Ulrike Mathis, Geschäftsführerin der Stadtwerke Bernburg wird zum Ende des Jahres vor Ablauf ihres Vertrages aus dem Unternehmen ausscheiden, sagt Aufsichtsratsvorsitzender Stefan Ruland.
BERNBURG/AS. Eine neue Doppelspitze wird künftig die Geschicke der Stadtwerke Bernburg leiten. Ab dem 1. Oktober wird der aktuellen Geschäftsführerin Ulrike Mathis Wolf-Dietrich Hanzlik zur Seite gestellt. Er übernimmt für zunächst zwei Jahre den kaufmännischen Bereich. Ab dem 1. Januar 2025 wird Denny Gerstenberger den technischen Bereich übernehmen. Ulrike Mathis wird zum Ende des Jahres vor Ablauf ihres Vertrages aus dem Unternehmen ausscheiden, sagt Aufsichtsratsvorsitzender Stefan Ruland. Hanzlik ist von der EnviaM „ausgeliehen“. Wie es in zwei Jahren aussieht, so Ruland, werde man sehen. Zwingend sei eine Doppelspitze nicht auf Dauer. Gerstenberger ist in Bernburg kein Unbekannter. Er wurde bei den Stadtwerken ausgebildet, studierte und war lange Zeit hier auch beschäftigt. Er wechselte zu einem anderen Unternehmen und konnte überzeugt werden, wieder nach Bernburg zurückzukehren.
Der Wechsel an der Spitze kommt auf Betreiben des Aufsichtsrates zustande. Einer der Gründe dürfte in dem massiven Minus der Stadtwerke für das Jahr 2023 liegen. Das beläuft sich statt der geplanten 2,7 Millionen Euro Gewinn offiziell auf ein Minus von 600.000 Euro. Dass es nicht noch höher ausfällt, ist dem Verkauf eines Windparkes für etwa 700.000 Euro zu verdanken, wobei hier der Ertragsanteil von 200.000 Euro angerechnet werden kann, sagt Ruland. Den größten Brocken musste indes die Stadt schlucken. Sie kam für den Anteil auf, den die Bernburger Freizeit GmbH aus den Gewinnen erhalten sollte. Etwa 1,5 Millionen Euro musste die Stadt zusätzlich locker machen, um die BFG am Leben zu halten. „Der Verlust war existenzgefährdend für die BFG“, sagt Ruland.
Die Doppelspitze und auch die Verluste aus dem Jahr 2023 seien indes nicht so gravierend, dass sich allein daraus Auswirkungen auf die Preisgestaltung ergeben, schätzt Ruland ein. Das falle bei einem Gesamtvolumen von ca. 75 Millionen Euro nicht so sehr ins Gewicht. Dennoch habe das Ergebnis von Minus 600.000 Euro Auswirkungen auf die Stadt, die für Ausfälle einspringen musste. Das könne sich die Stadt nicht noch einmal leisten, so Ruland, weshalb man Überlegungen angestellt habe, was zu tun sei.
Ulrike Mathis gab gegenüber dem Salzlandmagazin an, dass sie „aufgrund zahlreicher terminlicher Verpflichtungen aktuell keine zusätzlichen Pressegespräche wahrnehmen kann. Gerne prüfen wir zu einem späteren Zeitpunkt erneut die Möglichkeit eines persönlichen Austausches“, ließ sie über Pressesprecherin Andrea Jeschke mitteilen.
In einem früheren Gespräch im Januar 2023 sagte Mathis, dass es schwer gewesen sei, die Situation nach Ausbruch des Krieges in der Ukraine einzuschätzen. Bis September 2022 sollte die Energieversorgung auf soliden Füßen stehen. Man habe entsprechend gehandelt und eingekauft. Es gab neben den hohen Preisen zudem wenige Angebote. Im Dezember seien die Preise gefallen, womit niemand gerechnet habe. An den Preisen, so sagt Mathis in dem Gespräch, sehe man die Beschaffungsstrategie. Man nehme einen definierten Zeitraum und kaufe ein. Standart seien drei Jahre. Damit vergebe man sich Chancen, wenn die Kurven nach unten ausschlagen, habe aber Sicherheit, wenn die Preise nach oben gingen. Auf Nachfrage, warum die Preise bei einem so langen Vorlauf denn trotzdem sofort steigen würden, war eher Ratlosigkeit die Antwort. Es sei ja Ziel, durch die langfristige Strategie die Sicherheit zu garantieren und die Preise stabil zu halten, hieß es. Mathis wird auch vorgeworfen, in der Kommunikation nicht sehr kooperativ gewesen zu sein. Erst durch nachfragen seien im April 2024 die Zahlen bekannt geworden. Bis dahin war man von einem Gewinn von 2,7 Millionen Euro ausgegangen. Vergleichbare Stadtwerke im Umkreis hätten weitaus bessere Ergebnisse erzielt bei gleichen Problemen, lassen Stimmen aus dem Stadtrat wissen.
Bis vor der Krise war es nach Informationen des Salzlandmagazins gängige Praxis bei den Stadtwerken, längerfristige Lieferverträge über ein Volumen - jährlich im Schnitt etwa 320 Millionen Kilowattstunden - von ca. 75 Prozent einzugehen. 25 Prozent wurden kurzfristig am Markt eingekauft, um schnell reagieren zu können. Diese Strategie habe über Jahre sehr gut funktioniert, sagt Ulrike Mathis im Januar 2023. Inwieweit sie diese selbst verfolgte, bleibt offen. Es gibt Stimmen, die daran zweifeln.
Über 30 Jahre lang waren die Stadtwerke ein Garant für Versorgungssicherheit und feste Einnahmen - erst für die Stadt, die die 51 Prozent Anteile später an die Parkraum GmbH und diese dann an die Bernburger Freizeit GmbH übertrug, mit dem Ziel, durch die erzielten anteiligen Gewinne der Stadtwerke die Zuschüsse für die Einrichtungen zu reduzieren. Bis zu sechs Millionen Euro Gewinn brachte es den Eigentümern ein. Das schlechteste Ergebnis waren etwa 3,5 Millionen Euro Gewinn, als sich Probleme wegen des Ukrainekrieges abzeichneten.
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