· 

Für den Atomschlag gewappnet sein: Wehrunterricht in Bernburg 1980

Foto: Stadtarchiv Bernburg
Foto: Stadtarchiv Bernburg

Stellen Sie sich vor: Es ist 1980 in der DDR, und für die Schülerinnen und Schüler der 9. und 10. Klasse steht Wehrunterricht auf dem Stundenplan – eine Mischung aus Drill, Abenteuer und surrealen Erlebnissen.

Der Wehrunterricht, der von 1978 bis 1989 obligatorisch für alle Neunt- und Zehntklässler der Polytechnischen und Erweiterten Oberschulen war, bestand aus einer theoretischen Vorbereitung in den Schulen, gefolgt von einem Wehr- oder Zivilverteidigungslager und den abschließenden sogenannten „Tagen der Wehrbereitschaft“. Aber glauben Sie nicht, dass das alles nur trockene Theorie war – weit gefehlt!

 

Während die Jungs durch den Schlamm krochen und Übungen absolvierten, die mehr einem Abenteuer-Urlaub glichen, widmeten sich die Mädchen der Zivilverteidigung. Hierbei lernten sie Erste Hilfe und Evakuierungsmaßnahmen – oft in Szenarien, die an apokalyptische Science-Fiction-Filme erinnerten.

 

Ein Highlight der Ausbildung waren die Übungen mit Gasmasken, bei denen man sich leicht in eine andere Welt versetzt fühlte. Die Bilder aus Bernburg zeigen Jugendliche, die mit einer Mischung aus Ernst und Lachen diese surrealen Szenarien meisterten. Die Ausbildung dauerte zwölf Tage, sechs Stunden täglich – genug Zeit, um Freundschaften zu knüpfen und ein paar skurrile Geschichten für später zu sammeln.

 

Lustig wird es, wenn man die Versuche der Eltern betrachtet, ihre Kinder vom Wehrunterricht zu befreien – sei es aus religiösen Gründen oder weil sie einen Ausreiseantrag gestellt hatten. Diese Bemühungen endeten meist erfolglos. Und selbst wenn einem Antrag stattgegeben wurde, bedeutete das nicht Unterrichtsfreiheit, sondern ein Ersatzprogramm. Unfreiwillig humorvolle Bürokratie auf höchstem Niveau!

 

Wehrdienstverweigerung war in der DDR ebenso unmöglich wie ein freier Winter ohne kalte Füße. Die Jugendlichen mussten sich dieser Realität fügen. Besonders kritisch eingestellte Schüler wurden schon mal vom Wehrlager ausgeschlossen, um ideologischen „Unruhen“ vorzubeugen. Diese mussten dann ebenfalls an der Zivilverteidigung in der Schule teilnehmen – eine Art Strafe, die wohl eher wie ein Pausenclown-Auftritt wirkte.

 

Eine Anekdote erzählt von einem Schüler, der so ungeschickt mit der Kolbenpumpe umging, dass das gesamte Team unfreiwillig nass wurde – ein humorvoller Glanzpunkt in einer sonst recht ernsten Ausbildung.

 

Insgesamt war der Wehrunterricht eine einzigartige Mischung aus Drill, Freundschaft und unfreiwilligem Humor. Es gab Lacher, ernste Momente und viele Geschichten, die heute mit einem Schmunzeln erzählt werden. Wehrunterricht in der DDR war mehr als nur Pflicht – es war eine kuriose Episode in der Lebensschule vieler Jugendlicher.

Fotos: Stadtarchiv Bernburg

Das könnte Sie auch interessieren: