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Das schnelle Ende in der Politik von Jan Korte

Lange geplant hat er das Ende. Doch dann kam es schneller als gedacht. „Es ist gut, dass das aufhört“, blickt Jan Korte zurück. „Nur hatte ich gedacht, dass ich zu einer warmen Jahreszeit meinen Abschied feiern kann. Nun wird es eben im Winter“, schmunzelt er.


BERNBURG/AS. Lange geplant hat er das Ende. Doch dann kam es schneller als gedacht. „Es ist gut, dass das aufhört“, blickt Jan Korte zurück. „Nur hatte ich gedacht, dass ich zu einer warmen Jahreszeit meinen Abschied feiern kann. Nun wird es eben im Winter“, schmunzelt er.

 

Die Ampel habe zu viel Schaden angerichtet und vor allem, die Regierungsmitglieder hätten keine Einsicht, dass sie etwas falsch gemacht haben. Darum müsse es Neuwahlen geben, doch ohne ihn.

 

Seit 2005 war er für die Linken im Bundestag tätig. Eine weitere Zeit als Abgeordneter in der höchsten deutschen Volksvertretung wird es nicht geben, sagt der 47-Jährige aus heutiger Sicht. „Nach gut 20 Jahren ist es Zeit, sich neuen Aufgaben zu widmen“, sagt er. Es reiche auch, setzt er hinzu. Er möge manche Leute nicht mehr sehen. Korte, der in seiner Wortwahl nicht gerade zartbesaitet ist, findet harte Worte, für die, die er nicht mehr sehen möchte. "Das kann man ruhig schreiben", schiebt der Mann, dem leise Töne verdächtig zu sein scheinen, im Gespräch nach. Doch bei der Klagewut von einigen Politikern schon für recht harmlose Bezeichnungen, möchte das Medium hier an dieser Stelle es dabei bewenden lassen.

 

Es klingt nachdenklich und ein wenig frustriert, wenn Korte davon spricht, dass die Streitkultur nachlasse. Er vermisse kluge Menschen wie Wolfgang Schäuble. Der CDU-Politiker, der unter anderem Kanzleramts-Chef unter Helmut Kohl war, Bundesinnenminister und Präsident des 19. Bundestages, starb 2023. „Schäuble hatte ein enormes Wissen. Das war Geschichte pur. Ich habe gern mit ihm diskutiert, auch wenn wir natürlich politisch weit auseinander lagen“, so Korte, der an der Uni Hannover Politik, Soziologie und Geschichte studiert hat und das Studium 2005 auch mit dem Magister abschloss. Auf letzteres legt der gebürtige Osnabrücker großen Wert, denn von einigen Abbrechern, die auf den Stühlen im Bundestag einen Platz gefunden haben oder höherer Ämter in Parteien innehaben, will er sich abgrenzen. Es kämen junge Leute in den Bundestag, was an sich gut sei. Aber er habe das Gefühl, dass sie nicht alle so sehr mit der Realität des Alltags verbunden sind, wie es für eine solche Aufgabe notwendig sei. Da sei es schwer und koste enorme Kraft, Argumente anzubringen, die nicht verstanden würden.

 

Im Wahlkreis 72 - Anhalt, zu dem große Teile des Salzlandkreises um die Kreisstadt Bernburg gehörten, wie auch Teile des Kreises Anhalt-Bitterfeld, hatte sich Korte 2005 aufstellen lassen. Einmal holte er sogar das Direktmandat. Das war 2009. Den Wahlkreis Anhalt gibt es jetzt so nicht mehr. Von CDU, SPD, LINKE und zum Schluss die AfD wurden hier Direktkandidaten in den Bundestag gewählt. Unberechenbar, wie ein Swing-State in den USA, sagt Korte. Vielleicht sollte er darum auch aufgeteilt werden.

 

Korte war von 2017 bis 2023 Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der Fraktion. Er zog sich aus der ersten Reihe zurück, nahm auf den hinteren Bänken Platz und zog sich so nach und nach aus dem Tagesgeschäft zurück, was er als Gewinn an Lebensqualität wertet. Ehrenamtlich arbeitet er für die Rosa-Luxemburg-Stiftung.

 

Nun ist der Bundestag durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier aufgelöst worden, nachdem Kanzler Olaf Scholz die Vertrauensfrage gestellt und verloren hatte.

 

Jetzt wird am 23. Februar ein neuer Bundestag gewählt. Natürlich unterstütze er, so Korte, aber als Helfer. Er hoffe, dass die Linke den Sprung schafft. Die Fünf-Prozent-Hürde zu überspringen, sei schwierig. Aber für drei Direktmandate stünden die Chancen gut. Dann würde eine Fraktion der Linken im Bundestag vertreten sein. Und aus dem Mund eines Linken kommen auch Worte, die man so nicht vermutet. Korte würde es begrüßen, wenn die FDP im Bundestag vertreten ist.

 

„Die FDP hat immer zu uns gestanden, wenn es um Rechte der Abgeordneten ging“, sagt Korte. Und mit Wolfgang Kubicki habe man sich trefflich streiten können. Aber fair sei es immer gewesen.

 

Was nun auf Korte wartet, lässt er in Ruhe auf sich zukommen. Eines steht aber fest. Als Allererstes will er etwas mit den Händen machen, was Kraft kostet. „Ich werde in Brandenburg ein Praktikum bei einem Binnenfischer machen“, sagt Korte, der in seiner Freizeit häufig als Angler unterwegs ist. Zunächst steht aber der Umzug an. Raus aus Berlin. Das sei wie eine Blase, in der es anders tickt als im Rest der Republik, sagt Korte. Brandenburg ist eine Möglichkeit, wo es hingehen könnte. Denn eines steht für Korte fest. Mit Frau und seinen beiden Kindern bleibt er in den ostdeutschen Landen. Auch die Verbindung zu Bernburg will er nicht abreißen lassen. Hier hat er nicht nur wegen seines „Lieblings-Griechen“ einen guten Draht hin. Die Kinder fühlen sich hier sehr wohl, denn Korte pflegt feste Freundschaften in die Saalestadt und auch seine Kinder haben hier Freunde gefunden.

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