
Zum 1. Juni 2025 wird das historische Postamt an der Friedensallee in Bernburg seine Türen schließen, es sei denn, es wird ein neuer Betreiber gefunden. Damit würde nach mehr als 140 Jahren eine bedeutende Ära in der Stadtgeschichte zu Ende.
Bernburg, 13.01.2025 – Zum 1. Juni 2025 wird das historische Postamt an der Friedensallee in Bernburg seine Türen schließen, es sei denn, es wird ein neuer Betreiber gefunden. Damit würde nach mehr als 140 Jahren eine bedeutende Ära in der Stadtgeschichte zu Ende. Die Schließung betrifft das Postgebäude, das seit seiner feierlichen Eröffnung im Jahr 1884 nicht nur als Postfiliale, sondern auch als kulturelles Wahrzeichen der Stadt galt. Ab dem 1. Juni wird die Postfiliale ihre Dienste einstellen und die historische Nutzung des Gebäudes als zentraler Poststandort endet.
Das Gebäude an der Kaiserstraße 10, das heute als Friedensallee bekannt ist, wurde im Stil der wilhelminischen Zeit errichtet und war das erste Postamt in Anhalt. Es wurde nach dem Vorbild der modernen Reichspostgebäude erbaut und wurde am 7. Dezember 1884 in Betrieb genommen. In Gegenwart des Staatssekretärs Dr. Stephan und zahlreicher Gäste wurde das neue „Reichspostamt“ eingeweiht. Die Stadt Bernburg erhielt dadurch erstmals ein eigenes Postamt, das nicht nur die örtliche Kommunikation erleichterte, sondern auch die Verbindung zu anderen Städten und Handelsplätzen stärkte. Im Laufe der Jahre wurden Erweiterungen und Modernisierungen durchgeführt, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden, und das Gebäude wurde zu einem wichtigen Bestandteil des Stadtbildes.
Die Geschichte der Post in Bernburg reicht jedoch weit über den Bau dieses markanten Gebäudes hinaus. Bereits um 1800 wurde die Stadt als Postort im Bericht des Königlich-Preußischen Postamtes Magdeburg erwähnt. Doch erst im 17. Jahrhundert, unter der Regentschaft von Fürst Victor Amadeus, nahm die Stadt ihre ersten organisatorischen Schritte in Richtung eines Postwesens auf, als er einen laufenden Boten nach Leipzig schickte, um Briefe und Bestellungen zu übermitteln. Der richtige Aufschwung für das Bernburger Postwesen begann jedoch erst mit der Einrichtung einer Landpostkutsche im Jahr 1692, die von Dessau über Köthen nach Bernburg führte. Diese Postverbindung erleichterte den Austausch von Nachrichten und Waren zwischen den umliegenden Städten und Dörfern.
Im Jahr 1713 nahm die berittene Post ihren Dienst auf, und ab 1713 wurden erstmals Postsendungen von Bernburg nach Halle abgefertigt. Doch die Bedingungen waren oft noch unzureichend. Erst im 19. Jahrhundert, mit dem Anschluss an das Eisenbahnnetz, verbesserten sich die Postverhältnisse in der Stadt deutlich. Nachdem das Postamt zunächst in verschiedenen Gebäuden in der Breiten Straße untergebracht war, entschied sich die Postverwaltung 1883, das Grundstück des Hofjägermeisters v. Siegfeld zu erwerben und darauf das neue, repräsentative Postgebäude zu errichten. Im Dezember 1884 war es dann so weit: das neue Postgebäude öffnete seine Pforten und nahm den Betrieb auf.
Mit dieser Eröffnung begann nicht nur eine neue Ära für die Stadt Bernburg, sondern auch für das Anhaltische Postwesen. Das Postamt nahm nun nicht nur Briefe und Pakete entgegen, sondern auch den Telegraphen- und später den Telefonverkehr auf. Der Bau des Postgebäudes war ein Meilenstein in der Entwicklung der Stadt und der Region. Die Post spielte eine zentrale Rolle im täglichen Leben der Bürger und war nicht nur für die Kommunikation, sondern auch für den Transport von Waren und Personen von großer Bedeutung.
Im Laufe der Jahrzehnte wurde das Postgebäude immer wieder erweitert. So wurde es unter anderem durch den Anbau in der heutigen Poststraße vergrößert, um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden. Auch die Talstadt profitierte von einer Zweigstelle des Postamtes, die 1887 eröffnet wurde. Über die Jahre hinweg wurde das Gebäude zum zentralen Knotenpunkt für die Post- und Kommunikationsdienste in Bernburg und war sowohl für den innerstädtischen als auch für den regionalen Postverkehr von zentraler Bedeutung. Darüber hinaus verbanden Postautos, die in den 1920er Jahren eingeführt wurden, die umliegenden Dörfer mit der Stadt und trugen zur landesweiten Vernetzung bei.
Die Schließung der Postfiliale markiert nun das Ende eines langen Kapitels in der Geschichte Bernburgs. Die Besitzer des Carrés im Herzen der Stadt, die das Gebäude in der Zukunft weiterentwickeln möchten, setzen sich dafür ein, den historischen Wert des Postgebäudes zu bewahren und einen sinnvollen Nachnutzungskonzept zu schaffen. Dabei soll das kulturelle Erbe des Gebäudes auch in der Zukunft gewahrt bleiben, um so der Stadtgeschichte und dem Erinnerungswert dieses Wahrzeichens gerecht zu werden.
„Es ist ein emotionaler Moment für viele Bürger und für uns als Stadtbewohner. Wir wissen, wie stark die historische Bedeutung dieses Gebäudes in der Stadt verankert ist“, sagt [Name, Position des Sprechers der Besitzer]. „Unser Ziel ist es, das Gebäude auch weiterhin in die Stadtentwicklung einzubinden und mit einer neuen Nutzung die Tradition zu bewahren, die in diesem Haus steckt.“
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