kommt dann ein Arbeitsverhältnis nicht zustande, weil die Bewerber mit der existierenden Taktung von Bus und Bahn nicht rechtzeitig zum Schichtbeginn auf Arbeit erscheinen könnten oder lange Wartezeiten in Kauf nehmen müssten.“ Sie sagt, die Salzlandbahn sei auch für die aktuelle Belegschaft wichtig. „Mit der Kombination aus Salzlandbahn und Deutschlandticket könnten sie erhebliche Fahrtkosten sparen.“

 

Die Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit West in Sachsen-Anhalt, Heike Schittko, bestätigt die Aussagen der Unternehmen. Aufgrund des aktuellen Nahverkehrsangebots blieben im Bereich von betrieblicher Ausbildung und regulären Arbeitsplätzen Stellen unbesetzt. „Wir hören immer wieder, dass die Mobilität eine Hürde für den ländlichen Raum darstellt. Deshalb muss sich in diesem Bereich etwas ändern.“ Sie betont, die Entwicklung des Arbeitsmarktes ist eng verknüpft mit der Entwicklung der Region. „Wir reden hier von einer Win-Win-Situation.“

 

Die sieht auch Beate Rösler, Schulleiterin der Gemeinschafts- und Ganztagsschule in Könnern, sollte die Salzlandbahn wie ursprünglich zugesagt etabliert werden. Sie sagt, da sowohl Schüler als auch Lehrer aus der gesamten Region kämen, hänge das Bildungsangebot der Einrichtung maßgeblich auch von einer guten Erreichbarkeit der Schule mit dem ÖPNV ab, weil gerade die Schüler ansonsten nicht so mobil seien. Die aktuelle Situation beschreibt die Schulleiterin so: „Wenn jemanden seinen Bus oder seinen Zug verpasst, muss er lange auf die nächste Verbindung warten.“ Aufgrund des derzeitigen ÖPNV-Angebots könne die Schule nicht die Angebote unterbreiten, die möglich wären, „weil uns schlicht die Flexibilität für einige Projekte fehlt“.

 

Der Landrat ergänzt, ein eigenes Auto sei bei jungen Menschen seiner Erfahrung nach nicht mehr so wichtig, wie es vor Jahrzehnten noch der Fall gewesen sei. „Die Frage nach der richtigen Mobilität wird heute ganz anders beantwortet.“ Das sei auch mit Blick auf den Klimawandel wichtig. Man könne und dürfe heute nicht mehr einen eigenen Führerschein sowie ein eigenes Fahrzeug voraussetzen.

 


 

Manuela Ebert, Geschäftsführerin der Lebenshilfe Bernburg gGmbH, sagt, für die von der Lebenshilfe unterstützen Menschen stelle die Salzlandbahn eine Chance dar, mehr Teilhabe und Selbstbestimmung erfahren zu können. „Viele haben nicht die Möglichkeit, eigenständig durch ein Auto mobil zu sein und sind deshalb auf einen gut ausgebauten ÖPNV angewiesen.“ Bernburgs Wirtschaftsdezernent Holger Dittrich erklärt, in Gesprächen mit hiesigen Unternehmen würden immer wieder Fragen zur Anbindung der Standorte erörtert. Dabei nehme er auch die Bereitschaft der Firmen wahr, sich selbst zu engagieren.

 

Das hat die Avnet Logistics Bernburg GmbH & Co.KG vor, wie Roswitha Heiland, Vice President Logistics EMEA, sagt. „Wir wollen uns an unserem neuen Standort im Industriegebiet beim ÖPNV einbringen.“ Denkbar sei, Schichtzeiten mit anderen Unternehmen soweit anzupassen, dass verkehrende Busse ausgelastet seien. Dafür erwarte man aber, dass das Industriegebiet ohne längere Wartezeiten angesteuert werde und auch die Berufsschule in angemessener Zeit erreichbar sei. „Bei Mobilität werden mittlerweile verstärkt Nachhaltigkeit und Kosten betrachtet. Umso wichtiger ist, dass die Infrastruktur für die Bedürfnisse ausgelegt ist.“

 

Michael Gutting, geschäftsführender Gesellschafter der Saalemühle Alsleben GmbH, sagt, die Anbindung an den öffentlichen Personen Nah– und Fernverkehr sei derzeit ein echter Standortnachteil. „Unsere Unternehmensgruppe ist Marktführer in Deutschland im Segment für Weizen–, Roggen– und Dinkelmehle und unser Standort in Alsleben ist der leistungsstärkste Standort in Deutschland und die Zentrale unserer gesamten Mühlengruppe. Die Lebensqualität in der Region sowie die Straßeninfrastruktur sind gut, aber sowohl für unsere nationalen und internationalen Kunden, die uns besuchen wollen, als auch für Mitarbeiter sind wir bei der Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr und somit bei der Anbindung an die Ballungszentren logistisch gesehen leider eher im Niemandsland. Wenn die Infrastruktur nicht mit der in den Boom-Regionen mithalten kann, werden wir weiter als eine nicht ambitionierte Region wahrgenommen, die ewig drittklassig bleibt.“

 

Landrat Markus Bauer sieht in der Salzlandbahn unterdessen nicht nur für die Region ein wichtiges Argument, sondern für ganz Sachsen-Anhalt. „Die Strecke über Bernburg kann dazu beitragen, die Metropolregion Leipzig/Halle mit der ebenfalls wirtschaftlich und kulturell bedeutenden Landeshauptstadt Magdeburg zu verbinden.“ Die Salzlandbahn könne insofern auch ein Angebot für die Menschen darstellen, die die zweifellos vielfältigen Möglichkeiten der Großstädte gern nutzen. Mit der Verbindung könnten Bahnfahrer innerhalb von 45 Minuten von Bernburg bis nach Leipzig reisen – das wäre eine echte Alternative zum Auto.

 

Unterstützende Unternehmen

  • Avnet Logistics Bernburg GmbH & Co.KG Pfeifer & Langen GmbH & Co. KG
  • TM Verwaltungs GmbH Knauf Insulation GmbH
  • AMEOS Krankenhausgesellschaft Sachsen-Anhalt mbH PIN GmbH
  • Salzlandsparkasse Diakonieverein Burghof e.V.
  • Waldburg-Zeil Kliniken Rehabilitationsklinik Bad Salzelmen Saalemühle Alsleben GmbH
  • Grafisches Centrum Cuno GmbH & Co. KG EXTE GmbH
  • K+S Minerals and Agriculture GmbH Lebenshilfe Harzvorland GmbH
  • ASB Regionalverband Salzlandkreis e.V. DEKRA Arbeit GmbH
  • Solvay Chemicals GmbH Hochschule Anhalt
  • Stiftung Evangelische Jugendhilfe St. Johannis Bernburg Serumwerk Bernburg AG
  • KTV Speditionsgesellschaft mbH WELTEC BIOPOWER GmbH
  • DRK Salzlandkreis gemeinnützige Service GmbH SCHWENK Zement GmbH & Co. KG
  • PÖTTINGER Deutschland GmbH SLV Halle GmbH
  • Lebenshilfe Bernburg gGmbH CIECH Soda Deutschland GmbH & Co.KG
  • Salzlandküche GmbH ALMECO GmbH
  • Saale-Krankenhaus Calbe GmbH Stadtwerke Bernburg GmbH
  • Cargill Deutschland GmbH Schloss Hoym Stiftung
  • Aurec GmbH Industrie- und Handelskammer Halle
  • Berufsförderungswerk Sachsen-Anhalt gGmbH ASB Regionalverband Anhalt
  • Rulmeca Germany GmbH
  • Leibnitz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung Gatersleben

 


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