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Vortrag zum Schauprozess gegen den Solvay-Konzern in Bernburg

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Am 19. September findet ein interessanter Vortrag von Dr. Sebastian Richter „Hilde Benjamin und der Solvay-Prozess von 1950“ um 18.00 Uhr im Saal Osttorhaus des Museum Schloss Bernburg statt, der Eintritt beträgt 2 Euro.


Am 19. September findet ein interessanter Vortrag von Dr. Sebastian Richter „Hilde Benjamin und der Solvay-Prozess von 1950“ um 18.00 Uhr im Saal Osttorhaus des Museum Schloss Bernburg statt, der Eintritt beträgt 2 Euro.

 

Der Schauprozess gegen den Solvay-Konzern fand vom 14. – 20. Dezember 1950 im Bernburger Kurhaus statt. Unter der Regie der 1948 gebildeten Zentralen Kommission für Staatliche Kontrolle wurden 1950 in der DDR vier große politische Schauprozesse vor dem Obersten Gericht der DDR abgehalten.

 

In diesen Prozessen der DDR-Justiz wurde extrem willkürlich verfahren, die Anschuldigungen waren in hohem Maße unglaubwürdig und die Urteile drakonisch. Unter diesen stalinistischen Schauprozessen war auch der Bernburger Prozess gegen ehemalige Direktoren und leitende Angestellte der Deutschen Solvay-Werke (DSW) wegen „Wirtschaftsspionage“, „Förderung der systematischen Misswirtschaft“ und der „Verheimlichung des Einflusses der IG-Farben-Industrie auf die DSW“.

 

Die parteiische Anklageschrift wurde vom SED-Generalsekretär Walter Ulbricht, einem der deutschen Hauptakteure für Schauprozesse, begutachtet und abgesegnet. Die vorsitzende Richterin in dem Prozess der wirtschaftspolitischen Säuberungsjustiz war Hilde Benjamin.

 

Die Richterin und die Ankläger wurden durch Claqueure im Publikum unterstützt. Die Verteidiger unterstützten mehr die Anklage, als ihre Mandanten zu verteidigen. Die Angeklagten wurden zu langjährigen Zuchthausstrafen verurteilt, Otto Bökelmann in Abwesenheit zu 15 Jahren, Albert Werner zu zehn Jahren.

 

Ziel des Prozesses war es offenbar, in der DDR-Wirtschaft noch vorhandenes Auslandskapital in Volkseigentum zu überführen. Als Tochtergesellschaft des belgischen Konzerns fiel die DSW unter den Status des vor Überführung in Volkseigentum geschützten Auslandsvermögens, den sie durch den Prozess verlor. Der Schauprozess war Thema des 1952 gedrehten DEFA-Propagandafilms Geheimakten Solvay.

 

Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges vereinigte Solvay 82 % der deutschen Soda-Produktion auf sich. Einen beträchtlichen Anteil daran hatte das Werk in Bernburg, in dem Solvay seit 1883 Soda herstellt. 1940 wurde das Werk unter nationalsozialistische Zwangsverwaltung gestellt, nach Kriegsende zerlegt und in die Sowjetunion verbracht. Das Firmenarchiv blieb aus ungeklärten Gründen an Ort und Stelle erhalten, und damit waren auch sämtliche Bauunterlagen verfügbar. Die nutzte die DDR-Regierung zur Wiedererrichtung des Werkes, denn Soda war als Grundstoff für den Aufbau der DDR unerlässlich. 1952 wurde die Fabrikation als Volkseigener Betrieb (VEB) der DDR wieder aufgenommen. 1991 wurde das Werk Bernburg durch die Treuhandanstalt privatisiert und wieder in die Solvay-Gruppe eingegliedert. Seither ist der Standort mit einem Investitionsvolumen von bislang rund 500 Millionen Euro (Stand 2008) modernisiert und erweitert worden.

 


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