Nur vergesslich oder krank? Die Ursachen von Gedächtnisstörungen frühzeitig erkennen und behandeln
In Bernburg wird Anfang September 2024 eine Gedächtnissprechstunde eröffnet. Damit entsteht eine interdisziplinär besetzte Anlaufstelle für Menschen, die sich Sorgen um ihre zunehmende Vergesslichkeit machen oder andere kognitive Störungen wie zum Beispiel Konzentrations- oder Orientierungsprobleme verspüren. Wenn der behandelnde Hausarzt eine genaue diagnostische Abklärung der Symptome empfiehlt, steht ihnen per Überweisung der Weg in die Gedächtnissprechstunde offen. Angesiedelt ist das neue Angebot im Salus-Fachklinikum Bernburg in der Olga-Benario-Straße 16-18 (Haus „Spielmeyer“). Die Betreuung übernehmen die Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie Laura Sternbeck sowie der Psychologe Adrian Schulz aus der Abteilung für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie. Terminvereinbarungen sind ab sofort telefonisch unter 03471 34-4330 oder unter der E-Mail-Adresse piae.bbg@salus-lsa.de möglich.
„Das wesentliche Anliegen besteht darin, die Ursachen von Gedächtnisstörungen möglichst frühzeitig aufzuspüren und eine Therapie einzuleiten“, erklärt die Fachärztin Laura Sternbeck. Als Oberärztin der klinischen Abteilung für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie liegt ihr die Etablierung der Gedächtnissprechstunde besonders am Herzen: „Da Alter der größte Risikofaktor für eine Demenzerkrankung ist, hat die Früherkennung vor allem im Hinblick auf die immer älter werdende Bevölkerung eine zentrale Bedeutung. In den frühen Stadien sind – wie auch bei anderen Erkrankungen - unsere therapeutischen Möglichkeiten am besten. Allerdings neigen viele Menschen aus Angst oder Scham dazu, anfängliche Probleme zu überspielen oder leichthin dem Alterungsprozess zuzuschreiben. Dabei wäre dies genau der richtige Zeitpunkt, um sich vertrauensvoll an den Hausarzt zu wenden und ein erstes Screening zu machen“, verweist die Fachärztin auf Wege zur Hilfe, die schon bei frühen Symptomen anzuraten sind, denn: „Mit einer adäquaten Behandlung können Symptome gelindert, der Verlauf hinausgezögert und Lebensqualität gewonnen werden“, beschreibt Frau Sternbeck einige Einflussfaktoren, die vor allem zu einem möglichst langen Verbleib der Betroffenen im vertrauten Zuhause beitragen können. Im Gesamtkontext sei auch zu berücksichtigen, dass nicht hinter jeder Verwirrtheit oder anderen kognitiven Fehlleistung eine Demenz stecke: „Ebenso können zum Beispiel ein Mangel an Vitamin B 12, Hormonstörungen, eine Depression, bestimmte Infektionen oder die Neben- und Wechselwirkungen von Medikamenten eine Ursache sein“, so Frau Sternbeck. Die genaue Abklärung von Gedächtnisproblemen könne also auch zu der erleichternden Erkenntnis führen, dass keine Demenz vorliegt, sondern eine andere, gut behandelbare Störung. Zu empfehlen sei eine Untersuchung in der Gedächtnissprechstunde insbesondere dann, wenn Beeinträchtigungen häufiger auftreten, sich im Alltag störend bemerkbar machen und Betroffene zunehmend das Gefühl haben, nichts mehr wert zu sein (Insuffizienzgefühle).
Die diagnostische Abklärung und Behandlung in der Gedächtnissprechstunde erfolgt schrittweise innerhalb von bis zu drei Terminen. Am Anfang steht ein ausführliches Gespräch, in dem der Patient, möglichst begleitet durch eine enge Vertrauensperson aus dem Familien- oder Freundeskreis, die Beschwerden schildert. Außerdem wird nach der bisherigen Krankengeschichte und der aktuellen Medikamenteneinnahme gefragt. Neuropsychologische Tests können dann einen guten Eindruck darüber vermitteln, ob weitere Untersuchungen notwendig sind. Sofern dies der Fall ist, folgen körperliche Untersuchungen, eine spezielle Labordiagnostik, bildgebende Verfahren (CT oder MRT). Die Befunde und Therapieempfehlungen werden dann mit den Betroffenen ausführlich besprochen, so dass in enger Kooperation mit dem Hausarzt eine Behandlung eingeleitet werden kann.
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